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Schwarze Pest aus Indien

Schwarze Pest aus Indien

Titel: Schwarze Pest aus Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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das
Telefon.
    Frese zuckte zusammen. Er hörte
Schlurfschritte. Der Alte ging an den Apparat, meldete sich mit belegter Stimme
und krächzte dann freudig.
    „Tag, lieber Heilmann, ja, ich weiß.
Schon besser. Nur noch 38,5. Wegen... aha, aha! Ja, meine Kräutertees nutzen
immer. Keine Eile. Ja, ich erwarte Sie später. Eine Empfehlung an die
hochverehrte Frau Elsedore.“
    Der Hörer wurde aufgelegt.
    Im selben Moment fiel dem Einbrecher
das Paperweight aus der Hand.
    Krachend schlug der Glasklumpen auf die
Holzdielen.
    Frese stockte der Atem.
    Oben auf der Galerie brummelte Eduard
Phortheimer jun. ärgerlich. Dann kam er Schritt für Schritt die breite Treppe
herab.
    Der Himmel mochte wissen, was er
dachte. Vielleicht wähnte er, ein Fenster sei offen, und die Zugluft spiele
Bowling mit seinen kiloschweren Glasschätzen. Oder die Idee an ein Erdbeben
geisterte durch den Seniorenschädel. Bestimmt war dem Oldie ähnliches in
Südafrika widerfahren.
    Jedenfalls kam er auf das Nächstliegende
nicht. Und als er in seinen Paperweight-Raum schlurfte, stand Frese mit dem
Gummiknüppel hinter der Tür.
    Ein mittelharter Klaps genügte.
    Frese fing den Bewußtlosen auf,
schleifte ihn — rückwärtsgehend — zur Kellertreppe und fand im tiefen, kühlen
Keller ein verliesartiges Gewölbe.
    Dort ließ er den vergrippten
Ruheständler liegen, ohne Rücksicht auf dessen Gesundheitszustand.
    Als Frese nach Beute suchte, wurde sein
Gesicht lang und länger. Er hatte mit Kunstschätzen gerechnet, die sich schnell
zu Geld machen ließen, mit Kohle in bar, Altherrenschmuck und Goldbarren.
    Stattdessen fand er nur knapp 1000
Mark, drei Paar Manschettenknöpfe in Silber und eine Krawattennadel, an der die
Spitze abgebrochen war.
    Eine Riesenenttäuschung. Wahrscheinlich
verwahrte der Alte seine Reichtümer im Banksafe.
    Und Detlef macht mir den Mund wässerig,
dachte Frese, na ja, auch ein Knobel kann sich irren. Was an einem Tip wirklich
dran ist, weiß man immer erst hinterher.
    Bevor er den Tatort verließ, schob er
sich — ohne eigentlich zu wissen warum — das Paperweight mit den schwarzen
Rosen in die Manteltasche.
    Anfängen konnte er damit freilich
nichts. Es war mehr eine Art Souvenir ( Erinnerungsstück ).

23. Dicker Igel an der Mauer
     
    „Aber deshalb geben wir noch lange nicht
auf“, sagte Tim. „Daß ich das Paket nicht gefunden habe, ist kein Beweis ihrer
Unschuld. Claudia hat es. Das spüre ich im Hinterkopf, im Blinddarm und im
großen Zeh.“
    Seine Freunde nickten.
    Die TKKG-Bande stand beim
Fahrradschuppen. Herbstsonne überzog das Internatsgebäude mit Gold, und im
Küchengarten wimmelte es von Buchfinken — männlichen, natürlich, denn die
weiblichen ziehen Anfang Herbst in den Süden — , Grünlingen, Meisen aller Art
und Amseln. Auch die beiden scheuen Eichelhäher, die der Hunger aus dem Wald
lockte, schwebten eben ein. Die Schüler hatten sie Jumbo und Jonathan getauft.
    Karl rückte seine Nickelbrille zurecht
und spähte dann einen geräumigen Halbkreis aus.
    „Nehmen wir an, du hast recht, Tim, und
Claudia erhielt letzte Nacht das Pestpaket von Knobel. Wo könnte sie’s
versteckt haben — wenn nicht in ihrer chaotischen Bude?“
    Jetzt ließen auch Gaby, Tim und
Klößchen die Blicke schweifen.
    „Hinterm Denkmal“, meinte Klößchen. „In
den Büschen, hinterm Hallenbad, an der Rückfront der Turnhalle, unter den
Bäumen im Paukergrün oder irgendwo entlang der Mauer.“
    „Dort noch am ehesten“, nickte Tim.
„Weil kein Aas in der Hecke rumstochert.“
    Auf der Innenseite wurde die Steinmauer
von einer Art Hecke begleitet — zumindest stellenweise. Leopold Grassamer, der
neue Internatsgärtner, hatte noch nichts dazugepflanzt, beschnitt nur im
November die Zweige.
    Die Hecke bestand aus Buchen,
Haselstrauch und Lebensbaum, und dies von einem Abschnitt zum andern.
    Wegen der Vogelnester hielten sich die
Schüler im allgemeinen fern. Nur die drei Hauskatzen lauerten dort bisweilen
aus sportlichem Ehrgeiz, nicht weil sie etwa Hunger hatten. Gefüttert wurden
sie nämlich bis zum Platzen.
    „Der Behälter mit den Pockenbakterien
ist wasserdicht“, sagte Tim. „Einige Zeit kann er im Freien überdauern. Also
schadet es ihm nicht, wenn er hinter der Hecke versteckt wird. Fangen wir an!“
    Weil vier Augenpaare mehr sehen als
eins, blieb die TKKG-Bande beim Suchen zusammen.
    Dicht an der mannshohen Begrenzungsmauer
roch der Boden modrig. Unter der Hecke hatte sich fauliges Laub gesammelt.

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