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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Grists geheimnisvolle Kugel aufbewahrt wurde. Die Storm Dog stand ganz in der Nähe. Ein paar Leute von Grists Crew hingen faul herum und genossen den hellen, kühlen Morgen. Jez ging an ihnen vorbei zu den Bäumen, die das Tal säumten.
    Sie hatte nach wie vor ein sehr ungutes Gefühl bei der ganzen Sache, aber sie stand loyal zu ihrem Käpt’n. Er hatte ihr ein Zuhause gegeben, und sie hatte ihm das noch lange nicht vergolten, selbst wenn sie ihm schon mehr als einmal das Leben gerettet hatte. Sie fühlte sich hier dazugehörig und gebraucht.
    Genauso wie damals, als dieser Mane versucht hatte, sie zu verwandeln, in jener verschneiten Nacht in Yortland. In jenem Moment, als sie in die Welt der Manen geblickt und die Verbindungen zwischen ihnen gespürt hatte.
    Sie verstand, warum sich die Besatzung des abgestürzten Manen-Schiffes zum Sterben niedergelegt hatte. Sie selbst hatte lediglich einen Vorgeschmack von dem bekommen, was möglich gewesen wäre. So etwas zu haben, damit zu leben und es dann aufzugeben, musste unvorstellbar schrecklich gewesen sein. Eine Verstümmelung der Sinne.
    Und dennoch haben sie es getan. Sie haben diese Entscheidung getroffen. Also sind sie vielleicht doch Individuen und keine Sklaven eines kollektiven Geistes. Vielleicht würde ich mich nicht verlieren, wenn ich zu ihnen ginge.
    Gefährliche Gedanken. Einer solchen Versuchung würde man gar zu leicht erliegen. Es fiel ihr ohnehin schon schwer, dem Ruf zu widerstehen, Tag für Tag, Nacht für Nacht. Sie hatte immer ein ausgeprägtes Zugehörigkeitsbedürfnis gehabt. Und nirgends war das Gefühl der Zusammengehörigkeit so stark wie unter den Manen.

    Jez hatte ihr ganzes Leben lang nach ihrem Platz gesucht. So lange sie zurückdenken konnte, war sie außerstande gewesen, sich irgendwo einzufügen. Sie hatte stets Freundinnen und Freunde gehabt, aber irgendwie waren ihr diese Freundschaften nie so vorgekommen wie die in den Büchern, die sie las. Sie mochte ihre Freunde, und diese mochten sie, aber tiefer ging es nicht. Wenn sie sie nicht wiedersah, würde sie deswegen keine Träne vergießen. Niemand sprach es aus, aber Jez wusste, dass es ihnen mit ihr genauso ging.
    Ihre ganze Kindheit hindurch hatte sie ihre Spielkameraden mit heimlichem Neid beobachtet. Sie war immer die Letzte, die mitmachen durfte. Das Zahnrad im Getriebe, das nicht richtig passte.
    Als sie ein wenig älter war, begann sie, ihrem Vater die Schuld zu geben. Ihm und seinen besessenen Versuchen, aus ihr etwas Besseres zu machen. Er war Schiffbauer, ein Kunsthandwerker, geachteter als das Landvolk, aber trotzdem Welten von den Gelehrten, Beamten und Aristokraten entfernt.
    Früher war er mit seinem Los zufrieden gewesen; doch nachdem die Krankheit ihr die Mutter geraubt hatte, veränderte er sich. Plötzlich war das Leben einer Schiffbauerin nicht mehr gut genug für seine Tochter. Er zwang sie zu studieren, wenn sie ihm nicht in der Werkhalle half. Er sparte Geld für einen Privatlehrer, der die gewöhnlichen Kanten ihres Akzents abschleifen sollte. Als Jez in das Alter kam, in dem sie einfach nur so sein wollte wie alle anderen, war sie bereits auf tausend kleine Arten anders.
    Ihre zaghaften Wissensdemonstrationen schüchterten ihre Freunde ein. Sie wiederum fand deren Mangel an Ehrgeiz enttäuschend. Jez’ Horizonte waren durch Literatur
erweitert worden, die ihrer Freunde jedoch nicht, und sie verstand nicht, wie man so engstirnig sein konnte. Trotzdem blieben sie Freunde, wie eh und je; doch auch wenn sie sich noch so viel Mühe gab, sie hatte sich ihnen kaum merklich entfremdet.
    Unter den Gebildeten fand sie auch keine Hilfe. Diese entdeckten sie sofort und verachteten sie als Streberin, die unbedingt über ihren Stand aufsteigen wollte. Ein paar kleine Freundschaften erblühten, konnten jedoch nur in der Isolation überleben, und die Umstände setzten ihnen schließlich ein Ende.
    Jez härtete sich gegen Zurückweisung ab. Sie ließ sich auf pubertäre Liebschaften ein und fand sie so unbefriedigend wie ihre früheren Freundschaften. Sie beendete sie stets, bevor ihr Partner es tun konnte.
    Ihr Vater sprach von der Universität, aber das war sein Traum, nicht ihrer. Jemand wie sie kam nicht an solche Orte. Und selbst wenn, sie würde ihrer Herkunft niemals entrinnen. Es würde nur eine weitere Station einer Außenseiterexistenz sein. Also brach sie ihrem Vater das Herz, als es so weit war, und flog mit der kleinen A-18, die er ihr zum sechzehnten

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