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Schwarze Orchideen Kommissar Morry

Schwarze Orchideen Kommissar Morry

Titel: Schwarze Orchideen Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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alles. Ihr ist es egal woher sie die Informationen für ihre Artikel bezieht. Sie bringt es sogar fertig, mit den Lackpüppchen vom Saloon auf der anderen Seite des Bahndammes zu sprechen...“
    „Mit welchen Püppchen?“
    Bill grinste. „Ist das so schwer zu erraten?“
    „Was denn — so was gibt's hier in Drumola? Das überrascht mich! “
    „Kann ich verstehen. Nun, Drumola ist zwar puritanisch — aber das schließt keineswegs aus, daß sich hier ein paar fragwürdige Etablissements niedergelassen haben, die mit der Wett- und Spielleidenschaft und einer Reihe anderer Vergnügungen gute Geschäfte machen. Die führenden Familien der Stadt tolerieren diese Saloons stillschweigend. Was ich ausdrücken wollte, ist folgendes: Janet spricht nicht nur mit diesen Mädchen, sie unterhält sich auch mit Zuhältern und Spielern — sie sucht ganz einfach pausenlos Informationen und Material für ihre Zeitungskolumme. Der Himmel mag wissen, was sie in diesem Zusammenhang von Dryer wollte. Er ist, das steht fest, ein sehr kenntnisreicher Mann, der genau weiß, was hinter den Kulissen dieser Stadt vorgeht. Ich könnte mir denken, daß er Janet gelegentlich mit Material versorgt — nach der Devise, daß eine Hand die andere wäscht.“
    „Wie soll ich das verstehen? Du meinst, ihm sei daran gelegen, sich die Gunst des Mädchens nicht zu verscherzen?“
    „So ist es. Er denkt dabei weniger an amouröse Dinge, als an Janets praktische Bedeutung für ihn. Auch Janet hört viel. Nicht alles davon wird sie in der Zeitung bringen. Vielleicht weiß sie genug über Dryer, um ihn als Informanten bei der Stange zu halten.“
    „Das hieße doch, daß sie ihn erpreßt!“
    „Erpressung ist dafür ein zu hartes Wort. Sagen wir Dryer weiß, daß Janet ihm schaden könnte, und darum zieht er es vor, sie mit guten Nachrichten, mit Klatsch und dergleichen bei Laune zu halten. Und Janet? Der ist dieser beständige Nachrichtenfluck lieber als die Möglichkeit, Hugh Dryer mit ein oder zwei Artikeln fertigzumachen.“ „Das alles sind natürlich bloß Vermutungen?“ „Nichts anderes“, sagte Bill. „Ich würde zu keinem anderen darüber sprechen. Aber ich finde, es ist wichtig, daß du ein genaues Bild von dieser Stadt bekommst. Du sollst wissen, wie es hier bei uns aussieht.“
    Es klopfte. Jack Bulwer kam herein. „Ich habe mit Dennis und mit Cronan gesprochen“, sagte er. „Niemand kann sich erinnern, heute morgen Leslie gesehen zu haben. Die beiden sind sicher, daß sie nicht mit dem Zug aus Chikago gekommen ist.“
    „Hm“, meinte ich, „Kitty war aber sicher, daß sie die Straße überquert hat.“
    „Sie hat auch keine Fahrkarte gekauft weder gestern noch heute“, fügte Bulwer hinzu. „Danach habe ich mich auch erkundigt.“
    „Vielen Dank, Jack“, meinte Bill. Bulwer nickte und ging hinaus.
    „Woher kann sie noch gekommen sein?“ fragte ich.
    Bill zuckte die Schultern. „Kitty ist sich ihrer Sache doch gar nicht sicher . . .“
    „Du kennst sie besser als ich. Beobachtet sie im allgemeinen genau?“
    „Ja, allerdings“, gab Bill zögernd zu.
    „Du sagtest vorhin, die Saloons befänden sich auf der anderen Seite des Bahndammes. Soll das heißen, daß sie hinter dem Bahnhof hegen?“
    „Ja, sie gehören zu dem sogenannten Slumviertel und bilden praktisch die Trennungslinie zwischen dem Sektor, der die armen Weißen beherbergt, und den Häuserblöcken, wo die Schwarzen wohnen.“
    „Von dort könnte sie also gekommen sein.“
    „Leslie?“ fragte Bill. „Ausgeschlossen! Sollte mich nicht wundern, wenn sie noch niemals einen Fuß in dieses Gebiet gesetzt hat. Eine Leslie Carson gehört einfach nicht dorthin. Für die ist dieses Gebiet tabu.“
    „Geht es dort denn so wild zu?“
    „Die Saloons und Bars sind weder wilder noch zahmer als ähnliche Lokale in anderen Städten. Aber jeder in dieser Stadt kennt Leslie Carson, und es würde allerhand Staub aufwirbeln, wenn sie sich dort sehen ließe. Eine junge Dame ihrer sozialen Stellung bleibt auf dieser Seite des Bahndamms!“
    „Du kennst die Lokalbesitzer?“
    „Natürlich, das bringt mein Beruf mit sich. Nach den Morden habe ich mir sie wieder und wieder vorgenommen, denn natürlich verkehrt dort der Abhub der Stadt — aber auch gesetztere Bürger lassen sich dort gelegentlich vollaufen. Es macht ihnen Spaß. Es gibt ihnen die Illusion, wirkliche Tausendsassas zu sein.“
    „Ich werde mich im dieser Gegend ein wenig Umsehen“, versprach

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