Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)
zerstreut, ob ihr Fleisch wohl schmackhaft war.
»Hör mal«, sagte sie. »Das zu sehen, was direkt vor deiner Nase ist, war noch nie deine Stärke, also werde ich’s dir erklären. Deine Leute haben was gegen mich. Nicht nur, weil ich sie bestohlen habe, sondern auch, weil ich deine Zeit in Anspruch nehme.«
»Du meinst, sie sind eifersüchtig?«, fragte er spöttisch. »Sie sind keine Kinder mehr, Trinica.«
»Manche von ihnen sind nicht weit davon entfernt.«
»Da magst du recht haben.«
»Mit Crake haben sie einen Freund verloren, Darian. Selbst ich sehe das, und ich habe ihn nicht gekannt. In Zeiten wie diesen, wo vieles ungewiss ist und die Dinge nicht gut stehen, schaut eine Crew auf ihren Kapitän, damit er sie führt und ihnen Zuversicht verleiht. Aber du bist nicht da. Du bist bei mir. Sie verstehen es nicht, und es gefällt ihnen nicht. Wissen sie eigentlich, dass wir fast geheiratet hätten?«
»Nein«, sagte er unbehaglich. »Ich glaube aber, du interpretierst da ein bisschen zu viel hinein.«
»Nein, keineswegs. Ich hätte schon vor Wochen etwas gesagt, aber ich wollte dir nicht erklären, wie du deine Crew führen sollst.«
»Bis jetzt bin ich ganz gut zurechtgekommen.« Er war in der Defensive, und seine Worte klangen schnippisch.
»Stimmt. Aber jetzt musst du noch besser werden«, sagte sie. »Kapitän zu sein bedeutet nicht nur, gute Entscheidungen zu treffen und die richtigen Befehle zu erteilen. Es geht um Vertrauen. Du bist so was wie das Oberhaupt einer Familie. Sie müssen dir vertrauen und du ihnen.«
»Sie vertrauen mir doch!«, protestierte Frey. »Was glaubst du, warum sie bei mir geblieben sind?«
»Es ist ein Zeichen ihrer Loyalität«, sagte sie. »Aber die hält nicht ewig vor. Du sprichst kaum mit deiner Navigatorin. Keine Ahnung, warum nicht, aber das geht schon seit einem Monat so. Deine übrigen Leute verstehen nicht so recht, warum sie von einer Stadt zur anderen geschleppt werden, weil du ihnen nicht erklärt hast, weshalb es dir wichtig ist. Und ihnen allen geht der Verlust von Crake zu Herzen, aber ihrem Kapitän scheint es überhaupt nichts auszumachen.«
»Es macht mir sehr wohl etwas aus!«
»Aber das sehen sie nicht.«
Frey gefiel es nicht, welche Richtung dieses Gespräch genommen hatte. Er wusste, dass sie ihm zu helfen versuchte, aber er ließ sich trotzdem nicht gern kritisieren. Er verkniff sich eine sarkastische Bemerkung und versuchte, nicht allzu missmutig dreinzuschauen.
Als sie wieder etwas sagte, war ihre Stimme sanft, um ihren Worten die Härte zu nehmen. »Du lässt die Dinge schwären. Das ist nun mal deine Art. Du bist nicht gut darin, über die Dinge zu sprechen, auf die es wirklich ankommt, also vermeidest du’s lieber. Du wartest ab und hoffst, dass alles gut ausgeht.« Sie hielt inne und blickte vor sich zu Boden. »Weißt du noch, wie du mich verlassen hast, Darian?«
»Natürlich«, sagte er gereizt.
»Du warst damals schon eine ganze Weile unglücklich, nicht wahr?« Ihr Ton war traurig und mitfühlend. Es verwirrte ihn. Er hatte mit einem Angriff gerechnet.
»Ich wollte nur …«, begann er, aber die Worte blockierten sich bereits gegenseitig. Verdammt, nie gelang es ihm, seine Empfindungen so auszudrücken, dass es richtig klang. »Es war, als ob ich in der Falle säße«, brachte er schließlich heraus. »Ich war neunzehn.«
»Du warst wütend auf mich, weil ich dich gefragt habe, ob du mich heiraten willst. Weil ich schwanger geworden war«, sagte sie nüchtern.
»Ich wollte mit dir zusammen sein«, sagte Frey unbeholfen. »Ich wollte dich nur nicht heiraten. Das ist eine große Sache, oder? Ich war noch jung. Ich hatte tausend Dinge mit meinem Leben vor.«
»Aber das hast du nicht gesagt. Du hast nichts davon gesagt.«
Frey schwieg. Er erinnerte sich an den Tag der Hochzeit. Er hatte es bis zur letzten Minute aufgeschoben, und als es keinen anderen Ausweg mehr gab, war er weggelaufen.
»Ich habe viel über diesen Tag nachgedacht«, sagte Trinica, während sie zwischen zwei Ansammlungen von Häusern einen Hang hinabstapften. Zurück zu dem winzigen Landeplatz und zur Ketty Jay. »Und mich gefragt, wie es gewesen wäre, wenn Du früher den Mund aufgemacht hättest. Oder wenn du mich dennoch geheiratet hättest, trotz deiner Vorbehalte.« Sie biss sich auf die Lippe, schloss die Augen, schüttelte den Kopf. »Ich sehe es nicht. Wie man es auch betrachtet. Es hätte nicht funktioniert.«
»Ich war neunzehn«, sagte Frey
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