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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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modisch kurzen Frisur geschnitten. Die schwarzen Kontaktlinsen waren verschwunden. Ihre Augen waren so grün, wie er sie in Erinnerung hatte. Ein leichtes, sommerliches Kleid legte ihre hellen Schlüsselbeine frei.
    Es war, als wäre die Vergangenheit zum Leben erwacht. Eine Vision der Frau, die er vor so langer Zeit geliebt hatte. Ja, es gab Unterschiede: Immerhin waren zehn Jahre vergangen. Winzige Fältchen an ihren Augenwinkeln. Ihr Gesicht ein wenig hagerer als früher, die Wangenknochen einen Hauch spitzer. Und natürlich eine andere Frisur. Aber nichts von alledem bedeutete ihm etwas. Verdammt, sein Herz schlug bei ihrem Anblick tatsächlich heftiger.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie. »Du siehst aus, als wärst du ein bisschen neben der Kappe.« In ihrem Ton lag ein Lächeln. Seine Reaktion schmeichelte ihr, selbst wenn sie es nicht wollte.
    »Du …« Frey rang um eine geistreiche Bemerkung. »Die kleine Säuberungsaktion hat dir echt gutgetan«, brachte er heraus.
    »In Anbetracht der Umstände kam es mir unklug vor, alle Welt auf mich aufmerksam zu machen«, sagte sie und setzte sich mit geübter Eleganz. »Osric Smult hat mir eine Lektion erteilt, die ich nicht so schnell vergessen werde. Ich verdanke es dir, dass ich noch am Leben bin, um daraus zu lernen.«
    Die junge Frau, die Frey bedient hatte, kam an ihren Tisch. Frey war dankbar für die Gelegenheit, sich wieder
zu sammeln, während sie mehr Kaffee und Gebäck bestellten.
    »Ich habe das Frühstück ausgelassen«, gestand Trinica mit einem Lächeln.
    Selbst ihr Benehmen war anders. Nicht so hart, nicht so unbarmherzig. Die äußere Schicht ihrer Tarnung war weggekratzt worden. Keiner von ihnen wusste so recht, was darunter lag.
    Sie lehnte sich in ihren Stuhl zurück und schaute auf den Innenhof hinaus. Betrachtete die Studenten, so wie er zuvor. »Ich wäre auch an eine solche Uni gegangen«, sagte sie. »Bestwark, Hoben oder Galmury. Ich war eine gute Schülerin, weißt du. Und bei dem Geld meiner Familie, nun ja …« Sie ließ den Satz in der Schwebe. »Ich frage mich, wie es dann wohl gewesen wäre.«
    »Wenigstens wärst du angenommen worden«, sagte Frey. »Ein Waisenkind wie ich, aus einer Familie ohne Namen … ich wäre nicht näher als fünfzig Kloms an Bestwark herangekommen, und wenn ich noch so gut gewesen wäre.«
    Trinica lachte. »Du hast die Schule gehasst. Das hast du mir erzählt.«
    »Tja, wenn mir der Gedanke gekommen wäre, dass ich vielleicht mal auf die Universität gehen könnte, hätte ich mich vielleicht mehr in diese ›Lern‹-Nummer reingekniet«, sagte Frey und machte Gänsefüßchen mit den Fingern.
    »Du kannst nicht alles auf deine Geburt schieben, Darian«, sagte sie. »Für ein armes Waisenkind hast du dich außerdem gar nicht so schlecht gemacht. Um Haaresbreite hättest du ein Vermögen geheiratet, wenn ich mich recht entsinne.«

    Frey sah sie an und suchte nach Anzeichen einer Beschuldigung, aber es war keine. Trinica schien sogar guter Laune zu sein. Sie schloss die Augen und hob das Gesicht in die Sonne. Vielleicht spürte sie sie zum ersten Mal seit Jahren auf ihrer bloßen Haut. Frey ertappte sich dabei, dass er sich Sorgen machte, sie könnte einen Sonnenbrand bekommen.
    Du machst dir Sorgen? Um sie? Mach dir lieber Sorgen um dich selbst!
    Die Stimme der Vernunft. Er ermahnte sich, nicht auf sie hereinzufallen. Nur weil sie ihr Äußeres verändert hatte, war sie darum kein bisschen vertrauenswürdiger.
    Die Bedienung kam mit ihren Getränken und einem Teller Gebäckstücke. Trinica nahm eins und biss hinein. Frey fiel auf, dass er sie an Bord der Ketty Jay nie hatte essen sehen. Sie hatte ihre Mahlzeiten in ihrer Kabine eingenommen, vielleicht weil ihr bewusst war, dass ihre Anwesenheit die Atmosphäre in der Messe vergiftete. Sie aß auf eine wählerische, akkurate Art, die Frey immer irgendwie bezaubernd gefunden hatte.
    Er aß selbst ein Gebäckstück. Für kurze Zeit sagte keiner von ihnen etwas. Absurderweise begann Frey, sich wohl zu fühlen. Als würden sie einander schon ewig kennen. Als wäre es nichts Besonderes, dass sie an einem sonnigen Tag auf dem Gelände einer uralten Universität beisammensaßen und Gebäck aßen. Die ganze Situation war bizarr in ihrer Normalität.
    »Zweifelst du jemals an dem, was du tust, Trinica?«
    Sie sah das Gebäckstück in ihrer Hand misstrauisch an. »Sollte ich?«
    »Nein, ich meine, fragst du dich jemals, ob du auf dem richtigen Weg bist?«

    »Mein

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