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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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war. Er schaute sich nervös um, suchte nach einem Fluchtweg und fand keinen.
    Der Arzt ging schweigend vor ihm her, seine polierten Schuhe tappten über den Steinboden. Sie wussten beide, weshalb er hier war. Crake verabscheute ihn, denn er war ein Zeuge seiner Schande.
    Wie war es so weit gekommen? Er hatte mit solch großen Hoffnungen, solchem Optimismus begonnen. Hatte sich mit Männern getroffen, die mit dämonistischen Texten handelten, und mit ihnen faszinierende Gespräche über das Wesen der Kunst geführt. Hatte für teures Geld seltene Wälzer erstanden und sie gierig verschlungen. Eine Zeit lang hatte er sich gefühlt wie damals an der Universität, als er den Dämonismus entdeckt hatte. Er war ein Gefäß, bereit, mit Wissen gefüllt zu werden. Binnen
weniger kurzer Wochen hatte er mehr gelernt als in den letzten paar Jahren.
    Aber seine Freude hielt nicht lange vor. Er kaufte ein Buch nach dem anderen, aber keines enthielt das, was er brauchte. Er hatte gehofft, eine Methode zu finden, mit der er Bess aus dem Metallanzug herausholen konnte, in den er sie hineingesteckt hatte. Wenn keine Instruktionen, dann hätten ihm auch schon Andeutungen und Hinweise genügt. Aber er wurde immer wieder enttäuscht. Plomes Kredit war nicht unbegrenzt, und sein eigenes Geld reichte nicht, um weiterhin wertvolle, illegale Texte zu kaufen. Mit jedem Buch, das die gesuchten Antworten nicht lieferte, wuchs das Risiko, und es fiel ihm immer schwerer, sich zu entspannen oder zu schlafen.
    Auch seine Freundschaft zu Plome litt unter Belastungen. Crake hasste es, ihn um Geld bitten zu müssen, das er bei realistischer Betrachtung kaum je zurückzahlen konnte. Plomes beständige Klage über seinen Gemütszustand wurde ihm lästig. Er begann, zusammen mit Bess unten im Sanktum zu bleiben, und beschäftigte sich damit, ihr mit seiner Pfeife neue Befehle beizubringen. Doch Bess hatte seine Stimmung ebenfalls registriert, und im Wachzustand war sie unruhig und verschlossen. Fast so, als hätte sie Angst vor ihm. Wütend versetzte er sie in Schlaf und ließ sie so; aber der Anblick des stummen, leeren gepanzerten Anzugs war wie eine Anklage.
    Schleichend breitete sich wieder das alte Gefühl in ihm aus, in der Falle zu sitzen. Wohin er sich auch wandte, überall wurde er unterdrückt. Nirgends fand er Frieden. Seine wachsende Erregung hinderte ihn am Studieren und wuchs dadurch nur noch mehr. Mit wachsender Verzweiflung durchforschte er seine Bücher nach Hinweisen,
wie er vorgehen könnte. Er kaufte Gerätschaften und führte Experimente auf der Grundlage von Hörensagen und Gerüchten durch. Nichts funktionierte. Niemand konnte ihm helfen.
    Aber da war Bess, sie ragte vor seinem inneren Auge riesengroß auf und verlangte von ihm, dass er sie rettete.
    Er weigerte sich zu versagen. Und wenn keiner seiner akademisch gebildeten Kollegen einen Rat für ihn hatte, dann würde er es verdammt noch mal selbst machen müssen. In seiner Zeit auf der Ketty Jay hatte er einiges über den Umgang mit der Unterwelt gelernt, und so wandte er sich an die Unterwelt. Er sprach mit ein paar Leuten, schmierte ein paar Hände, und all das führte ihn hierher.
    Doch so sehr er auch glaubte, die Dinge in die eigenen Hände genommen zu haben, er hatte nie das Gefühl, sie wirklich im Griff zu haben. Und als er nun dem Arzt folgte, fragte er sich, was er sich dabei gedacht hatte.
    Es ist noch nicht zu spät zur Umkehr, dachte er. Du musst das nicht tun.
    Aber er musste es sehr wohl tun. Für Bess.
    Das Kellergeschoss wurde größtenteils als Lagerfläche benutzt und war verlassen. Sie gingen ein kleines Stück und stiegen dann eine weitere Treppe hinab. Das Stockwerk darunter war noch schmutziger und so gut wie gar nicht beleuchtet. Irgendwo in der Nähe war ein tiefes Brummen zu hören: ein massiver Boiler, dessen Vibrationen durch die Wände drangen. Trotz der Nähe des Boilers war es hier unten eiskalt, und es stank nach etwas Unangenehmem, was Crake nicht identifizieren konnte, etwas Feuchtem, Süßlichem und Abscheulichem. Er hörte Ratten im Dunkeln umherhuschen.

    Er begann beim Anblick von Schatten zusammenzufahren. Jeder Schritt führte ihn tiefer in einen Albtraum hinein. Wenn der Kutscher schon schlimm war, so war dies noch weitaus schlimmer. In was war er da bloß hineingeraten? Wohin brachte ihn dieser Arzt? Die sauberen Flure, die er durchquert hatte, kamen ihm jetzt wie eine ferne Erinnerung vor. Vor ihm flackerte eine Deckenlampe, die sich

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