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Schwarze Küsse

Schwarze Küsse

Titel: Schwarze Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquín Guerrero-Casasola
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bemühte mich, ihm nicht wehzutun, obwohl er voller Panik um sich schlug, sobald ich ihn auch nur berührte.
    Schließlich standen Wintilo und er sich gegenüber, beide an den Händen gefesselt.
    »Hör gut zu«, sagte Wintilo zu ihm, »du und ich, wir werden uns jetzt gegenseitig mit Kopfstößen den Schädel einschlagen, verstanden?«
    Der Transvestit antwortete mit einem entsetzten Blick.
    »Los geht’s!«
    Wintilo versetzte ihm den ersten Kopfstoß auf die Nase, und der Transvestit taumelte auf seinen Pfennigabsätzen nach hinten, darum bemüht, nicht hinzufallen. Er schaffte es nur zwei Schritte lang und kippte dann auf den Hintern. Seine gespreizten Beine unter dem kurzen Rock brachten Wintilo zum Lachen. Er ging zu ihm und kickte ihn sanft in die Seite.
    »Pass halt besser auf, du blöde Kuh!«
    Der Mann wimmerte.
    »Steh auf oder ich vermöble dich auf dem Boden!«
    Dem Kerl blieb nichts anderes übrig, als aufzustehen.
    »Machst du Musik an, Gil? Damit mal ein bisschen Schwung in das Tänzchen kommt …«
    Ich bewegte mich nicht von der Stelle. Wintilo näherte sich dem Typen und verpasste ihm einen weiteren Kopfstoß. Wieder taumelte er nach hinten, und das Blut lief ihm in die Augen. Plötzlich stieß er einen wütenden Laut aus, der vom Klebeband auf seinem Mund gedämpft wurde, und warf sich mit dem Kopf voran gegen Wintilo, der ebenfalls den Kopf gesenkt hatte.
    Die beiden Köpfe prallten hart gegeneinander, Blut spritzte in alle Richtungen. Ein dicker Tropfen landete in meinen Augen und ließ mich blinzeln.
    Die beiden gönnten sich keine Ruhepause und versuchten sofort, den nächsten Kopfstoß treffsicherer zu platzieren. Aus ihren Nasen dampfte es. Sie schlugen hierhin und dorthin, schienen geübt darin zu sein, auf diese Weise zu kämpfen. Aber dann tat Wintilo etwas Unerwartetes und führte seinen Kopfstoß umgekehrt aus, das heißt, er senkte den Kopf auf die Brust seines Rivalen, riss ihn wieder hoch und erwischte ihn voll unterm Kiefer. Der Schlag ließ die Perücke des Kerls nach hinten fliegen. Sein entblößter Schädel war kahl bis auf einen rundum verlaufenden Haarkranz.
    Er fiel auf die Knie und stürzte anschließend der Länge nach zu Boden, wo er mit dem Gesicht frontal aufs Gras prallte und bewusstlos liegen blieb.
    Wintilo hielt mir seine Hände hin, und ich befreite ihn. Er blutete lediglich ein wenig aus dem Mund. Vor lauter Erregung wollte er gar nicht mehr aufhören, tief Luft zu holen und siegreich die Brust herauszustrecken.
    »Wer war das?«, fragte ich und betrachtete den Typen.
    »Das erfährst du schon noch.«
    Er ging zu dem Transvestiten und band ihm die Hände los.
    »Hoch mit dir, du Drecksnutte«, befahl er.
    Der Typ war wieder zu sich gekommen und schüttelte den Kopf.
    »Stell dich nicht an und steh auf!«
    Wintilo winkte mich heran, und gemeinsam stemmten wir den Transvestiten hoch und legten ihn wieder in den Kofferraum.
    Wir stiegen ein und machten uns auf den Rückweg.
    »Das ist Edgardo, ein Freund von Roberto. Er hat ihm eine Fahrkarte für den Bus nach Tijuana gekauft, will heißen, er hat ihm bei der Flucht geholfen.«
    »Dann hat die Suche also ein Ende?«
    »Wir haben Leute, die in Tijuana nach ihm suchen. Gleichzeitig suchen wir hier weiter …«
    Nachdem wir einige Kilometer lang geschwiegen hatten, fragte ich ihn, was er mit Edgardo vorhatte. Er antwortete, er werde ihn vor dem Roten Kreuz ablegen.
    »Hast du Lust, in den Puff zu gehen, Gil?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Oder sollen wir uns zusammen neues Koks besorgen!«
    »Auch nicht.«
    »Ich glaube, du wirst alt …«
    Er ließ mich vor meiner Wohnung raus. Während ich aus dem Auto stieg und auf die Tür zuging, wollte mir eine Frage nicht aus dem Kopf. Ich machte kehrt und stellte sie ihm: »Warum hast du ihn auf diese Weise verprügelt?«
    »Weil ich wissen wollte, ob ich noch immer der König des Kopfstoßes bin. Und weil du mich nicht daran gehindert hast.«

 
     
     
     
     
     
    A ls ich die Tür aufmachte, bemerkte ich einen Schatten, der sich bewegte. Ich zog die Pistole und richtete sie darauf. »Keine Bewegung!«
    Die kindlichen Laute, die der Schatten ausstieß, ließen mir das Blut in den Adern gefrieren. Ich tastete mich an der Wand entlang, bis ich den Schalter gefunden hatte, und machte das Licht an. Ohne jedes Erstaunen blickte mir die Rotznase Saúl entgegen. Er saß auf dem Boden. Ich steckte die Pistole ein und machte zwei Schritte auf den Kleinen zu. Meine Beine zitterten so

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