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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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die Schäden der Vergangenheit irgendwie auszulöschen.
    »Ich hatte ganz vergessen, wie es ist, mit dir zu reden«,
sagte er. »Ich meine, wirklich zu reden, ohne all die Drohungen und gegenseitigen Vorwürfe und so weiter.«
    »Es gibt vieles, was wir uns gegenseitig vorwerfen können«, sagte sie.
    Er öffnete den Mund, um zu sprechen, um etwas Schmeichelhaftes zu sagen, etwas, womit er seine Gefühle zum Ausdruck brachte, und sei es auch nur andeutungsweise. Aber sie hatte die Veränderung in ihm schon bemerkt, hatte die Zärtlichkeit in seinen Augen gesehen und gehört, wie seine Stimme weich wurde.
    »Nicht, Darian«, sagte sie leise.
    Also tat er es nicht. Das Gefühl rollte sich ein und starb in der Hitze von Bitterkeit und Verlegenheit. Er stand auf und warf etwas Geld auf den Tisch.
    »Dann gehen wir jetzt zu diesem Professor«, sagte er.
    Trinica nickte wortlos, ließ ihren Kaffee stehen und folgte ihm.
     
    Professor Kraylock war ein kleiner, dünner, ältlicher Mann mit ordentlichem weißen Schnurrbart und kahlem, leberfleckigem Schädel. Eine Brille mit kleinen, runden Gläsern thronte auf einer von geplatzten Adern purpurrot gefärbten Nase: das Kennzeichen eines Mannes, der gern und reichlich dem Schnaps zusprach. In seinem Sessel hinter dem kolossalen Schreibtisch aus Walnussholz und Leder wirkte er geradezu zwergenhaft. Durch zwei hohe Bogenfenster hinter ihm fiel Sonnenlicht herein, das ihn in blendendes Licht tauchte, sein Gesicht jedoch im Schatten beließ. Leuchtende Staubkörnchen hingen um ihn herum in der Luft.
    Frey und Trinica nahmen auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz. Trinica und der Professor unterhielten
sich gut gelaunt. Präliminarien: Grüße, Erkundigungen nach der beiderseitigen Gesundheit und dergleichen. Frey schwieg die meiste Zeit. Er war nicht gut im Smalltalk mit gebildeten Leuten.
    Trinica aber schon. Sie plauderte liebenswürdig mit Kraylock, fragte ihn nach seinen Forschungen und nach universitären Angelegenheiten und äußerte sich über irgendeine seltene Skulptur, die in einer Nische stand. Dies war die Trinica, an die er sich erinnerte. Die Trinica, die die Gäste ihres Vaters bei einer protzigen Abendgesellschaft mit ihrem Charme bezirzte. Die Trinica, mit der man stundenlang reden konnte, weil sie einem das Gefühl vermittelte, dass alles, was man sagte, faszinierend und wichtig war.
    Freys Blick schweifte durch das Arbeitszimmer, und er fragte sich müßig, ob es hier etwas gab, was sich zu stehlen lohnte. Er sah einen Haufen möglicherweise wertvoller Sachen. Ein bewegliches Modell des Sonnensystems aus Messing, ein reich verziertes Fernrohr. Möbel, die älter aussahen als der Planet. Und Bücher. Jede Menge Bücher.
    Frey misstraute Büchern. Er hatte den leisen Verdacht, dass die meisten Leute sie nur kauften, um mehr Eindruck zu machen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass jemand so viele dicke, langweilige Wälzer las. Hatte sich Kraylock wirklich durch jeden einzelnen der vierzig Bände der Encyclopaedia Vardia geackert? Oder durch Abrics gesammelte Diskurse über das Wesen der Menschheit? Er bezweifelte es.
    »Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass Sie sich die Zeit nehmen, mit uns zu sprechen«, sagte Trinica gerade. »Aber dürfte ich fragen, warum Professor Grist uns nicht persönlich empfangen konnte?«
    »Weil er tot ist«, antwortete Kraylock. »Ich muss gestehen,
ich war einigermaßen überrascht, dass Sie das nicht wussten. Es ist jetzt beinahe zwei Jahre her.«
    Na großartig, dachte Frey. Einfach großartig.
    Trinica schaute angemessen perplex drein. »Tut mir leid. Das wussten wir nicht.«
    »Nein, hmm? In Ihrem Brief stand, Sie seien daran interessiert, über seine Forschungen zu sprechen. Über welche Forschungen genau wollten Sie denn mit ihm sprechen?«
    Sein Ton ließ keinen Zweifel daran, dass das Spiel schon vorbei war, bevor es überhaupt begonnen hatte. Er hatte ihnen ihre Geschichte nicht einen Moment lang abgenommen. Trininca suchte noch nach einer Antwort, als Frey sich vorbeugte. »Hören Sie«, sagte er. »Wir sind keine Studenten. Wir suchen Professor Grists Sohn, Harvin. Er hat uns etwas gestohlen, und wir wollen es zurückhaben. Nun ja, eigentlich haben es die Erwecker zuerst gestohlen, aber das nur nebenbei. Wir hatten gehofft, mit seinem Vater sprechen zu können und vielleicht einen Hinweis zu erhalten, wo Harvin sein könnte. Aber sein Vater ist tot, also …« Er breitete die Hände aus. »Tut uns leid, dass

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