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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Geburtstag gebaut hatte, davon, um etwas von der Welt zu sehen. Dort draußen würde sie ihren Platz finden. Und wenn nicht, würde sie zumindest zu ihren eigenen Bedingungen allein sein.
    Schon komisch, wie sich das alles entwickelt hatte.
    Sie verließ das Blickfeld der Männer im Tal und ging durch den Wald, bis sie zu einem Felsen gelangte, der ihr geeignet erschien. Dort setzte sie sich hin, holte ein Buch hervor und schlug es auf. Die Schrift bestand nur aus Kreisen und Bogen. Es roch noch nach der Kapitänskabine im Schlachtschiff.

    Die Muster ergaben für sie keinen Sinn, aber sie starrte sie trotzdem an.
     
    »Erwecker«, sagte Crake. »Ich hasse das Pack.«
    Frey konnte sie ebenfalls nicht sonderlich leiden. Schließlich hatten die Erwecker hinter dem Versuch gesteckt, ihm und seiner Crew den Mord am ältesten Sohn des Erzherzogs anzuhängen. Und wenn man Crakes Dämon Glauben schenken konnte, so steckten sie nun auch hinter dem Diebstahl von Grists geheimnisvoller Energiequelle.
    Er rutschte auf dem Kamm unbehaglich hin und her und richtete das Fernrohr auf das Lager der Erwecker unten. Es war eine Ansammlung imposanter Gebäude von den Ausmaßen einer Kleinstadt und sah wie eine weitläufige Universität oder ein alter Bibliothekskomplex aus. Auf einer hohen Mauer drumherum standen Wachposten, und auf dem zentralen Innenhof ragte ein Uhrenturm empor, der alles überblickte. Das Lager befand sich auf einer kahlen Insel inmitten eines tiefblauen Sees, der die gesamte Länge des Talbodens einnahm. Gleich nebenan war ein Landeplatz, auf dem mehrere Luftschiffe mit abgeschalteten Triebwerken standen. Über dem See hing die schmutzige schwarze Masse der Delirium Trigger, die dort Anker geworfen hatte und den Eindruck der Idylle endgültig zerstörte.
    Frey verspürte eine Aufwallung von Ärger und Zorn. Was dachte sich Trinica bloß dabei, erneut für die Erwecker zu arbeiten? Hatte sie beim letzten Mal ihre Lektion nicht gelernt, nach dem ganzen Debakel mit Herzog Grephen? Aufgrund dieser kleinen Affäre war sie wahrscheinlich schon wegen Hochverrats verurteilt worden.
Aber sie konnte es einfach nicht lassen, nicht wahr? Sie musste sich einmischen und ihm in die Quere kommen. Aus reiner Gehässigkeit.
    Es gab jedoch eine noch wichtigere Frage als die nach Trinicas Beteiligung. Welches Interesse hatten die Erwecker an einem abgestürzten Manen-Schiff? Warum hatten sie überhaupt jemanden dorthin geschickt?
    Er ließ den Blick über die Außenmauer schweifen. Mit Gewehren bewaffnete Wachposten gingen dort auf und ab. Sie trugen graue Soutanen mit hohem Kragen und hatten Zwillingsdolche im Gürtel. Auf ihrer Brust war die Chiffre, das Emblem ihrer Religion, ein verschlungenes Muster aus kleinen, miteinander verbundenen Kreisen.
    An jeder Ecke waren riesige, leuchtturmähnliche Lampen errichtet worden, die zweifellos von Generatoren im Innern des Lagers mit Strom versorgt wurden. Es würde unmöglich sein, sich über den See und die kahle Insel ungesehen zu nähern, sei es bei Tag oder bei Nacht.
    Grist lag neben ihm und rauchte wütend. »Sehen Sie einen Weg hinein?«
    »Es gibt keinen Weg hinein.«
    »Es gibt immer einen Weg hinein.«
    Frey setzte das Fernglas ab. »Nun ja, ich habe keine große Lust, mit einer Handvoll Männer ein stark befestigtes Lager anzugreifen, falls Sie das meinen. Wir könnten uns ebenso gut jetzt gleich gegenseitig erschießen, da würden wir allen ein bisschen Zeit sparen.«
    »Können wir uns nicht reinschleichen?«, schlug Crattle vor und hob den Kopf, um Frey über seinen Kapitän hinweg anzusehen.
    »Selbst wenn wir das könnten – und wahrscheinlich können wir’s nicht –, was dann?«, fragte Frey. »Folgen
wir den Pfeilen zum Schatz? Seht euch an, wie groß dieses Lager ist. Wir bräuchten Tage, um es zu durchsuchen.«
    »Dann vielleicht in Verkleidung?«, beharrte Crattle.
    »Ihr würdet erwischt werden«, sagte Crake, der auf der anderen Seite neben Frey lag. »Ohne auch nur rudimentäre Kenntnisse des Kryptonomikons würden sie euch noch vor dem Ende des ersten Gesprächs als Betrüger identifizieren.«
    Frey sah den Dämonisten an. Er wirkte heute zweifellos heiterer und aufgeweckter als in letzter Zeit. Frey hatte ihn schon früh wach angetroffen; er polierte Bess, während Silo Rostflecken an ihrem Panzer beseitigte und kaputte Ringe ihres Kettenhemds reparierte. Und Frey musste zugeben, dass Crake sich gesteigert hatte, was die Erfüllung seiner Aufgaben betraf.

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