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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Rand des Raumes aus, wo er bei seinem eigenen Sortiment von Bedienungsfeldern hockte.
    Dieses Geräusch. Dieses feuchte, rasselnde Ringen nach Luft. Es konnte nicht sein.
    Er schaute durchs Bullauge.
    In der Kammer war ein kleines Mädchen. Sie lag auf dem Rücken, den Kopf zur Seite geneigt, und starrte ihn mit einem Ausdruck angstvoller Verständnislosigkeit an. Überall war Blut, in ihren Haaren, auf ihren Lippen; ihr weißes Kleid war durchtränkt. Es quoll aus Schnittwunden an ihren Armen, im Bereich ihres Schlüsselbeins und auf dem Kopf. Sie rang mit kurzen, klickenden Zügen nach Atem, sog Luft in durchbohrte Lungen.
    Seine Nichte.
    Ein unwillkürlicher Schmerzensschrei entrang sich seiner Kehle. Von einer Woge jäher Schwäche erfasst, drohte er in Ohnmacht zu fallen. Er taumelte von der Kammer zurück, während Tränen alles in seinem Blickfeld verschwimmen ließen, dann stolperte er seitwärts und stieß gegen eins der dicken Kabel, die zur Echokammer führten. Es gab ein Zischen und einen hellen Funkenregen, als der Stecker des Kabels halb aus der Buchse gerissen wurde. Der Anblick alarmierte ihn und riss ihn aus seinem entsetzten Zustand. Er sprang hin, packte das Kabel mit beiden Händen und steckte es wieder in die Buchse.
    Es gab einen Peitschenknall wilder Elektrizität, und das Licht im Sanktum erlosch.
    »Crake!«, schrie Plome. »Crake! Was ist los?«
    Es war stockfinster, und die Temperatur war unter den Gefrierpunkt gefallen. Crake lauschte seinem eigenen ängstlichen Atmen, um sich zu vergewissern, dass er noch da war. Er suchte in seiner Manteltasche nach Streichhölzern.
Irgendwo hatte er immer welche, für jene seltenen Momente, in denen ihn das Bedürfnis zu rauchen überfiel.
    »Crake!«
    »Bleiben Sie dort!«, rief er. »Gehen Sie nicht von den Bedienungselementen weg! Das will er nur!«
    Auf einmal fielen ihm die Öllaternen ein, die er in der Ecke des Raumes gesehen hatte. Er zündete ein Streichholz an. Es erhellte wenig mehr als seine Hände, seinen dampfenden Atem und die Krümmung der Echokammer. Die Dunkelheit war dick und unnatürlich.
    »Crake! Crake, sprechen Sie mit mir, verdammt noch mal!«
    »Ich habe gesagt, bleiben Sie an der Steuerkonsole!«, rief er.
    »Crake!« Plomes Stimme war jetzt fern und wurde immer leiser. »Crake, sagen Sie irgendwas!«
    »Bleiben Sie, wo Sie sind!«, brüllte Crake. Aber er hörte nichts mehr.
    Er umrundete die Echokammer vorsichtig und durchquerte das Sanktum – in der richtigen Richtung, wie er hoffte. Er zündete ein neues Streichholz am alten an, weil er Angst davor hatte, dass die Dunkelheit sich um ihn schließen könnte, und sei es auch nur für einen Moment. Die Flamme wirkte unnatürlich schwach. Er horchte, hörte aber nur die Laute seines eigenen Entsetzens.
    Sein Fuß stieß gegen etwas, und er bückte sich. Eine angelaufene Laterne. Er hob sie auf und hielt das Streichholz an den Docht. Dieser fing Feuer; die Flamme wurde größer und trieb die Dunkelheit zurück. Crake stieß zitternd den Atem aus, dann richtete er sich auf und stand Bess gegenüber.
    Beim Anblick des riesigen metallenen Golems flog seine
Hand an die Brust. Das kann nicht sein! Sie kann unmöglich hier sein! Doch als mehrere Sekunden verstrichen, ohne dass sie sich bewegte, merkte er, dass etwas an ihr anders war. Er spähte durch ihr Gesichtsgitter und sah kein Licht im Innern. Sie war nicht da. Es war nur der gepanzerte Anzug, leer und unbeweglich. Kabel führten von ihm in die Dunkelheit. Zur Echokammer hinüber.
    Genau wie in der Nacht, als ich diesen Anzug zum Leben erweckt habe.
    Er wandte sich von dem Anzug ab und hob die Laterne höher. Das Licht fiel auf Steinsäulen, und hoch über ihm zeichneten sich undeutlich Gewölbebogen ab. Crake kannte diesen Raum. Es war ein riesiger Weinkeller gewesen, bevor er ihn übernommen hatte. Dies war sein Sanktum. Hier hatte er das Schwert angefertigt, das Frey bei sich trug, und den Goldzahn in seinem Mund. Hier hatte er einen Golem erschaffen. Und hier hatte er das Verbrechen begangen, mit dem er sein altes Leben ein für allemal zerstört hatte.
    Das ist das Werk des Dämons, dachte er. Er spielt mit mir.  Aber es fühlte sich darum nicht weniger real an.
    Vor Kälte zitternd, ging er zur Echokammer zurück. Im Raum herrschte Stille. Selbst das elektrische Summen der Kammer war verstummt. Das Tappen seiner Stiefel hallte laut durch den eisigen Keller.
    Worauf wartet er? Was will er?
    Er ging um die Vorderseite der

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