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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Echokammer herum. Die Tür – der Verschluss, der den Dämon im Innern festhielt  – stand einen Spaltbreit offen.
    Crake zog die Tür auf. Er stählte seine Nerven und leuchtete hinein.
    Die Kammer war leer.

    Aus der Dunkelheit außerhalb der Reichweite seiner Laterne kamen feuchte, klickende Atemzüge.
    Nein, dachte er. Bitte nicht. Zwing mich nicht, sie noch einmal anzusehen.
    Er wurde sich eines tropfenden Geräusches bewusst und blickte nach unten. In seiner Hand lag ein Brieföffner mit dem Emblem seiner Universität am Griff. Seine Hand und der Brieföffner waren mit Blut besudelt. Es troff von der Klinge auf den Steinboden.
    Er schrie voller Pein auf und warf den Brieföffner zu Boden. Etwas scharrte im Dunkeln hinter ihm. Er wirbelte herum, sah jedoch nichts.
    »Ich verfluche dich!«, rief er. »Du bist nicht dieser Dämon!«
    Nicht derjenige, der ihn dazu gebracht hatte, diese Tat zu begehen. Der ihn dazu gebracht hatte, seiner Nichte siebzehn Stiche mit einem Brieföffner zu versetzen.
    Dann eine Stimme aus der Schwärze. Die Stimme seiner Nichte.
    »Warum hast du mich da hineingesteckt, Onkel Grayther?«
    Crake schaute sich mit zusammengebissenen Zähnen um, versuchte verzweifelt herauszufinden, woher die Stimme kam. Er wusste, dass es ein Trick sein musste, und doch stiegen ihm Tränen in die Augen. Er konnte es nicht verhindern.
    »Warum hast du mich da hineingesteckt?«, fragte die Spukstimme erneut. Ein Ächzen von Metall, und der gepanzerte Anzug kippte mit lautem Scheppern vornüber. Kabel rissen ab, als er zu Boden stürzte.
    »Du bist nicht sie! Wie kannst du es wagen, so zu tun, als ob!«, schrie er.

    Doch obgleich sein Verstand Bescheid wusste, sagten ihm seine Sinne etwas anderes. Dies war die Stimme von Bess, die er sterbend in eine Echokammer gesteckt und deren Wesenskern er in einen gepanzerten Anzug transferiert hatte. Doch das primitive, überstürzte Verfahren hatte seine Fähigkeiten bei Weitem überschritten; sie war nicht heil durchgekommen. Übrig geblieben war eine schlichte Kreatur, eher ein Haustier als das kleine Mädchen, das er gekannt hatte. Eine tägliche Erinnerung an sein Verbrechen.
    »Ich bin so einsam, Onkel«, kam ihre Stimme erneut. »Ich bin so einsam, und ich werde immer einsam sein.«
    »Du innerlich verrottetes Mistvieh!«, kreischte Crake in die Dunkelheit hinein. »Ich habe sie geliebt!«
    »Es fällt mir hier drin so schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, Onkel. Was hast du mit mir gemacht?«
    Crake unterdrückte ein Schluchzen.
    »Du hättest mich sterben lassen sollen«, sagte sie.
    »Ich habe dich geliebt! Ich liebe dich!«, protestierte er.
    »Wie konntest du?«, kam das Flüstern, direkt an seinem Ohr. Er fuhr erschrocken herum.
    Sie war da, streckte die rot verschmierten Arme nach ihm aus, Blut spritzte aus den offenen Wunden. Aber ihr Blick war flehend.
    »Wie konntest du?«
    Er schrie, und seine Laterne erlosch.
    Hysterisch und atemlos schluchzend tastete er erneut nach seinen Streichhölzern, ließ sie jedoch in seiner Hast, sie anzuzünden, zu Boden fallen. Er ging auf die Knie und suchte sie, wobei er jeden Moment damit rechnete, die schreckliche Berührung der blutüberströmten Erscheinung zu spüren. Doch dann fanden seine Finger
die Schachtel, und es gelang ihm, die zitternden Hände lange genug ruhig zu halten, um ein Streichholz anzuzünden. Er führte die winzige Flamme zum Docht seiner Laterne, und das Licht kehrte in den eiskalten Raum zurück.
    Von Bess war nichts zu sehen. Doch ganz in der Nähe lag wie eine Anklage der Brieföffner.
    Er stellte die Laterne auf den Boden. Ein Schluchzen schüttelte ihn, als bekäme er Schläge gegen die Brust. Er blieb auf den Knien liegen, weil er nicht sicher war, ob er noch genug Kraft hatte, um aufzustehen.
    »Ich dachte, ich könnte ihn beherrschen«, stieß er zwischen Schluchzern hervor. »Du hättest nicht dort sein dürfen.«
    »Schsch«, kam die körperlose Stimme. »Du weißt, was du zu tun hast.«
    »Ich konnte dich nicht sterben lassen.«
    »Schsch.«
    Seine Finger schlossen sich um den Griff des Brieföffners. Bei dieser Berührung breitete sich ein Gefühl des Friedens in ihm aus. Ja, es wäre so einfach, nicht wahr? Ein Ende der unablässigen, zermürbenden Qual der Erinnerung.
    »Du hast genug gelitten, Onkel. Es ist Zeit, zur Ruhe zu kommen.«
    Zeit, zur Ruhe zu kommen. Das gefiel ihm. Sie hatte ihm ihren Segen gegeben, nicht wahr? Und er war so ungeheuer müde.
    Er legte sich die

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