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Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Titel: Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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auf ihre halb entblößten Brüste. „Sie sind weiß Gott nicht die erste Frau, die ich in Unterwäsche sehe.“
    „Was haben Sie hier zu suchen?“, schrie sie zornig und legte die Hände über ihr Dekolleté. „Verschwinden Sie auf der Stelle!“
    Er dachte gar nicht daran. Stattdessen nestelte er an dem Schlüsselbund herum, fingerte einen davon heraus und trat ins Zimmer.
    „Stell dich nicht so an“, sagte er verächtlich, während er den Schlüssel an der Tür ausprobierte. „Ich hab dein Zeug abgeholt und weiß recht gut, woher du kommst. Bilde dir nur nicht ein, dass du etwas Besseres bist, nur weil mein Herr dich hierher gebracht hat.“
    Violet war so betroffen, dass sie kein Wort herausbrachte. Seine Schlussfolgerung war vollkommen logisch – sie hatte bei Grace gewohnt und Grace war eine Prostituierte. Mit einem Schlag wurde ihr bewusst, dass alle in diesem Haus sie für eine Nutte hielten. Alle – und natürlich auch Marlow.
    „Verschwinden Sie!“, rief sie mit schriller Stimme. „Nehmen Sie den Schlüssel mit – ich brauche ihn nicht mehr. Raus aus meinem Zimmer! Haben Sie nicht gehört?“
    „Werde bloß nicht hysterisch! Ich tu jetzt genau das, was Mr. Marlow mir aufgetragen hat.“
    Violet stürzte zum Fenster hinüber und bedeckte ihre Blöße mit einem Vorhang.
    „Hinaus! Ich will Sie hier nicht mehr sehen! Ich zähle bis drei, dann sind Sie verschwunden. Eins … zwei …“
    Der Hausdiener begann lauthals zu lachen und löste jetzt den Schlüssel vom Bund ab.
    „Ich gehe, wenn ich meine Arbeit getan habe und keinen Augenblick früher. Und wenn du dir den Hals ausschreist, meine Süße. Keine Sorge, ich fass dich nicht an. Ich habe keine Lust, es mir mit meinem Herrn zu verderben. Aber wenn du glaubst, die Lady spielen zu können, dann hast du dich geschnitten, Nutte.“
    „Drei!“
    Er drehte noch einmal probeweise den Schlüssel im Schloss, machte dann einen höhnischen Kratzfuß und bewegte sich breitspurig hinaus.
    Violet wartete, bis sie seine schweren Schritte auf der Treppe hören konnte, dann stürzte sie zur Tür, schlug sie zu und drehte den Schlüssel herum. Schwer atmend lehnte sie sich mit dem Rücken an die hölzerne Tür, ihre Augen irrten hilflos im Zimmer umher, sie fühlte sich verloren.
    Sie war in die Falle gelaufen. Wie hatte sie nur so blauäugig sein können. Es war doch völlig klar, weshalb Marlow sie hierher in sein Haus genommen hatte. Er hielt sie für eine Prostituierte und wollte sie zu seiner Geliebten machen. Dass er sich momentan noch ablehnend zeigte, war ganz sicher nur eine seiner Finten. Irgendwann würde er sein wahres Gesicht zeigen und über sie herfallen.
    Sie lief zum Bett hinüber, wo ihr Kleid lag und zog sich hastig an. Unter dem Stoff geborgen, fühlte sie sich weniger ausgeliefert, mechanisch begann sie, ihre Habseligkeiten aus Schrank und Kommode zu räumen und in ihre Reisetasche zu stecken. Ihre Hände waren unsicher, als sie sich den Hut aufsetzte und ihn in der Frisur feststeckte. Wohin würde sie gehen? Es blieb nur Grace, bei der sie hoffentlich für ein paar Tage Aufnahme finden würde. Danach musste sie eine Lösung finden, koste es, was es wolle.
    Entschlossen fasste sie Tasche und Notenbeutel, schloss die Tür wieder auf und betrat den Flur. Es war dämmrig, über die Scheiben des Flurfensters rannen Regentropfen, und ihr wurde bewusst, dass sie patschnass bei Grace ankommen würde. Sich einen Hansom zu mieten war vollkommen unmöglich, denn sie besaß keinen einzigen Penny mehr.
    Nun, das hatte sie sich selbst eingebrockt.
    Im ersten Stock war Maggy beschäftigt, die Flurkommode mit einem Staubwedel aus Hühnerfedern zu bearbeiten, wobei sie eine Menge Staub in die Luft wirbelte. Als sie Violet mit dem Gepäck herabkommen sah, nieste sie herzhaft und wischte sich die Nase mit dem Handrücken.
    „Wollen Sie etwa schon wieder fort, Miss Burke?“, erkundigte sie sich erstaunt. „Sie sind doch erst gestern angekommen.“
    Die großen, naiven Augen des Mädchens rührten Violet. Die kleine Maggy war zwar keine Leuchte, aber sie war das einzige Wesen in diesem Haus, das sie freundlich behandelt hatte.
    „Leider“, sagte sie und lächelte Maggy an. „Bring mir bitte meinen Mantel in die Halle.“
    „Sie sollten einen Schirm nehmen“, bemerkte Maggy umsichtig. „Es regnet wieder mal Katzen und Hunde.“
    Violet überging diesen Hinweis und fragte stattdessen, wo Mr. Marlow sich befand.
    „In der Bibliothek, Miss Burke.

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