Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)
betraf ebenfalls die Erwecker. Das Kanzlerkabinett sollte über einen neuen Antrag abstimmen, der jegliche Aktivitäten der Erwecker in den Großstädten verbot. Genau das, worüber sich Großorakel Pomfrey beklagt hatte, kurz bevor er von Frey am Kartentisch ausgenommen worden war. Vermutlich hatte man die Abstimmung zeitlich so gelegt, dass sie von der Welle der öffentlichen Unterstützung im Gefolge der Ankündigung des Erzherzogs getragen wurde. Im Grunde brauchte der Erzherzog die Zustimmung des Kabinetts nicht, um Gesetze zu erlassen, aber viele Menschen im Land würden wütend darüber sein, dass der Erzherzog sich an ihrer Religion vergriff. Das Kabinett war traditionell die Stimme des Volkes, selbst wenn dort nur die Aristokratie etwas zu sagen hatte. Ihre Unterstützung würde alles viel leichter machen.
Seltsame Zeiten, dachte er. Aber die Zeiten waren schon
seit Beginn der Aerium-Kriege seltsam. Frey belastete sich nicht allzu sehr mit den großen Zusammenhängen. Sollte die Welt sich um sich kümmern; er würde dasselbe tun. Das war jedenfalls seine übliche Einstellung. Doch nun war er hier an der Universität von Bestwark und wartete darauf, einen Kollegen von Grists Vater treffen zu können. Alles, um diese Manen-Kugel aufzutreiben, bevor Grist etwas allzu Schreckliches damit anstellte. Und was gab es für ihn dabei zu holen?
Gar nichts. Außer dass er nachts vielleicht schlafen konnte, weil er zumindest versucht hatte, eine von ihm selbst mitverursachte Katastrophe abzuwenden.
Smults Informationen hatten ein paar Hinweise enthalten, selbst wenn der Drecksack sie anschließend verraten hatte. Grist befand sich wahrscheinlich irgendwo an der Nordküste. Am besten begannen sie dort, sich nach ihm zu erkundigen. Doch bevor sie durch die Gegend flogen und sich in der arktischen Luft die Schoten abfroren, wollte Frey ein Wort mit Daddy wechseln. Mal sehen, ob er die Suche ein wenig eingrenzen konnte.
Also waren sie nach Bestwark geflogen. Trinica hatte ein höfliches Vorstellungsschreiben aufgesetzt. Um Grists Vater nicht zu verschrecken, gaben sie vor, Gelehrte zu sein, die daran interessiert waren, mit ihm über seine Forschungsarbeiten zu sprechen. Sicherheitshalber gab sie falsche Namen an.
Sie ließen den Brief an die Universität schicken. Schon am nächsten Tag erhielten sie Antwort von einem Professor namens Kraylock, der sie einlud, sich mit ihm zu treffen. Trinica war über die Schnelligkeit der Reaktion überrascht, aber keiner von ihnen wollte ihr Glück in Zweifel ziehen.
Trinica war früh an diesem Morgen von der Ketty Jay verschwunden, um »einige Vorbereitungen zu treffen«. Sie hinterließ eine Nachricht, in der sie sich mit Frey in der Mensa verabredete. Also ging Frey allein und ziemlich nervös dorthin. Der Torwächter hatte seinen Namen auf einer Liste, und er wurde eingelassen. Er ging in die Mensa und nahm dort Platz, um zu warten. Das ganze Prozedere schüchterte ihn ein wenig ein.
Er schaute sich nach Trinica um, sah sie nicht und versteckte sich wieder hinter der Zeitung. Sein Blick fiel auf einen Artikel, der sein Interesse weckte. Die Meteorologengilde in Thesk sagte eine Neubelebung des Sturmgürtels voraus, des bösartigen Wettersystems, das sich über die Ordische Tiefsee zog und den Kontinent Pandraca von den Inseln auf der anderen Seite des Planeten trennte. Die Luftfahrergilde befürchtete, Neu-Vardia und Jagos könnten noch stärker isoliert werden, wenn Flugzeuge und Luftschiffe gezwungen wären, auf die Ostroute auszuweichen. Das würde nämlich bedeuten, dass man fast zwei Drittel des Globus umrunden musste, was von den Treibstoffkosten her geradezu unerschwinglich war, ganz zu schweigen von den damit verbundenen Gefahren.
»Irgendwas Interessantes?« Trinicas Stimme. Er schloss die Zeitung und schaute zu ihr hoch. Und schaute weiter.
»Du starrst mich an, Darian«, sagte sie. Eine sanfte Ermahnung. Sie schaute ein wenig unbehaglich drein, und ihre Miene war unsicher und verlegen. Nicht gerade die Emotionen, die er mit Trinica Dracken, der Piratenkapitänin, in Verbindung brachte.
Aber er konnte nicht anders. Wer immer da vor ihm stand, es war nicht die Frau, die er zuletzt auf der Ketty Jay gesehen hatte.
Sie hatte sich buchstäblich verwandelt. Die kalkweiße Gesichtsfarbe und der vulgäre rote Lippenstift waren fort. Jetzt trug sie lediglich ein außerordentlich dezentes Make-up. Ihr Haar, zuvor wie mit einer stumpfen Klinge verunstaltet, war zu einer
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