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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Sanktum, ein Hurrikan, der Apparaturen scheppernd an ihm vorbei ins Dunkel schleuderte. Ein schreckliches Gebrüll ertönte, und man hörte Schläge gegen Metall.
    Er hob seine Laterne auf, bevor sie weggeweht werden konnte. Auf dem Boden lag ein spitzes Stück Stahl, mit Blut an der Spitze. Seinem Blut. Kaum hatte er es gesehen, wurde es auch schon vom Wind erfasst, schlitterte über den Boden und verschwand.
    Er suchte nach Plome und sah ihn auf der anderen Seite des Raumes. Im schwachen Lichtschein der Messinstrumente
kämpfte er mit seinen Bedienungsfeldern. Versuchte verzweifelt, das Abwehrsystem aufrecht zu erhalten.
    »Die Kammer!«, schrie Plome und zeigte hin.
    Crake taumelte in den Wind, zu der Kammer. Sie schaukelte auf ihren Streben, zerbeult von den unmenschlichen Schlägen der Kreatur im Innern. Die Tür war immer noch fest geschlossen. Der Dämon brüllte auf, als Crake am Bullauge vorbeitaumelte, und im Lichtschein der Laterne erhaschte er einen Blick auf ein um sich schlagendes Kuddelmuddel von Augen und Zähnen. Dann war er an der Steuerkonsole. Tastende Finger fanden einen Hebel. Er legte ihn um.
    Der Dämon kreischte, als er mit schmerzhaften Frequenzen bombardiert wurde. Crake stemmte sich mit geschlossenen Augen gegen den Hebel und wünschte dem Monster in der Kammer immer größere Qualen. Dafür, was es ihm angetan, was es ihm gezeigt hatte, wollte er es in Stücke zerreißen. Wenn er sich lange genug gegen diesen Hebel stemmte, würde es zerfetzt, vom Kraftfluss zerschmettert werden.
    Er wollte es. Er wollte es unbedingt. Aber er hatte eine Aufgabe zu erledigen. Leute verließen sich auf ihn. Also packte er den Hebel und zog ihn zurück. Der Sturm legte sich, und Stille kehrte ein. Mehrere elektrische Lampen leuchteten wieder auf; sie flackerten und knisterten unruhig.
    Crake strich sich schweißnasses Haar aus der Stirn. Er keuchte.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte Plome, der vor seinen Bedienungsfeldern kniete.
    »Ich lebe noch«, sagte er. »Und Sie?«
    »Ja, ja, mir ist nichts passiert«, antwortete Plome mit
zitternder Stimme und schwenkte die Pistole, die er auf Crakes Bitte mitgebracht hatte. »Ich brauche Sie also nicht zu erschießen?«, scherzte er matt.
    »Ich glaube nicht.« Crake legte den Hebel aus reiner Boshaftigkeit erneut um und hörte ein paar Sekunden lang zu, wie der Dämon kreischte, bevor er abschaltete. Dann ging er um die Echokammer herum, blieb vor dem Bullauge stehen und schaute hinein.
    »Also«, sagte er zu dem Dämon. »Fangen wir noch mal von vorn an, ja?«

FÜNFZEHN
Pinn grübelt – Jez geht spazieren – Eine Festung – Frey hat einen Plan
    Artis Pinn lag auf seiner Koje, die Finger hinter dem Kopf verschränkt, und starrte an die Metalldecke. Wenn man konzentriert genug hinschaute, schälten sich in dem uralten Dreck die verschiedensten Konturen heraus. Heute spielte er jedoch nicht sein übliches Spiel. Heute dachte er nach.
    Das Quartier, das er sich mit Harkins teilte, war eng, vollgestopft und schmutzig. Wegen Harkins’ unglückseliger Neigung, mehrmals pro Nacht Krämpfe zu bekommen und aus dem Bett zu fallen, hatte Pinn die obere Koje. Eine quadratische Belüftungsöffnung hoch oben in einer Wand ließ kühle Luft von draußen herein, die den Gestank von ungewaschenem Bettzeug wegwehte. Ein kleiner Schrank, der mit ihren mageren Habseligkeiten vollgestopft war, nahm fast den gesamten restlichen Raum ein. Die Ketty Jay war kein Luxusdampfer.
    Pinn lag nun schon seit Stunden dort und versuchte, sich einen Reim auf die Dinge zu machen. Er wusste nicht, was es mit diesem Gefühl von Leere und Lustlosigkeit auf sich hatte, aber es behagte ihm nicht besonders. Er wollte nicht aufstehen. Wollte nicht schlafen. Wollte eigentlich
überhaupt nichts tun. Die Vorstellung, seine Skylance zu fliegen, versetzte ihn nicht in Erregung. Selbst die Aussicht auf ein ordentliches Besäufnis hatte ihren Reiz verloren, und er hatte oft gesagt, wenn dieser Tag käme, würde er sich die Kugel geben. Aber er hatte nicht einmal richtig Lust, sich zu erschießen.
    Lisinda, dachte er. Meine Liebste heiratet einen anderen.
    Ging das überhaupt? Er war nicht sicher. Schließlich hatte sie gesagt, dass sie ihn liebte. Hatte ihr das gar nichts bedeutet? Ihm hatte es jedenfalls etwas bedeutet. Es hatte ihn angespornt, ein Held zu sein, und in ihm den Wunsch geweckt, ein besserer Mensch zu werden. Es weckte in ihm sogar den Wunsch, sie nicht mehr zu betrügen, obwohl die

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