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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)
Autoren: Chris Wooding
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kämpfte sie gegen die Windscherung an. Metall kreischte, und etwas platzte tief in ihrem Bauch.

    »Der Wind muss es losgerissen haben! Ich kann wieder steuern!«, sagte Frey.
    »Ja, aber können Sie auch aufhören zu steuern?«, gab Crake zurück. »Vorher war’s besser.«
    Jez sprang auf. »Käpt’n«, sagte sie. »Lassen Sie mich.«
    Die Forderung schockierte Frey. Er hatte seinen Platz auf dem Pilotensitz immer eifersüchtig gehütet und Jez nur fliegen lassen, wenn er selbst nicht da war. Sie kannte die Launen der Ketty Jay nicht so gut wie er.
    »Wir brechen auseinander, Käpt’n«, sagte sie eindringlich. »Aber ich kann auf den Winden reiten. Ich bringe uns durch.«
    Er starrte sie lange an.
    »Soll sie’s doch versuchen!«, drängte Crake.
    »Na gut.« Er schlüpfte mit leicht verärgerter Miene aus dem Sitz. Jez nahm seinen Platz ein, packte den Knüppel und schloss die Augen.
    Von unten kam eine unsichtbare Dünung. Sie legte die Tragflächen schräg und ließ sich von ihr tragen. Es hätte ein brutaler Stoß gegen den Rumpf sein können. Stattdessen wurden sie kraftvoll, aber stetig emporgehoben, wie ein Schwimmer auf einer Welle.
    »Ich kann uns durchbringen«, wiederholte sie, und jetzt wusste sie, dass es stimmte.
    Die Winde im Vortex waren ein Labyrinth, ein dreidimensionaler Irrgarten von Turbulenzen. Jez sah ihn vor ihrem geistigen Auge, all die unglaublichen Komplexitäten waren vor ihr ausgebreitet. Sie spürte Veränderungen in den Strömungen auf, sobald sie sich abzeichneten, Knoten und Täler im Wind. Wenn sie bei ihr eintrafen, korrigierte sie ihren Kurs, um sie zu nutzen. Sie flog wie ein Vogel, vertraut mit den Mysterien der Lüfte.

    Dabei versank sie immer tiefer in Trance. Ihre gesamte Konzentration war auf ihre Aufgabe gerichtet, und es blieb kaum etwas davon übrig, um der Anziehungskraft des Dämons in ihrem Innern Widerstand zu leisten.
    Der Wind trug Stimmen heran. Einige riefen, andere schrien vor Schmerz, wieder andere gingen mit leisem Gemurmel ihren Tätigkeiten nach. Der Alarm, der Ruf der Kugel, der in ihrem Geist pulsierte, übertönte sie alle. Er zog sie mit einer urtümlichen Intensität an, wie das Weinen eines Neugeborenen dessen Mutter anzieht. Die Not der Kugel war ihre Not. Ihre Brüder brauchten Hilfe. Sie wollte helfen.
    Die Schlachtschiffe begannen, die Manen aus Sakkan zu evakuieren. Sie wusste es, ohne zu wissen, woher. Sie gaben einander Deckung, schlugen die bedrängte Marine zurück und ließen die Seile herab, damit ihre Leute heraufklettern und die neu Eingeladenen mitbringen konnten. Die Kugel war nicht mehr in Sakkan, also sammelten sie ihre Leute und machten sich bereit, ihr nachzufliegen.
    Trotz Jez’ Bemühungen war die Reise der Ketty Jay durch die Wolken eine raue Angelegenheit. Sie konnte nicht schnell genug reagieren, um jeder Variation im Vortex entgegenzuwirken. Das Schiff erzitterte und heulte, während die Winde von allen Seiten darauf einhämmerten.
    Doch allmählich ließ das Chaos nach, und die Stöße kamen nicht mehr gar so oft. Schließlich erreichten sie einen windstillen Bereich, eine konturlose graue Wolkendecke. Jez lehnte sich in ihren Sitz zurück. Ihre Miene war leer.
    »Du hast es geschafft«, sagte Crake, nachdem er ein paar Mal geschluckt hatte, um seine Kehle wieder anzufeuchten.

    »Gute Arbeit, Jez«, sagte Frey. »Verdammt gute Arbeit.« Er stand vom Navigatorensitz auf und tätschelte das Schott. »Zäh wie Leder, die Ketty Jay!«
    »Käpt’n«, sagte Jez, den Blick in die Ferne gerichtet. »Die Wolken lichten sich.«
    Vor ihnen wurde es heller, und die Temperatur war merklich gesunken. Frey und Crake zogen ihre Mäntel enger um sich und drängten sich hinter Jez zusammen. Trotz der internen Heizungsanlage der Ketty Jay dampfte ihr Atem in der Luft.
    Das Bild nahm allmählich Konturen an, bis sich das Land schließlich vor ihren Augen öffnete.
    »Du meine Güte«, flüsterte Crake.
    Der Dunst in der Luft war durchsichtiger geworden, aber nicht gänzlich verschwunden. Er verlieh dem Panorama etwas Tristes und Traumartiges. Die Sonne schien schwach und fern, presste eine kaum wahrnehmbare Helligkeit durch den Nebelschleier. Unter ihnen breitete sich eine trübe weiße Welt aus, ein Meer aus Eis und Schnee, so weit das Auge reichte. Klippen stiegen abrupt in steilem Winkel gen Himmel, als wären sie gewaltsam aus der Eisdecke hervorgebrochen. Einige lehnten sich zersplittert aneinander, zertrümmert von epischen,
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