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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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aus dem Weg. Crake und Bess waren fort.
    Aber da war Trinica. Zumindest war da Trinica.

    Anfangs war es nicht leicht gewesen, sie an Bord zu haben. So sehr sie sich auch bemühten, miteinander auszukommen, ihre Vorgeschichte stand immer zwischen ihnen. Das Gespenst ihres ungeborenen Kindes trennte sie. Keiner konnte dem anderen das verzeihen. In ihren Gesprächen wimmelte es von scharfen Kanten.
    Aber sie gaben nicht auf, angespornt von ihrer gemeinsamen Sache. Ihre Begegnungen mit Osric Smult und Professor Kraylock hatten sie überzeugt, dass sie einander brauchten, wenn sie Grist finden wollten. In den folgenden Tagen arbeiteten sie gut zusammen. Trinica kannte Leute, die Frey nicht einmal die Tür öffnen würden. Frey wiederum kannte kleine Gauner, von denen Trinica keine Notiz nahm. Trinica kam gut mit Leuten von hoher Geburt zurecht; Frey wusste, wie man Säufern Honig ums Maul schmierte. Gemeinsam durchkämmten sie die Gasthäuser und Schenken der abgelegenen nördlichen Siedlungen und versuchten, den Einheimischen Informationen zu entlocken.
    Aber es gab nur wenige Informationen. Grist war verschwunden  – spurlos, wie es schien.
    Im Lauf der Zeit gewöhnten sie sich wieder aneinander. Die bissigen Bemerkungen kamen nicht mehr so häufig. Gespräche waren nicht mehr mit Implikationen beladen. Sie führten keine Eiertänze mehr auf.
    Frey merkte, wie er mehr und mehr vergaß, dass sie eigentlich Feinde waren. Und allem Anschein nach vergaß Trinica es auch.
    Dabei ging keineswegs alles glatt. Je mehr Zeit er mit Trinica verbrachte, desto häufiger litt er unter ihren schnellen, schroffen Stimmungsumschwüngen. Sie neigte zu finsteren Depressionen, was den Umgang mit ihr
schwierig machte. Aber er lernte, ihre Wutanfälle und mürrischen Episoden zu überstehen. Denn für jedes Unwetter gab es eine Phase mit klarem Himmel und Sonnenschein, in der sie von kindlicher Freude erfüllt war oder ihn mit einem sarkastischen und schalkhaften Witz auf die Probe stellte. Wegen dieser Phasen gab es wenig, was er nicht ertragen hätte.
    An diesem Abend war sie nachdenklich und von einer stillen Traurigkeit umfangen. Aus welchem Grund, wusste er nicht genau, aber er hatte schon vor langer Zeit gelernt, nicht nach Ursache und Wirkung zu suchen, wenn es um Trinica ging. Sie war nicht mehr die Frau, die er verlassen hatte, doch jetzt, wo sie auf dieses greuliche Make-up verzichtete, schien es ihm beinahe so, als hätte es die letzten zwölf Jahre gar nicht gegeben.
    »Ich mache mir Sorgen um deine Crew«, sagte sie plötzlich. Es waren die ersten Worte seit einer halben Stunde.
    Er machte ein erstauntes Gesicht. »Wirklich?«
    »Du nicht?«
    Er dachte darüber nach. Sorgen war nicht das Wort, das er benutzt hätte. Ihm war bewusst, dass die Stimmung an Bord der Ketty Jay nicht gut war, aber er hatte angenommen, das würde sich schon von selbst regeln, ohne dass er einzugreifen brauchte.
    »Es ist bloß diese ganze Grist-Geschichte«, sagte er. »Sobald wir den Mistkerl haben, ist alles wieder in Ordnung.«
    »Nein, Darian. Deine Crew löst sich auf. Ich weiß, dass es größtenteils meine Schuld ist, aber trotzdem …«
    »Deine Schuld? Wieso das denn?«
    Sie warf ihm einen Blick zu, das blasse Gesicht vom Pelzbesatz ihrer Kapuze umrahmt. »Dir ist doch klar, dass sie mich hassen.«

    Darian zupfte am Rücken seines Handschuhs. »Hassen ist ein bisschen stark«, sagte er. »Wenn wir einen Groll auf jeden hätten, der uns irgendwann mal beschissen hat, müssten wir das Land verlassen. Es ist ja nicht so, als wären wir vorher noch nie bestohlen worden.«
    »Ja, schon«, sagte sie. »Aber ich wette, du hast den Dieb hinterher nicht an Bord eingeladen.«
    »Stimmt. Außer einmal, und zwar, um ihm eine ordentliche Tracht Prügel zu verpassen.«
    Sie seufzte und stieß dabei eine Dampfwolke aus. Ihre Füße durchbrachen knirschend die dünne Kruste alten Schnees, die auf den Wegen lag. Zwei Stadtbewohner gingen an ihnen vorbei; sie führten ein zottiges Lasttier, das eine Karre mit einem Maschinenteil zog. Frey hatte im letzten Monat viele dieser Geschöpfe gesehen, wusste aber immer noch nicht genau, was für Tiere es waren. Irgendwas zwischen einer Kuh und einem Widder vermutlich, aber es war schwer zu sagen, weil sie immer in einem Knäuel aus verknotetem und verfilztem Fell begraben waren. Er wusste nur, dass sie ungeheuer stark waren und wie eine Schublade voller verschimmelter Unterwäsche stanken. Er fragte sich

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