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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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aufs Geratewohl ein- und ausschaltete. Crake fiel es immer schwerer, den Mund zu halten. Er sehnte sich förmlich danach, von hier zu verschwinden.
    Sei stark, befahl er sich. Lass sie nicht im Stich.
    Der Arzt blieb vor einer Metalltür stehen und entriegelte sie mit einem Schlüssel.
    »Die Abmachung lautet folgendermaßen«, sagte er. »Wenn wir hier fertig sind, bringe ich sie zum Ausgang, an der Schwester am Empfang vorbei. Um Mitternacht treffen wir uns am Hintereingang. Die eine Hälfte des Geldes bei Abnahme der Ware, die andere bei Erhalt. Einverstanden?«
    »Einverstanden.« Crake wurde von einer solchen Furcht erfasst, dass er das Wort kaum herausbrachte.
    »Ich brauche Sie wohl nicht an die gebotene Diskretion zu erinnern«, sagte der Arzt.
    »Nein«, sagte er. »Brauchen Sie nicht.«
    Der Arzt bemerkte seine Seelenqualen. Er warf ihm einen unsicheren Blick zu, sagte aber nichts. Stattdessen öffnete er die Tür und ging hindurch. Crake folgte ihm.
    Der Raum war weiß gefliest und schmuddelig. Drei Rollbahren standen an der rückwärtigen Wand. Darauf lagen drei Gestalten, mit weißem Tuch bedeckt. Der Arzt ging von einer zur anderen und zog die Tücher weg.
    Crake sah drei kleine Mädchen mit weißer Haut. Ihre
Augen starrten nach oben. Sie waren alle ungefähr in Bess’ Alter zum Zeitpunkt ihres Todes. Bei jeder verlief eine y-förmige Naht von den Schultern zum Brustbein und von dort zum Becken. So schrecklich jung und unschuldig. Crake starrte sie an. Entsetzen schnürte ihm die Kehle zu. Scham und Abscheu vor sich selbst erfüllten ihn. Er taumelte und hielt sich an Türrahmen fest.
    Ich kann das nicht, ich kann das nicht, ich kann …
    »Nun?«, sagte der Arzt und deutete auf die Leichen. »Welche wollen Sie?«

SIEBENUNDZWANZIG
Wichtige Gespräche – Jez reinigt die Atmosphäre – Der Glückliche Amputierte – Eine neue Spur – Abflüge
    Marduk war ein kaltes, tristes und bitteres Land, selbst zu Beginn des Sommers. Es war das nördlichste der Neun Herzogtümer; im Westen teilte es sich die Grenze mit Yortland, dem einzigen noch kälteren Gebiet auf dem Kontinent. Mörderische Winde bliesen aus der Arktis herab, vom Polarmeer. Der Monat Dresch hatte begonnen; er kündigte den Sommer an, aber hier gab es nur wenig Sommer.
    Frey und Trinica gingen gewundene, matschige Wege entlang. Jenseits der nahe gelegenen Gebäude erhoben sich schneebedeckte Berge, steil und schwarz. Die Abenddämmerung war noch nicht hereingebrochen, aber die Gipfel hatten bereits die Sonne verschluckt, und die Stadt Raggen Crag lag im Zwielicht.
    Schon lange hatte keiner von ihnen mehr etwas gesagt. In dicke Ledermäntel gehüllt, die pelzbesetzten Kapuzen auf dem Kopf, wanderten sie ziellos und ohne bestimmte Absicht in Raggen Crag umher. Es genügte, einfach nur spazieren zu gehen.
    Lichter leuchteten in den Fenstern der gruppenweise angeordneten Häuser, die sich Wärme suchend zusammendrängten.
Aus dem Innern hörten sie das Rumpeln der mächtigen Boiler. Auf den Dächern und Straßen häuften sich schmutzige Schneewehen. Schwarze Arktisvögel kreisten über ihnen oder saßen mit aufgeplustertem Gefieder auf den Heizrohren.
    Es war eine trostlose, schlichte Siedlung, wie viele andere, die Frey in letzter Zeit besucht hatte. In den vergangenen dreißig Tagen mussten sie fünfundzwanzig Städte abgeklappert haben, und immer noch keine Spur von Grist. Es gab Berichte von Leuten, die ihn gesehen haben wollten, und andere Anhaltspunkte – genug Indizien, um die Suche weiterzuführen –, aber nichts davon hatte sie ihrem Ziel bisher näher gebracht.
    Jeden Tag durchkämmte Frey die Zeitungen. Aber er fand keinen Hinweis darauf, dass es irgendwo eine Katastrophe gegeben hatte. Nirgends war eine Vernichtungswaffe entfesselt worden.
    Was führte Grist im Schilde? Was hatte er mit der gestohlenen Kugel vor? Worauf wartete er?
    Wenn Frey frustriert war, so galt das für seine Leute in doppeltem Maße. Sie waren müde und gelangweilt. Keiner von ihnen machte sich aus dieser Mission so viel wie er. Niemand wollte in einem tristen Herzogtum wie Marduk herumgeschleift werden, während der Sommer im Süden ungenutzt verstrich. Pinn war fast ständig betrunken, und Malvery hatte sich zu ihm gesellt. Harkins ließ sich kaum jemals auf der Ketty Jay blicken; er kam nur zu Stippvisiten an Bord, und selbst dann war er so schreckhaft, dass Frey kaum ein vernünftiges Wort aus ihm herausbekam. Silo war so wie immer. Jez ging allen

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