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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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ohne lange nachzudenken in einer Erwecker-Einsiedelei zurückgelassen hatte? Das war die Frau, deren Briefe er ignoriert hatte? Was stimmte bloß nicht mit ihm?
    Sie hielt ihm die Hand hin. Er starrte ein paar Sekunden darauf, bevor ihm klar wurde, was er tun sollte, dann hob er sie an die Lippen und küsste sie.
    »Bitte komm herein«, sagte sie.
    Er folgte ihr benommen. Ihre Veränderung hatte ihn auf dem falschen Fuß erwischt. Sie war selbstbewusst statt arrogant wie früher. Souverän statt verzogen. Sie war schnell und gut in ihre neue Rolle hineingewachsen.
    Die Eingangshalle war riesig, mit einer geschwungenen Treppe aus poliertem Stein. Dünne Säulen lenkten den Blick auf den Bogenfries an der Decke. Wertvolle Urnen standen mit jener gewagten Lässigkeit, die man nur in Häusern fand, in denen es weder Hunde noch Kinder gab, auf Piedestalen.
    Ein Diener stand an der Doppeltür zu einem Salon. Er öffnete sie, und Amalicia führte Frey in einen schönen Raum mit golden ziselierten Vertäfelungen und einem Kamin, der einen Herzog beschämt hätte. Sofas und Diwane gruppierten sich um einen Beistelltisch voller Süßigkeiten und Erfrischungen. Ein Dienstmädchen schenkte Tee ein, als sie eintraten.

    Amalicia klatschte in die Hände. »Lasst uns allein«, sagte sie. »Darian und ich haben eine Menge nachzuholen.« Das Dienstmädchen eilte hinaus, und der gut aussehende Diener schloss die Tür. Dabei fing Frey seinen Blick auf. Der Diener verzog voller Mitgefühl das Gesicht, und dann fiel die Tür mit einem Klicken ins Schloss.
    Frey gefiel sein Mienenspiel nicht. Ihm schwante, was ihm bevorstand. Er drehte sich um und sah Amalicia mit schrecklicher Zielstrebigkeit auf sich zukommen. Ihr heiteres, aristokratisches Lächeln hatte sich in ein hässliches Zähnefletschen verwandelt. »Moment, jetzt warte doch …«, begann er, wurde jedoch durch eine so innige Kontaktaufnahme ihres Reitstiefelabsatzes mit seinem Kiefer unterbrochen, dass er über die Rücklehne eines Sofas purzelte.
    Er sah noch immer Sterne, als sie ihn am Hemdkragen hochzerrte. Wo war die hübsche, kultivierte Lady von gerade eben geblieben? Sie konnte doch unmöglich diese tollwütige Harpye sein, die mit geballter Faust ausholte, um ihm selbige in die Augenhöhle zu rammen?
    »Wo … warst … du?«, kreischte sie und unterstrich jedes Wort mit einem brutalen Schlag in Freys Gesicht. »Wo … warst … du?«
    »Lässt du’s mich jetzt mal erklären?«, stammelte er. Ein paar Zähne fühlten sich locker an.
    »Nein! Das machst du immer! Du erklärst was, ich bin nicht mehr sauer und vergebe dir, und dann verlässt du mich erneut! Du bist ein Lügner, Darian. Ein verdammter Lügner!«
    »Ich habe dich noch nie angelogen!«, log er.
    Sie starrte ihn mit offenem Mund an und trat ihm dann zwischen die Beine. »Versuch ja nicht, dich da rauszulavieren! Versuch das ja nicht!«

    Er hörte ihre Worte kaum. Sie schienen aus großer Entfernung zu kommen und durch einen Nebel aus reiner Qual zu schweben. In seinem Unterleib herrschte eine seltsame, traurige Leere, umhüllt von einem grauen Schleier erbärmlicher Schmerzen, als würden seine Eingeweide der Beerdigung seines Reproduktionssystems beiwohnen.
    »Warum warst du nicht da, als ich aus dieser Einsiedelei rausgekommen bin, Frey?«, verlangte sie zu wissen. »Wo war mein schneidiger Freibeuter-Liebhaber, der nur darauf gewartet hat, mein Herz im Sturm zu erobern? Was ist mit all den Dingen, die du gesagt hast?«
    Frey versuchte einzuwenden, dass sie ohne ihn gar nicht erst herausgekommen wäre, aber der einzige Laut, der sich seiner Kehle entrang, war ein schrilles Winseln in einer Tonhöhe, die nur Fledermäuse hören konnten.
    »Kein einziges Wort! Ein ganzes Jahr lang!«, kreischte Amalicia. »Tu gar nicht erst so, als hättest du meine Briefe nicht bekommen, Frey! Ich habe sie überallhin geschickt!«
    Frey hob eine Hand und schluckte gegen einen harten Klumpen in seiner Kehle an, bei dem es sich möglicherweise um seine Testikel handelte. »Ich dachte …«, krächzte er. »Ich dachte …«
    »Du dachtest was? Ich hätte dein Versprechen vergessen? Hätte vergessen, dass du gesagt hast, du wolltest mich heiraten?«
    Streng genommen hatte Frey nichts dergleichen gesagt, aber in Anbetracht seiner gegenwärtigen Lage hielt er es für unklug, ihr zu widersprechen. »Ich dachte … du würdest mich zurückweisen.«
    »Du dachtest was?«
    Er schöpfte Atem. Der Schmerz in seinen Lenden

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