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Schwarze Küsse

Schwarze Küsse

Titel: Schwarze Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquín Guerrero-Casasola
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Geld und hatten vor, es aus ihm herauszuholen, egal wie.«
    Nicht nur die Frau, auch Wintilo blickte mich verwundert an.
    »Als wir reinkamen, sah ich, wie Sie die Fotos von Ihrem Chef in diesen Karton warfen, wie Abfall. Sie selbst kaufen billige Kleider von der Stange, während ihr Chef – zumindest am Tag seines Todes – einen schicken Leinenanzug trug. Dieses luxuriöse Gebäude täuscht nicht darüber hinweg, dass Sie eher wie die Sekretärin eines Logistikunternehmers aussehen als die eines Akademikers und Kunstliebhabers.« Ich wies auf die Bilder an den Wänden, unter denen auch Werke alter Meister waren. »Daher wirken Ihre Krokodilstränen reichlich vorgetäuscht, und ich bin sicher, dass sie mir Löcher in die Zunge ätzen würden, wenn ich sie probieren würde, so sauer wären sie. Sauer vor Hass, vor Groll, weil Ihr Chef alles hatte und Sie nichts.«
    »Ich sage nichts mehr, ohne vorher mit einem Anwalt gesprochen zu haben.«
    »Niemand wirft Ihnen irgendetwas vor.«
    »Und der ganze Mist, den Sie gerade von sich gegeben haben, Sie lächerlicher Dreckskerl?«
    »Selber Drecksweib«, gab ich zurück. »Hässliches, von Neid zerfressenes Drecksweib.«
    »Ihr seid doch alles Schwuchteln!«, brach es aus Carito hervor. »Ihr werdet alle an Aids verrecken! An Aids! Hört ihr mich? Wer steckt ihn wem rein, hä? Sie ihm?«, sie gab mir einen Stoß, »oder er Ihnen? Wissen es eure Ehefrauen? Den beiden naiven Weibern werde ich die Augen öffnen. Gebt mir ihre Telefonnummern! Jetzt sofort!« Sie schnippte wütend mit den Fingern.

 
     
     
     
     
     
    N ach dieser Episode landeten wir in einer Cantina in Coyoacán, in der sie dir einen Zinneimer mit Eiswürfeln und zwanzig Corona auf den Tisch stellen, und daneben eine Platte mar y tierra: zur Hälfte Meeresfrüchte und zur anderen Hälfte gegrilltes Fleisch. Dazu eine Reihe kleiner Töpfe mit Soßen: traditionelle Guacamole, salsa borracha aus Tomaten und Chilis mit Tequila, scharfe grüne Habanero-Soße und gehackte Chilis in Olivenöl.
    Wintilo konnte gar nicht aufhören, meine Intuition bezüglich der streitlustigen Sekretärin zu loben.
    »Ich wollte nur meinen Frust darüber loswerden, dass wir dabei waren, die falsche Person zu befragen«, gestand ich.
    Über Wintilos Gesicht huschte ein ungläubiges Lächeln, während er an einer Zitrone lutschte, die sein Granitgebiss zum Glänzen brachte.
    »Warum auch immer, aber so, wie diese elende Hure reagiert hat, glaube ich fast, dass sie ihren Chef, diese Anwaltsschwuchtel, tatsächlich übers Ohr gehauen hat. Pass auf, Kumpel, so ist es gewesen: Sie und Roberto sind Komplizen. Hast du gehört, wie sie ihn beschrieben hat? Sie sagte, er hätte ein hübsches Gesichtchen. Das klingt doch nach Perversion, Alter, nach schmutzigster Perversion … Ich sehe sie direkt vor mir, wie sie gemeinsam aushecken, wie sie Galindo erpressen können. Und weil dieser Galindo wahrscheinlich ein Geizkragen war und eine harte Nuss, kauften sie ihm ein verdammtes Ticket in die Hölle. So sind diese Schwuchteln, Verräter und Scheißkerle. Ich schlage vor, dass wir zurückgehen und dieser Tussi einen gehörigen Schrecken einjagen, aber dieses Mal mit der Knarre in der Hand, damit sie gar nicht erst dazu kommt, die Krallen auszupacken. Dann wirst du sehen, wie schnell sie uns verrät, wo Roberto ist.«
    »Lass uns lieber zum Emporio fahren. Die Angestellten wissen sicher, wo Benjamín steckt.«
    »Du bist gar nicht so dumm, wie du aussiehst, mein lieber Gil. Nimm dir noch ein Bier, wir entspannen uns jetzt erst mal. Diese verfluchte Sekretärin. Ich würde mich wirklich nicht wundern, wenn sie und Roberto das Todesgespann wären.«
    »Du hast wohl zu viele Kalimán-Comics gelesen, als du klein warst.«
    Das hätte ich nicht sagen dürfen, denn er wurde ganz sentimental und fragte, ob ich mich an die Fußballspiele im Schulhof erinnern könnte, an die Prügeleien mit den Maurern von der Baustelle nebenan, an den Typen, der Orangen mit Chili verkaufte, und an den, der manchmal Epilepsieanfälle bekam und eine Tochter hatte, die unwiderstehlicher war als eine Wassermelone im Sommer. Ob ich noch wisse, wie er einmal eine Gitarre gestohlen und gelernt habe, sie zu spielen, und sie auf Schulausflüge mitgenommen habe, zur Zuckerfabrik in San Martín Regla, wo es stank und stickig war, und zu den Heilbädern von Oaxtepec?
    Mit einem Mal saß Wintilo wieder im Omnibus und sang Liebesschnulzen, die er auf seiner Gitarre aus Kiefernholz

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