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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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einem Klauenhieb zogen sich über seinen Bauch. Scheußliche blaue Darmschlingen quollen aus den Rissen hervor. Blut lief von überallher in den Schlamm. Er hatte nicht einmal Zeit gehabt, seine beiden Revolver aus dem Gürtel zu ziehen.

    Malvery kniete sich neben ihn, wischte seine runden Gläser ab und untersuchte ihn flüchtig.
    »Er ist hinüber«, verkündete Malvery. »Sobald der Schock nachlässt.«
    »Kannst du nichts tun?«, flehte Jez.
    Malvery verzog bedauernd das Gesicht und tätschelte seine Flinte. »Ich könnte die Sache höchstens beschleunigen.«
    »Hat jemand Crake gesehen?«, fragte Frey in panischem Schrecken. Irgendetwas war da draußen im Wald, und ein Mitglied seiner Besatzung – sein Freund  – fehlte. Grists Leute interessierten ihn einen feuchten Kehricht, aber bei Crake lag die Sache anders. Er rief in die Nacht hinaus. Keine Antwort.
    Crattle erschien, angelockt von Jez’ Rufen. Er starrte auf Gimble hinunter, dann sah er Frey an.
    »Wir brauchen Ihren Arzt«, sagte er. »Tarworth hat eine Schusswunde.«
    Malvery stand auf. »Gehen Sie voran.«
    »Wir müssen zusammenbleiben!«, beharrte Frey.
    »Es gibt einen Verletzten«, sagte Malvery. »Diesem Burschen hier kann ich nicht helfen, dem anderen vielleicht schon. Ihr geht Crake suchen.«
    »Ich sorge dafür, dass er sicher zu Ihnen zurückkommt«, sagte Crattle zu Frey.
    »Was ist mit eurem Mann? Wollt ihr ihn einfach hier im Schlamm liegen lassen?«, fragte Frey ein wenig entsetzt.
    Crattle warf ihm einen harten Blick zu. »Spielt doch keine Rolle mehr, was irgendwer jetzt für Gimble tut. Meine Sorge gilt den Lebenden.«
    Jez, die neben Gimble kniete, schaute hoch. Sein raues Atmen hatte aufgehört, während sie diskutierten. »Er
ist sowieso tot«, sagte sie mit ausdrucksloser Stimme. Sie stand auf. »Machen wir uns auf die Suche nach Crake.«
    »Viel Glück, hm?«, sagte Malvery. Er ging mit Crattle davon und wurde vom Regen verschluckt.
    Frey rieb sich Wasser aus den Augen. Der Wald sah überall um sie herum gleich aus, aber er konnte den Feuerschein des Lagers noch undeutlich sehen. »In Ordnung«, sagte er. »Er kann nicht weit gekommen sein. Wir schlagen einen Kreis ums Lager. Achtet darauf, dass dieses Licht immer links von euch ist. Und bleibt zusammen. Ich werde niemanden an diesen Wald verlieren, ist das klar?«
    »Ja, Käpt’n«, murmelte Pinn, den der Anblick von Gimbles Eingeweiden ziemlich ernüchtert hatte.
    Frey führte sie von dem Toten weg. Sein Mund war trocken, seine Schläfen pochten. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sich das letzte Mal so schutzlos gefühlt hatte. Der Regen, die Dunkelheit und die Kakofonie der Tiere und Insekten verschworen sich gegen seine Sinne. Wenn etwas da draußen war, würden sie es garantiert nicht kommen sehen.
    Als Kind war er nachts durch die Gänge des Waisenhauses geschlichen. Meist ging es dabei um eine Mutprobe; manchmal musste er auch auf die Toilette, weil er vor der Schlafenszeit nicht mehr hingegangen war. So oder so, die Strafe, wenn man außerhalb des Bettes erwischt wurde, war hart. Aber er hatte keine Angst vor dem Personal, auch nicht vor einer Tracht Prügel. Sondern vor den Monstern, die herauskamen, wenn es im Waisenhaus dunkel und still war. Den wispernden Dingen, die kratzten und knarrten und ihn verfolgten, die hinter jeder Tür lauerten und in den Ecken warteten.

    Diese Art Furcht, diese unvernünftige, urtümliche, überwältigende Furcht glaubte er mit seiner Kindheit hinter sich gelassen zu haben. Doch hier war sie wieder. Und diesmal gab es keinen Zweifel daran, dass die Monster echt waren.
    Verdammt, Crake, wo steckst du?, dachte er.
    Warum antwortete er nicht? Crake war ein kluger Bursche, der klügste unter ihnen. Er musste einen guten Grund haben, den Mund zu halten. Schlich immer noch etwas oder jemand um ihn herum, so dass er es nicht wagte, sich zu rühren? War er auf einem Stein ausgerutscht oder in ein Loch gefallen und lag nun bewusstlos irgendwo im Wald?
    Oder lag er wie Gimble in einem schlammigen Knäuel auf dem Boden, während der Regen auf seine blinden, offenen Augen fiel?
    Frey zuckte innerlich vor dem Bild zurück. Er wollte nicht an diese Möglichkeit denken. Er hatte sie alle hierher gebracht; er war für sie verantwortlich. Früher einmal hätten seine Leute ihm den Stinkefinger gezeigt, wenn sie keine Lust gehabt hätten, ihre Haut für eine Schatzsuche zu riskieren. Aber diese Zeit war vorbei. Jetzt vertrauten sie darauf, dass

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