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Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Titel: Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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beglückwünschen, begab sich der größere Teil der Anwesenden in den hinteren Teil des Raumes, wo die Bediensteten inzwischen einen üppigen Imbiss aufgebaut hatten.
    Marlow hatte sich den Umstand zunutze gemacht, dass Milvertons Aufmerksamkeit von einer älteren Lady in Gelb in Anspruch genommen wurde und sich rasch an Violets Seite begeben. Gemächlich wanderte er mit ihr zwischen seinen Bekannten umher, begrüßte den einen oder die andere, stellte ihnen Violet vor und achtete scharf darauf, dass seine hübsche Begleiterin keine Gelegenheit bekam, einen der von den Dienern auf silbernen Tabletten angebotenen Leckerbissen zu erhaschen. Violet knurrte zwar der Magen, doch sie konnte die erzwungene Hungerkur verschmerzen, denn es war geradezu aufregend, den verwandelten Marlow zu beobachten. Der liebenswerte Plauderer war in ihm erwacht, der Charmeur, der die Ladies mit Komplimenten bezauberte und die Gentlemen auf leichte Art ins Gespräch zog. Mit einer großzügigen Spende brachte er Mrs. Wickfield dazu, ihn spontan auf beide Wangen zu küssen, was er sich mit charmantem Lächeln gefallen ließ.
    Es gab nur einen Moment, an dem Violet fast aus der Rolle gefallen wäre. Es war der Augenblick, als ein Diener zwei verspätete Gäste ansagte und sie sich unversehens Mr. Parker nebst Gattin gegenübersah.
    Mr. Parkers Gesichtszüge erstarrten sekundenlang bei Violets Anblick. Doch er fasste sich rasch und manövrierte seine Gattin zu der unermüdlichen Mrs. Wickfield hinüber, die die kleine, vogelgesichtige Mrs. Parker überschwänglich als ihre liebste und ungeduldig erwartete Freundin willkommen hieß. Parker selbst trat nun zu Marlow und begann ein belangloses Gespräch mit ihm.
    „Eine Verwandte? Sie haben wirklich Glück, Mr. Marlow. Nicht jeder hat solch eine hübsche Nichte.“
    Parker zog Violets Hand an die Lippen und sie erstarrte unter seinem gierigen Blick. Was mochte er jetzt über sie denken? Nun – ganz gleich, was er sich zusammenreimte – er würde schweigen. Seine Besuche bei Grace Dolloby in der Cullum Street waren ein lang gehütetes Geheimnis, das Mrs. Parker keinesfalls aufdecken durfte.
    Marlow unterhielt sich nur kurz mit Parker, und Violet hatte das Gefühl, als läge unter jedem der höflichen Sätze, die beide miteinander austauschten, ein gefährlicher Hintersinn. Nach beendetem Gespräch legte Marlow leicht den Arm um Violets Schulter und führte sie auf die andere Seite des Raumes. Dort redete Mrs. Wickfield gerade eifrig auf Mr. Milverton ein, um den reichen Junggesellen zu einer größeren Einlage in ihren Fond zu ermuntern.
    „Es wird Zeit für uns“, erklärte Marlow mit bedauerndem Lächeln. „Violet ist ein wenig erschöpft – in diesen Tagen stürzt viel Neues über sie herein.“
    Damit hatte er ohne Zweifel recht.
    Der Abschied zog sich hin, denn Mr. Milverton bestand darauf, der jungen Lady am kommenden Tag die Stadt zu zeigen, außerdem lud er Marlow und Violet zu einem Ausflug auf sein Landgut in Hampshire ein.
    „Sie sehen in mir einen ergebenen Freund und Bewunderer, Miss Burke“, schwatzte er und versuchte, Violets Hand an die Lippen zu ziehen. „Verfügen Sie jederzeit über mich.“
    Er hatte einige Gläschen Sherry zu sich genommen, und seine kleinen Äuglein glänzten mit der schweißnassen Glatze unter der leicht verrutschten Haarsträhne um die Wette.
    „Ich freue mich sehr, Sie wieder zu sehen, Mr. Milverton“, sagte Violet höflich. „Leben Sie wohl.“
    Dann spürte sie Marlows Hand besitzergreifend auf ihrem Arm und folgte ihm gehorsam in die Halle, wo man Marlow Hut, Mantel und Handschuhe reichte.
    Draußen war es längst dunkel. Während sie darauf warteten, dass Charles mit der Kutsche vorfuhr, setzten sich feine Regentröpfchen auf ihre Kleider und Violet begann zu frieren. Marlow schwieg beharrlich und vermied es, sie anzusehen. Alle Liebenswürdigkeit war von ihm gewichen, seitdem sie den Lichtschein des Eingangsportals hinter sich gelassen hatten.
    Als die Kutsche nach einer kleinen Ewigkeit endlich herbeirasselte, sprang Charles dienstbeflissen vom Kutschbock, um für seinen Herrn und Miss Burke den Kutschenschlag zu öffnen. Er hatte die Wartezeit in einer Kneipe verbracht und roch intensiv nach schlechtem Tabak und Bier.
    „Verdammt Kerl!“, knurrte Marlow ihn an. „Wie oft habe ich dir gesagt, dass du nicht saufen sollst. Ich habe keine Lust, mich von einem besoffenen Kutscher zu Tode fahren zu lassen!“
    „Es tut mir leid, Mr.

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