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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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»Was, wenn Maurin vermutet hat, dass er ermordet werden würde?«
    Frey grinste. »Was, wenn er eine Kopie seiner Forschungsergebnisse angefertigt und sie jemandem geschickt hat, den niemand im Verdacht haben würde?«
    Aufkeimende Erregung zeichnete sich in Trinicas Gesicht ab. Frey kam sich so verdammt schlau vor, dass er sich kaum wieder einkriegte.
    »Er hat die Notizen seinem Sohn geschickt!«, sagte Frey. »Daher wusste Grist von der Kugel. Daher wusste er, dass er einen Dämonisten mitbringen musste, um die Tür zu entriegeln. So hat er Zugang zu Marine-Berichten erlangt. Es stand alles in den Notizen seines Vaters.«
    »Sie meinen, sie sind womöglich gar nicht verloren gegangen?« , sagte Kraylock erstaunt. »Sie müssen sie zurückholen! Diese Forschungsergebnisse in den richtigen Händen … das könnte das Ende der Erwecker bedeuten!« Er lehnte sich in seinen Sessel zurück und stieß den Atem aus, als könnte er nicht glauben, was er gerade gesagt hatte. »Das Ende der Erwecker«, sagte er ruhiger. »Wenn der Erzherzog dieses Material in die Finger bekäme … wenn das Kanzlerkabinett darüber Bescheid wüsste … Die Erwecker setzen seit über einem Jahrhundert Dämonisten ein! Spucke und Blut, das wäre ja eine tolle Sache. Maurin würde in seinem Grab darüber lachen.« Seine Augen leuchteten. »Sie müssen mir diese Notizen beschaffen!«

    Frey stand auf. Trinica erhob sich mit ihm. »Zuerst müssen wir Grist finden«, sagte er. »Die Nordküste von Marduk. Da sollten wir anfangen.« Er schüttelte Kraylock energisch die Hand. »Danke für Ihre Hilfe, Professor.«
    »Die Notizen!«, rief ihnen Kraylock nach. »Vergessen Sie die Notizen nicht!«
    Trinica warf Frey einen Seitenblick zu, als sie hinausgingen. »Ich bin beeindruckt, Kapitän Frey«, sagte sie sarkastisch. »Und schon zum zweiten Mal in drei Tagen. Was ist bloß aus dir geworden?«
    Frey war selbst nicht wenig beeindruckt. »Bleib in meiner Nähe«, sagte er. »Davon hab ich noch mehr zu bieten.«

SECHSUNDZWANZIG
Das Krankenhaus – Am Ende der Weisheit – Die Abmachung
    Das Krankenhaus stand auf einem Hügel am Stadtrand. Es war ein altes Gebäude mit vielen Fenstern, einige davon erleuchtet, um die Nacht abzuwehren. Fensterbänke bröckelten an den Rändern; hier und dort waren Scheiben gesprungen; die Mauern waren verwittert und bemoost. Die Dunkelheit verbarg die schlimmsten Zeichen des Verfalls, aber nicht in ausreichendem Maße.
    Crake betrachtete die Szenerie vom Rücksitz der Motorkutsche aus mit düsterem Blick. Der Kutscher hockte vornübergebeugt auf der Bank, mit eckigen Schultern, eine Mütze tief über den Kopf gezogen, als führe er durch ein Gewitter. Aber die Nacht war warm und friedlich. Abgesehen vom Rattern des Motors war es geradezu unheimlich still.
    Eine lange, gebogene, gekieste Auffahrt führte von der Außenmauer und dem rostigen, quietschenden Eisentor zum Gebäude. Sie verlief durch ein ungepflegtes Areal: Das Gras war lang, die Bäume waren unbeschnitten und struppig. Die Kutsche hielt vor dem Krankenhaus. Crake warf einen Blick auf seine Taschenuhr – genau pünktlich  – und stieg aus.

    »Warten Sie bitte hier auf mich«, sagte er zum Kutscher. »Es wird nicht lange dauern.«
    Der Kutscher tippte sich zur Antwort an die Mütze, nahm dann wieder seine vorherige Haltung ein und blieb so sitzen, reglos wie ein schlafender Roboter aus einem Science-Fiction-Roman. Der Mann machte Crake nervös. Er mochte das Schweigen des Kutschers nicht, seine Reglosigkeit, die stoische Art, wie er seine Arbeit verrichtete. An einem anderen Tag hätte es ihm nichts ausgemacht, aber in letzter Zeit fand er solche kleinen Seltsamkeiten zunehmend unerträglich. Er geriet wegen Bagatellen grundlos in Wut. Manchmal gingen die Gefühle mit ihm durch, und schon die kleinsten Lappalien trieben ihm Tränen in die Augen. Selbst Plome hatte kritische Bemerkungen darüber fallen gelassen; er ging ihm seit einiger Zeit aus dem Weg, soweit es die Höflichkeit zuließ. Crake wiederum verbrachte den größten Teil seiner Zeit im Sanktum unter Plomes Haus. Je länger er sich dort aufhielt, desto geringer wurde seine Neigung, sich mit der Welt draußen abzugeben.
    Aber manchmal musste man eben Opfer bringen.
    Crake blieb einen Moment lang stehen, um seine Kleidung zu ordnen und seinen Mut zusammenzunehmen. Er war dick eingepackt, obwohl nicht einmal ein Hauch Kühle in der Luft lag, und er zog seinen Mantel enger um sich, als er nun

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