Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)
und sie fielen zusammen hin, schlitterten über den Fußboden und krachten gegen eine Batterie von Instrumenten. Crake wurde gegen die Navigatorenstation geworfen. Er schlug sich den Kopf an der Tischkante an und stürzte bewusstlos zu Boden; die Papiere verteilten sich um ihn herum.
Jez drückte verzweifelt auf die Zündung. Die Triebwerke reagierten nicht. Frey versuchte, auf die Beine zu kommen, aber die Ketty Jay sackte weg, und er wurde vom Boden gehoben und krachte dann hart herunter. Jez kämpfte mit der Steuerung, aber ihre Anstrengungen waren vergeblich.
Alles war vergeblich.
Sie wurden durchgeschüttelt wie ein Lumpen in einem Hundemaul. Ohne Schub hatten sie keine Kontrolle. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, flog im Cockpit umher. Aus dem Gang kam das Kreischen von zerreißendem Metall. Die Stöße kamen schnell und aus allen Richtungen, so dass es ihnen nicht gelang, sich hochzurappeln. Im Laderaum riss etwas und stürzte zu Boden. Das Windglas bekam Sprünge.
Das Schiff brach auseinander. Und keiner von ihnen konnte auch nur das Geringste dagegen tun.
Frey kroch auf dem Fußboden zu Trinica hinüber. Eine ihrer schwarzen Kontaktlinsen war in dem Chaos herausgefallen, so dass man eines der grünen Augen sah, die er kannte. Auf dieses Auge konzentrierte er sich. Das Auge der Frau, die er geliebt hatte. Dies war die Frau, für deren Rettung er alles riskiert hatte. Und sie hatte Angst; er sah es. Angst vor dem Ende. Sie wollte nicht, dass es vorbei war.
Er streckte die Hand nach ihr aus. Sie packte sie und umklammerte sie.
Ihre Hand in seiner. Es gab bestimmt schlechtere Arten zu sterben.
Zumindest hatte er es versucht, dachte er. Es war leichtsinnig, unbesonnen und dumm gewesen, aber real, und es hatte sich gelohnt. Mit etwas mehr Glück hätte er eine Geschichte erschaffen, die jeder Freibeuter, Erzähler und Säufer noch ein Jahrzehnt lang erzählt hätte. Der Mann, der ins Fliegende Gewölk geflogen war, die gefürchtete Piratin Dracken gerettet hatte und zurückgekommen war, um davon zu berichten. Dann würden sie alle den Namen der Ketty Jay kennen. Selbst wenn er sein Lebtag nichts anderes mehr machte: Wenigstens das hätte er getan und sein Leben damit in eine erzählenswerte Geschichte verwandelt.
Er brauchte nur ein bisschen mehr Glück. Aber irgendwann verließ jeden das Glück.
»Käpt’n!«, rief Jez. »Schauen Sie, Käpt’n!«
Ihr Ton brachte ihn auf die Beine. Er zog Trinica mit sich hoch, und sie taumelten ein paar Schritte, um sich an der Rücklehne von Jez’ Sitz festzuhalten.
Verschwommene Lichter im Nebel. Elektrische Lichter, und ein riesiger Schatten dahinter. Ein weiteres Schlachtschiff?
Nein, Schlachtschiffe flogen ohne Lichter. Was dann?
»Es ist die Delirium Trigger!«, rief Jez, und ein erstauntes Lächeln breitete sich über ihr ganzes Gesicht aus. »Es ist die verfluchte Delirium Trigger!«
Und so war es. Riesig, hässlich und brutal zeichnete sie sich in der Wolke ab. Einer Fregatte ihrer Größe konnte der Wind nichts anhaben. Dicke Schlangen entrollten sich von ihren schattenhaften Decks und knallten gegen den Rumpf der Ketty Jay. Magnetgreifer, die sich festklammerten. Die Leinen strafften sich, und die Ketty Jay begann, sich durch den Sturm zu bewegen, unerbittlich vorwärtsgezogen von den gewaltigen Schiffsmotoren der Delirium Trigger. Sie wurden zum Maul des Vortex geschleift, hin zur Sicherheit der Welt, die sie kannten.
Frey konnte es nicht glauben. Es kam ihm einfach unmöglich vor. Jez jubelte in ihrem Sitz, aber er stand nur mit großen Augen und offenem Mund da, außerstande, ihrer Begnadigung zu trauen.
»Wie haben sie uns gefunden?«, fragte er. »In dem ganzen Nebel, wie haben sie uns gefunden?«
Trinica hielt ihm die linke Hand vors Gesicht. An ihrem Finger steckte der silberne Ring, den er ihr geschenkt hatte. Der Ring, der mit einem Kompass verbunden war, den Trinica Jez in Grists Hangar abgenommen und dann ihrem Bootsmann gegeben hatte.
Er blickte von der Hand zu ihrem Gesicht. Sie lächelte ihn an. Ein echtes, schönes Lächeln. Es erfüllte ihn mit solchem Glück, dass Tränen in seinen Augen brannten.
DREIUNDVIERZIG
Auf Hochglanz gebracht – Malverys Scherz – Abschied
Der Yort-Ingenieur führte sie die Laderampe der Ketty Jay hinauf. Frey und seine Leute folgten ihm ins Innere und sahen sich dabei neugierig um, als hätten sie ihr eigenes Luftschiff noch nie gesehen. Ein eisiger Windstoß und wirbelnde Schneeflocken
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