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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit wahrlich gewaltig war.
    Wie konnte sie das tun?
    Auf einmal ging ihm ein Gedanke durch den Kopf, der ihm bisher noch nicht gekommen war, selbst nach Stunden des Nachdenkens. Wenn sie einen anderen heiratete, musste das heißen, dass sie es zumindest ein paar Monate lang mit ihm getrieben hatte. Vielleicht noch länger. Eine Woge des Zorns spülte über ihn hinweg, und er knirschte mit den Zähnen. Am liebsten würde er diesem anderen Kerl den Hals umdrehen! Sich an die Frau eines anderen heranzumachen! Wusste er nicht, dass sie vergeben war? Sie hatte ihre Entscheidung bereits getroffen. Hatte sie nicht gesagt, dass sie ihn liebte?
    Doch wenn er ihren künftigen Ehemann umbrachte, würde Lisinda bestimmt ein bisschen traurig sein. Er würde nie etwas tun, was sie zum Weinen brachte, und doch verlangte die Ehre, dass er das Gesicht seines Rivalen in den Boden stampfte. Wie löste man so ein Problem? Es
war alles sehr verwirrend. Er wünschte, er hätte nur halb so viel Grips wie der Käpt’n. Der Käpt’n hätte gewusst, was zu tun war.
    Ganz gleich, wie oft er alles im Kopf hin und her wälzte, er verstand einfach nicht, wieso Lisinda den Wunsch haben sollte, jemand anderen zu heiraten. Es war schlichtweg nicht möglich. Irgendwie musste sie bei dieser ganzen Sache ein unschuldiges Opfer sein. Irgend so ein schmieriger Charmeur aus der Stadt hatte sie um den Finger gewickelt. Frauen waren manchmal einfach machtlos dagegen, das war eine simple Tatsache. Man konnte ihr keine Vorwürfe machen. Sie war außerstande, seinem Einfluss zu widerstehen.
    Vielleicht war sie ja auch dazu gezwungen worden. Ja, so war es! Sie hatte in ihrem Brief geschrieben, sie sei sehr glücklich, aber das konnte natürlich nicht stimmen. Nicht, wenn ihr Herz ihrem abwesenden Helden gehörte.
    Sein Blut kochte bei dem Gedanken. Seine Lisinda, verheiratet mit einem intriganten Aristokraten, der dreimal so alt war wie sie! Einem Mann, der sie und ihre Schönheit in seinen Besitz bringen wollte, weil er zu alt war, sie auf faire Weise zu erobern. Zweifellos hatte er sie gekauft wie ein Schmuckstück, das seinen Arm zieren sollte.
    Und wenn man sie entführt hatte? Was, wenn der Brief ein verschlüsselter Hilferuf war? Sie musste gewusst haben, dass er ihr die Behauptung, sie wolle ihn verlassen, nie glauben würde. Es war zu lächerlich. Hatte ihr Entführer ihr gestattet, ihm diesen Brief zu schicken, weil er ihn für harmlos hielt? Hatte sie auf geschickte Weise eine Botschaft in der Botschaft versteckt?
    Er zog den Brief unter seinem Kopfkissen hervor und
begann, ihn fieberhaft nach Codes oder Indizien zu durchforsten. Mittendrin erstarrte er, weil ihm eine andere Möglichkeit in den Sinn kam.
    War dies alles womöglich ein Komplott eines Rivalen? Vielleicht hatte er den Brief in der Hoffnung geschrieben, dass Pinn vorzeitig nach Hause geeilt kommen würde. Dann sähe Lisinda, dass er noch nicht der starke, ehrenhafte und vor allem reiche Mann geworden war, der er zu sein versprochen hatte. Sie würde sich enttäuscht von ihm abwenden. Und direkt in den Armen eines anderen landen.
    Wütend studierte er den Brief und suchte nach Anzeichen einer Fälschung. Wie sah Lisindas Handschrift überhaupt aus? Sie hatte ihm noch nie einen Brief geschrieben. Keiner von ihnen hatte viel fürs Lesen oder Schreiben übrig. Schließlich gab er auf. Er würde eine Fälschung nicht erkennen, wenn er das Original nicht kannte.
    All das verursachte ihm Kopfweh. Was bedeutete der Brief? Und was hatte es mit diesem seltsamen Schmerz in seinen Gedärmen, dieser Schwere in seinen Gliedern, dieser Appetitlosigkeit auf sich? Vermutlich machte ihn all diese Grübelei krank.
    Er hörte ein Geräusch an der Tür und stopfte den Brief wieder unters Kopfkissen, als Harkins hereinschaute. Er hatte ein großes Schmetterlingsnetz dabei. Sein Blick schweifte nervös durch den Raum.
    »Pinn. Äh … du hast nicht zufällig … ich meine, hast du den Kater gesehen?«
    Harkins’ Augen wurden groß, als er sah, dass die Abdeckung des Lüftungsrohrs abgenommen worden war und nun auf dem Boden lag. Ganz egal, wie oft er sie wieder anbrachte, Pinn nahm sie jedes Mal wieder ab und
beschwerte sich, dass es sonst stickig wurde. Außerdem konnte sich Schlacke dann in den Raum schleichen und Harkins die Luftzufuhr abschneiden, was das Ganze noch amüsanter machte.
    »Du hast das Gitter abgenommen«, sagte Harkins anklagend.
    »Ja«, sagte

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