Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Orchideen Kommissar Morry

Schwarze Orchideen Kommissar Morry

Titel: Schwarze Orchideen Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
Journalisten gehört, seine Informanten nicht preiszugeben ! “
    „Wie Sie wollen.“ Bill schaute mich an. „Wir fahren jetzt zu Elmer Natham. Der wird uns mehr darüber sagen können. Schließlich ist er ein halbes Jahr lang Bishops Chef gewesen.“
     
    *
     
    Natham war so dick, daß es schwer fiel, sich vorzustellen, er könnte sich jemals wieder aus dem Drehsessel seines Schreibtisches erheben. Der Barbesitzer hatte einen runden, kahlen Schädel mit schweren Lidern und bläulich umschatteten Augen. Seine Unterlippe hing ständig nach unten, als sei sie zu prall und zu schwer, um an die Oberlippe gelegt zu werden. Er atmete durch den weit geöffneten Mund, ruhig, aber ziemlich laut, als litte er an Asthma. Das Office, in dem er uns empfing, war ein sehr nüchterner Arbeitsraum; hier war alles auf den reinen Zweck abgestimmt. An den Wänden hing nicht einmal ein Bild. Dafür hatte er im Vorzimmer eine auffallend attraktive Blondine sitzen. Natham mochte etwa fünfzig Jahre alt sein; bei einem Mann seines Körperumfangs fiel es nicht leicht, das Alter genau zu bestimmen. Mir fiel auf, daß er uns mit der wissenden Resignation eines Menschen empfing, dem das Leben keine Überraschungen mehr zu bieten vermag; jedenfalls drückte sich das in seinen melancholisch wirkenden dunklen Augen aus.
    Nachdem wir Platz genommen hatten, ging Bill geradeswegs auf sein Ziel los. „Wie ich höre, arbeitet Bishop nicht mehr für Sie?“
    „Sie haben richtig gehört.“
    „Wann ist er abgehauen?“
    „Abgehauen? fragte Natham, als mißbillige er die Formulierung. „Gestern, nehme ich an. Vielleicht auch heute früh. Er hat bis vorgestern gearbeitet und ordnungsgemäß gekündigt. Was ist los mit ihm? Sie sind doch nicht etwa hinter ihm her?
    „Warum stellen Sie diese Frage?“ erkundigte Bill sich rasch.
    „Na, erlauben Sie mal! schnaufte Natham. — „Wenn der Sheriff mit einem berühmten Privatdetektiv auftaucht und sich nach einem meiner ehemaligen Mitarbeiter erkundigt, steckt doch etwas dahinter!“
    „Stimmt. Bishop hat also ordnungsgemäß gekündigt. Warum?“
    „Vermutlich hat er woanders eine bessere Stellung gefunden“, meinte Natham.
    „Was heißt hier ,vermutlich' ?“ wollte Bill wissen. „Hat er Ihnen denn nicht gesagt, wohin er reist?“
    „Nein.“
    „Er muß Ihnen doch einen Grund für die Kündigung genannt haben.
    „Nein, das hat er nicht getan. Und ich habe ihn nicht nach seinen Gründen gefragt. Ich halte nie jemand zurück, der sich verbessern kann.“
    „Woher wissen Sie denn, daß er sich verbessern könnte, wenn Sie mit ihm gar nicht darüber gesprochen haben?“ fragte Bill.
    „Aber Sheriff!“ meinte Natham mit mildem Vorwurf. „Würde denn jemand den Job wechseln, wenn er sich verschlechtern müßte? Das wäre doch wirtschaftlicher Selbstmord!“
    „Sie sitzen Abend im Lokal, nicht wahr?“ fragte Bill.
    „Hm — ich leide an Schlaflosigkeit, wissen Sie, und ich halte es überdies für klug, den Betrieb im Auge zu behalten. Das Personal wird auf diese Weise daran gehindert, sich zuviel in die eigene Tasche zu machen.“
    „Wie oft war Leslie Carson in Ihrem Lokal ?“
    „Muß ich das sagen?“
    „Ja, es ist sehr wichtig.“
    „Drei- oder viermal.“
    „Häufiger nicht?“
    „Nein, nicht daß ich wüßte.“
    „Wann war sie das letzte Mal hier?“
    „Vor einer Woche, glaube ich.“
    „Weshalb war sie hier?“
    „Weshalb?“ fragte Natham erstaunt. „Ja, weshalb besucht man eine Bar? Um sich zu zerstreuen, nehme ich an — um mal eine andere Umgebung zu sehen. Die Männer mögen da andere Gründe haben als die Frauen. Was Miß Carson betrifft . . .“
    „Nun?“ drängte Bill, da Natham plötzlich schwieg.
    „Ich glaube, sie hatte eine Schwäche für Bip.“
    „Bip?“
    „Für Bishop, erklärte Natham. „Wir nannten ihn Bip.“
    „Glauben Sie, daß das Mädchen ihn geliebt hat?“ wollte Bill wissen.
    „Liebe? Das ist ein großes Wort“, meinte Natham zögernd.
    „Ja oder nein?“
    „Sie war in Bip verschossen, das konnte jeder sehen“, sagte Natham.
    „Sie wissen, daß die Kleine verschwunden ist?“
    „Ja, das ist mir bekannt.“
    „Wer hat es Ihnen gesagt?“
    „Janet Suffolk. Vor einer halben Stunde war sie hier in diesem Office. Sie richtete ganz ähnliche Fragen an mich wie Sie.“
    „Dann können Sie sich ja den Grund unseres Besuches vorstellen. Leslie Carson, ein junges, blondes und sehr hübsches Mädchen aus gutem Hause verschwindet plötzlich,

Weitere Kostenlose Bücher