Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Madonna

Schwarze Madonna

Titel: Schwarze Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
Vom Netzwerk:
schwappte in der Wanne. In dem rötlichen Licht sah sie aus wie verdünntes Blut.
    Bob runzelte die Stirn. Es sah Justus und Peter gar nicht ähnlich, überhaupt nichts zu sagen, selbst wenn sie völlig gescheitert waren. Wenigstens müssten sie sich zanken.
    »Justus?«, rief er.
    Es kam noch immer keine Antwort. Stattdessen ging die Tür auf. Im Halbschatten stand dort jemand, den Bob nicht richtig erkennen konnte. Aber er achtete gar nicht darauf, sondern verschloss hastig die Tüte mit dem Fotopapier. »Mensch, pass doch auf!«, rief er wütend. »Du verdirbst mir alle Fotos!«
    Stille. Die schattenhafte Gestalt, die er für Justus oder Peter hielt, trat einen Schritt vor, und dann spürte Bob etwas Hartes, Kaltes an seiner Kehle.
    »Keine Bewegung«, flüsterte eine heisere Stimme.

Great Deliverance
    Das Firmengelände der ›Great Deliverance‹ war bald gefunden. Auf den ersten Blick hatte es sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit dem ›Gebrauchtwaren-Center T. Jonas‹ – nur etwa eine Million Dollar reicher. Das Haus war kein ausbleichendes Holzgebäude, sondern eine protzige Villa mit Vorgarten und einem von Säulen gesäumten Baldachin über dem Eingang; im Hof stand kein altersschwacher Pick-up, sondern sechs strahlend weiße Trucks mit dem Namen der Firma in meterhohen Buchstaben, statt Trödel und Schrott stapelten sich solide Holzkisten und statt eines bunt bemalten Holzzauns gab es eine zwei Meter hohe Mauer mit Stacheldraht. Das Tor war eine beeindruckende Konstruktion aus Stahl mit den Initialen ›R.P.‹.
    »Kuschelig«, kommentierte Peter. »Möbeltransport scheint ein einträgliches Geschäft zu sein.«
    Justus nickte. »Dabei ist die Firma ganz jung. Ich habe im Branchenverzeichnis nachgeschlagen. Roger Pentecost hat sie erst vor neun Jahren gegründet und sein erstes Fahrzeug war ein Pick-up, wie bei uns. Aber die Transporte für das Museum bringen sicher auch einiges ein.«
    Er drückte auf den Klingelknopf am Tor. Im Inneren des Hauses schlug melodisch eine Glocke an. Eine Weile passierte nichts, dann ertönte eine tiefe Männerstimme aus der Gegensprechanlage. »Ja, wer ist da?«
    »Justus Jonas und Peter Shaw«, antwortete Justus. »Mr Pentecost? Wir würden gerne mit Ihnen über José Santanda reden.«
    Es gab eine Pause. »Ja, richtig«, sagte die Stimme endlich. »Augenblick.«
    Ein Summen und das Tor glitt zur Seite. Hinter Justus und Peter schloss es sich mit einem gut hörbaren Klicken. Als sie die Stufen zur Haustür hinaufstiegen, öffnete sich diese ebenfalls mit einem Summen, aber niemand war zu sehen. Justus spähte in einen dämmerigen Flur – und zuckte zurück. Dort stand etwas, das auf den ersten Blick wie eine riesige vierbeinige Spinne aussah. Arme, Beine Körper und Hals waren mindestens doppelt so lang, wie sie sein sollten, aber dafür nur halb so dick. Die Arme waren ausgebreitet, als hätte das Wesen Mühe, sein Gleichgewicht zu halten. Es regte sich nicht und schaute sie nur aus dunklen Augen an.
    »Was ist das denn?«, flüsterte Peter entsetzt.
    Justus schluckte. »Eine – Statue, glaube ich.« Er beugte sich leicht vor. »Aus Bronze.«
    Jemand lachte leise und aus dem Schatten hinter der Tür trat ein Mann. »Sie heißt Maria«, sagte er.
    Justus und Peter starrten ihn an. Der Kontrast zu der Statue konnte nicht grotesker sein. Mr Pentecost war höchstens 1,50m groß. Sein gedrungener Körper steckte in einem dunklen Anzug mit Krawatte, als hätte er vor, zu einem Geschäftsessen zu gehen. Seine Arme und Beine waren kurz, einen Hals hatte er überhaupt nicht, und der kugelrunde Kopf sah aus, als sei darauf noch nie ein Haar gewachsen. Er lachte wieder. Die tiefe Stimme hallte im Flur wider. »Na, habt ihr die Sprache verloren?«
    Justus fasste sich schnell. »Durchaus nicht. Guten Tag, Mr Pentecost. Ich bin Justus Jonas und das ist mein Freund und Kollege Peter Shaw. Wir sind Detektive. Hier ist unsere Karte.«
    Mr Pentecost nahm die Visitenkarte und studierte sie genau. »Detektive. Seid ihr nicht ein wenig zu jung dafür?«
    »Nein, Sir. Wir haben schon einige Fälle gelöst, die der Polizei Schwierigkeiten bereiteten.«
    Der Transportunternehmer ging nicht darauf ein. Er gab Justus die Karte zurück. »Dann kommt mal herein.«
    Er schloss die Tür und führte Justus und Peter in ein Zimmer, in dem man das Wohnzimmer der Familie Jonas gut viermal hätte unterbringen können. Es war fast vier Meter hoch und hatte an zwei Seiten riesige Glasfenster. Der Boden

Weitere Kostenlose Bücher