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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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den Empfangsbereich des Krankenhauses betrat. Dieser war braun und eintönig und roch ein wenig nach Bleiche, war jedoch auch sauber und ordentlich, was Crakes Nerven ein wenig beruhigte. Er hatte schon immer Trost in den Merkmalen einer effizienten Zivilisation gefunden. Banken, Theater und erstklassige Restaurants waren Balsam für das Chaos in seinem Leben. Und
dieses Haus sah trotz seines schlechten Rufs zumindest einigermaßen organisiert aus.
    Zu dieser nächtlichen Stunde war alles ruhig. Eine Schwester mittleren Alters saß hinter dem Empfangstresen und unterhielt sich mit einem Arzt. Beide blickten auf, als er eintrat.
    »Die Besuchszeit ist leider vorbei«, sagte die Schwester, sobald sie festgestellt hatte, dass er keine offensichtlichen Verstümmelungen aufwies. Ihr Ton war scharf, um dem Gegenüber gleich von vornherein klar zu machen, dass Widerspruch keinen Sinn hatte.
    Crake versuchte es trotzdem. »Ja, ich … äh … ich konnte leider nicht eher kommen. Es geht um meinen Onkel Merin. Er ist sehr krank, wie ich höre.«
    »Tut mir leid, aber …«, begann die Schwester, doch der Arzt überging sie.
    »Sie müssen Mardrew sein«, sagte er und kam herüber, um Crake die Hand zu geben. »Er hat gesagt, dass Sie kommen würden. Er freut sich schon sehr darauf, Sie zu sehen.« Der Arzt wandte sich an die Schwester. »Alles in Ordnung, ich bringe ihn hin.«
    Die Schwester schüttelte den Kopf und wandte sich wieder ihrem Papierkram zu. »Keine Ahnung, wozu wir uns überhaupt die Mühe machen, Besuchszeiten festzulegen«, brummte sie missmutig.
    »Hier entlang, bitte«, sagte der Arzt und geleitete Crake durch eine Schwingtür. Er war ein kleiner, dünner Mann Anfang dreißig, mit schwarzen, mit Öl an den Schädel geklatschten, glatt zurückgekämmten Haaren und einem kleinen, ordentlichen Schnurrbart. Crake folgte ihm in einen Flur, bis sie außer Hörweite der Schwester waren.
    »Haben Sie das Geld dabei?«, fragte der Arzt.

    »Ja«, sagte Crake. Und danach wurde kein Wort mehr gesprochen.
    So einfach. Sie waren an der Schwester vorbei und im Innern des Krankenhauses, bevor Crake Zeit hatte, es sich anders zur überlegen. Das war auch gut so. Er zweifelte nicht daran, dass seine tief verwurzelte Angst vor Autoritäten die Oberhand gewonnen hätte, wenn er im Empfangsbereich hätte warten müssen. Er wäre unter dem Blick der Schwester zerbröckelt und hätte kehrtgemacht. Aber der Arzt stand am Empfang, genau wie Crakes Kontaktmann gesagt hatte. Crake musste nur nach seinem Onkel Merin fragen. Die ganze Sache hatte wie am Schnürchen geklappt.
    Und warum hatte er dann mehr Angst als zuvor?
    Sie stießen auf einen Wegweiser zu den Stationen, aber der Arzt ignorierte ihn und ging in die andere Richtung, den Flur entlang. Das Krankenhaus war steril und still. Schwestern, die fahrbare Krankenbetten schoben, tappten vorbei. Hausmeister wischten die Fußböden. Sie begegneten einem Arzt, der einen raschen Gruß mit Crakes Begleiter wechselte und dann weitereilte. Crake rechnete jeden Moment damit, dass ihn jemand fragte, was er hier zu suchen hatte. Sie spürten doch sicher, dass er etwas Verbotenes vorhatte? Man sah es doch wohl an seinem schnellen, umherschweifenden Blick und seiner versteinerten Miene?
    Aber niemand nahm Notiz von ihm.
    Gleich darauf gelangten sie zu einer Tür mit der schlichten Aufschrift ZUGANG. Der Arzt schaute sich um, vergewisserte sich, dass niemand zu sehen war, dann stieß er sie auf und führte Crake hindurch.
    Dahinter befand sich ein enges, matt erleuchtetes Treppenhaus.
Sie stiegen ein Stockwerk hinunter und traten durch eine Metalltür in einen weiteren Gang.
    Hier war die Atmosphäre weniger angenehm als im Stockwerk darüber. Die Wände waren schmutzig, in den Ecken lag Abfall. An der Decke summten von öligen Fingerabdrücken verschmierte elektrische Lampen. Es roch nicht nach Desinfektionsmitteln, sondern nur leicht nach Schimmel. Die Luft war kühl, und Crake war froh über seinen Mantel.
    Ich sollte das nicht tun, dachte er sich im Stillen. Je näher sie ihrem Ziel kamen, desto stärker wurden seine Angst und seine Übelkeit. Die ganze Sache war ihm nicht real erschienen, bis er am Empfang vorbeigekommen war. Er hatte halb damit gerechnet, abgewiesen zu werden. Doch indem er die Schwester mit Hilfe des Arztes ausgetrickst hatte, war er eine Verpflichtung eingegangen. Bisher hatte er zwar nichts Illegales getan, aber er spürte, dass es für einen Rückzieher zu spät

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