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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Gewirr akustischer Wirbel und Strudel. Die unsichtbare Disharmonie würde jeden Dämon, der sich aus der Echokammer wagte, verwirren, zurücktreiben oder vernichten.
    Jedenfalls theoretisch. Aber die Theorie basierte auf den schwachen, nicht allzu intelligenten Dämonen, die man mit den herkömmlichen Methoden des Dämonismus fangen konnte. Die Echotheorie hingegen gewährte Zugang zu den tieferen Regionen, in denen schreckliche Wesen lauerten. Geschickte, listige Kreaturen. Ob sie für die primitive Wissenschaft ihrer menschlichen Widersacher anfällig waren oder nicht, hing von ihrer Kraft ab.
    Nicht zum ersten Mal fragte sich Crake, ob er nicht auch anders hätte vorgehen können. Vielleicht hätte er eine Art Peilsender wie Freys Ring bauen sollen, der sie zu der Kugel führen würde? Das wäre mithilfe einfacherer, ungefährlicherer Techniken gegangen, mit denen er gut zurechtkam.
    Aber nein, es hätte nicht funktioniert. Er hätte die Kugel bei sich haben müssen, um mit ein und derselben Prozedur einen identischen Dämon in den Sender und in das Ziel zu bannen. Und wenn er die Kugel bei sich gehabt hätte, wäre es ziemlich überflüssig gewesen, nach ihr zu suchen. Vielleicht hätte er seine Methoden mit
der Zeit verfeinern und ein geeignetes Verfahren entwickeln können. Aber diese Zeit hatten sie nicht. Also blieb nur eine einzige Möglichkeit: einen Dämon zu finden, der klug genug war, dass man ihm Fragen stellen konnte. Und selber klug genug zu sein, um ihm eine Antwort zu entlocken.
    Es gab jedoch auch noch einen weiteren Grund, der von etwas Sturem, Zornigem und Eigensinnigem in seinem Innern ausging. Er wollte eine neue Konfrontation mit der Echokammer, weil er verdammt sein sollte, wenn er noch weiter Angst vor ihr haben würde.
    »Fertig«, sagte Plome.
    Crake ging zu dem mit der Echokammer verbundenen Resonator. Er stimmte ihn sorgfältig nach den Messwerten aus dem Schlachtschiff. Er hatte sich die von der Kugel ausgehenden Frequenzen notiert, während er sich darüber klar zu werden versuchte, ob von ihr eine Gefahr ausging oder nicht. Diese Frequenzen bildeten einen einzigartigen Fingerabdruck, mit dem man sie identifizieren konnte.
    »Fertig«, stimmte Crake zu. Er legte einen Schalter an der Seite der Konsole um. Ein tiefes Summen kam aus der Echokammer und wurde lauter, als sie hochfuhr.
    Crake schloss die Augen. Dieses Geräusch. Genau wie beim letzten Mal. Er konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass er zum zweiten Mal auf eine Katastrophe zusteuerte. Ihm war klar, was am Ende dieses Weges lag.
    Sie.
    Langsam begann er, die Regler zu drehen und Frequenzen zu suchen. Er hatte den Bereich, den er absuchen wollte, berechnet und sich eingeprägt. In diesem Raum hatte es in der Vergangenheit zwar schon mehrere beachtliche
Erfolge und nur relativ wenige Katastrophen gegeben, aber dieses Wissen beruhigte ihn kaum. Er war auch beim letzten Mal auf Nummer sicher gegangen, und was war dabei herausgekommen?
    Nein, ermahnte er sich. Es war deine Schuld. Du hattest ein Monster gefunden und wolltest es nicht gehen lassen. Du wolltest ein Pionier sein.
    Er betätigte die Regler, begann am oberen und unteren Ende des Bereichs und engte ihn immer mehr ein. Er schloss die Augen und versuchte sich zu entspannen. Es würde keiner der fünf herkömmlichen Sinne sein, der es ihm sagte, wenn er einen Dämon fand.
    Mit einem Mal überkam ihn das beklemmende Gefühl, beobachtet zu werden. So musste sich eine Maus fühlen, wenn sie wusste, dass sie von einer Katze erspäht worden war.
    Jeder Dämon war wie ein gewaltiger, komplexer Akkord mit Haupt- und Nebentönen. Wenn er ihm gelang, diese Töne abzugleichen, hatte er die Anker, mit denen er den Dämon in eine Phase mit seiner Welt ziehen konnte.
    In Plomes Sanktum schien es auf einmal dunkler und kälter zu werden. Seine Haut kribbelte.
    Das war er. Er hatte seine Bandbreite, seine höchsten und tiefsten Frequenzen gefunden. Er öffnete die Augen und warf einen Blick auf die Steuerkonsole.
    Er war riesig.
    »Haben Sie was gefunden?«, rief Plome von der anderen Seite des Sanktums.
    Crake starrte die Regler einen Moment lang an. Könntest du das? Könntest du ihn herholen? Mit Plome als Zeugen? Spucke und Blut, das würde in den geheimen Zeitschriften für reichlich Gesprächsstoff sorgen.

    Er hielt inne. Hatte er denn gar nichts gelernt? Wusste er nicht, wohin ungezügelter Ehrgeiz führen würde?
    »Es ist nichts«, sagte er und verstellte die Regler.

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