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Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Titel: Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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erzählt, Nicholas. Weil sie zu schlimm waren, als dass man sie hätte eingestehen können.“
    Er blickte sie missmutig an. „Dass sie einen Liebhaber hatte – stimmt. Das hat sie mir bis zuletzt nicht eingestehen wollen“, knurrte er. „Hör bitte endlich auf, von Clarissa zu sprechen, Violet. Es quält mich und wir sollten uns nicht mit den Gespenstern der Vergangenheit belasten.“
    „Ganz im Gegenteil“, erklärte Violet mit Entschlossenheit. „Wir müssen diese Gespenster ans Licht zerren, denn nur so können wir sie bannen.“
    „Nein!“, wehrte er sich zornig. „Ich möchte nicht, dass du in diesen Dingen herumwühlst, Violet. Hast du gehört? Ich will es nicht! Und ich erwarte von dir, dass du dich diesem Wunsch fügst!“
    Sie schwieg einen Moment, denn sein harter Ton hatte sie verletzt. Auch er sagte nichts und starrte zur Seite.
    „N’oublie jamais, que tu m’appartiens.“
    Sie hatte leise gesprochen. Er wandte den Kopf und sah sie verwirrt an.
    „Weißt du, was das auf Englisch heißt?“, fragte sie.
    „Ich glaube so etwas wie: Vergiss nie, dass du mir gehörst. War das ein Liebesbekenntnis?“
    „Allerdings, Nicholas. Das ist der Spruch, den Clarissas Bruder auf seinem Geschenk eingravieren ließ. Verborgen zwischen Pflanzenornamenten und in einer fremden Sprache hat er ihr dieses Bekenntnis zukommen lassen. Und zugleich seine Warnung. Vergiss niemals …“
    Nicholas ließ sie los und rutschte auf dem Sofa ein Stück von ihr ab um sie mit weit aufgerissenen Augen anzustarren.
    „Du glaubst doch nicht etwa …“, flüsterte er.
    „Es ist ein absurder Gedanke, Nicholas. Aber solche Dinge kommen vor. Dieser Satz ist keine freundliche Widmung, und auch keine Versicherung brüderlicher Zuneigung. Dieser Satz bedeutet, dass er Besitzansprüche auf Clarissa erhebt.“
    Marlow schüttelte energisch den Kopf.
    „Das kann nicht sein, Violet.“
    „Hör mir zu“, sagte sie zärtlich und ergriff seine Hand. „Wenn es so war, wie ich vermute, dann hat John Chrestle seine jüngere Schwester verführt, als sie siebzehn war. Als die Eltern dieses inzestuöse Verhältnis entdeckten, haben sie John nach Indien geschickt und dafür gesorgt, dass Clarissa so rasch wie möglich verheiratet wurde.“
    Seine Blicke wanderten ruhelos im Raum umher.
    „Aber die arme Clarissa konnte sich von dieser Liebe nicht lösen. Erst recht nicht, als ihr Bruder so tragisch ums Leben kam. Ich bin vollkommen sicher, dass sie niemals während ihrer Ehe einen Liebhaber hatte, Nicholas. Sie liebte ein Phantom: ihren toten Bruder. Und daran – so tragisch es ist – ging sie auch zugrunde.“
    Marlow hockte nur noch auf der Kante des Sofas, sein Atem ging rasch und stoßweise, seine Augen waren immer noch weit aufgerissen.
    „Ich sage dir all diese Dinge nur deshalb, weil ich dich von diesem Gespenst befreien will, Nicholas“, fuhr Violet fort. „Verstehst du nun, weshalb es ihr ganz und gar unmöglich war, sich dir anzuvertrauen? Sie hat dich niemals betrogen, Nicholas. Sie war eine Unglückliche. Ich denke, die Verantwortung für alles trifft allein ihren Bruder John. Aber auch der hat seine Schuld mit dem Tod gebüßt.“
    Während Violet auf ihn einredete, hatte sich Marlow langsam erhoben. Mit einer heftigen Bewegung warf er die Decke zur Seite und stürzte zur Tür.
    „Pack alles zusammen, Violet. Wir brechen sofort auf!“, rief er ihr zu.
    Dann riss er die Tür auf und brüllte in den Flur hinein.
    „Charles! Charles – verdammt noch mal. Spann die Pferde an – egal welche. Hauptsache, sie sind noch gesund. Wir fahren zurück nach London!“
    Charles war eben gemeinsam mit dem Doktor und dem grauhaarigen Angestellten beschäftigt, den Verletzten vorsichtig ins Haus zu tragen – der überraschende Befehl zum Aufbruch verblüffte nicht nur ihn.
    „Zurück nach London? Aber ich dachte …“
    Doch zuerst galt es, den jungen Danny zu versorgen. Der Stich war glimpflich abgelaufen, zwar hatte der Bursche viel Blut verloren, doch waren keine lebenswichtigen Organe geschädigt. Die Wunde würde heilen, nur der Schrecken des überraschenden Überfalls würde noch lange nachwirken. Immer noch überliefen den jungen Mann Anfälle von nervösem Schüttelfrost und er murmelte etwas von einem schwarzen Schatten, der unhörbar von rückwärts auf ihn zugeschlichen sei.
    Violet packte gehorsam die Taschen, ohne Nicholas’ Entschluss begreifen zu können. Weshalb wollte er jetzt mitten in der Nacht zurück nach

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