Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Titel: Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
Vom Netzwerk:
stolz sein, denn es bedeutet, dass ich großes Vertrauen in Sie setze. Also zieren Sie sich nicht lange – schließlich bezahle ich Sie sehr gut für diese kleine Maskerade.“
    Sie kämpfte mit sich. Das also hatte dahinter gesteckt – sie hätte sich ja denken können, dass er irgendeine Absicht verborgen hielt. Auf der anderen Seite hatte sie diesen Vertrag unterschrieben.
    „Sie würden mir sehr helfen, Miss Burke“, sagte er mit sanfter Stimme und sah sie bittend an. „Ich bin in einer schwierigen Lage.“
    Seine Stimme war jetzt weich und sein Blick geradezu flehend, sodass ihr Herz heftig zu klopfen begann. Konnte sie ihm wirklich ihre Hilfe versagen? Seine berufliche Existenz stand auf dem Spiel.
    „Also gut“, sagte sie leise. „Ich … ich werde es versuchen, Mr. Marlow.“
    Er nahm es mit großer Erleichterung zur Kenntnis und begann sofort, ihr Verhaltensmaßregeln zu erteilen. Sein Tonfall war nun wieder geschäftsmäßig und kühl, das Flehen in seinen Augen, das sie so gerührt hatte, vollkommen verschwunden.
    „Sie werden dicht an meiner Seite bleiben und nur reden, wenn Sie angesprochen werden“, forderte er weiter und wischte mit der behandschuhten Hand einen Fussel von seinem Mantel. „Halten Sie sich vor allem mit Äußerungen über Politik und soziale Zustände zurück, und überlassen Sie es anderen, ihre unmaßgebliche Meinung zu verkünden. Haben wir uns verstanden?“
    Er hatte den Hut tief ins Gesicht gezogen, weshalb sie seine Augen kaum sehen konnte. Dennoch spürte sie den scharfen Blick, mit dem er sie ansah.
    „Ganz wie Sie wünschen, Mr. Marlow.“
    „Und halten Sie sich mit Ihrem Appetit zurück“, knurrte er. „Es macht keinen guten Eindruck, wenn Sie sich wie eine Verhungerte über Kuchen und Kekse hermachen.“
    Jetzt war die Grenze erreicht. Sie hatte sich zu dieser dubiosen Geschichte nur bereit erklärt, um ihm einen Gefallen zu tun. Anstatt ihr dankbar dafür zu sein, hackte er jetzt auf ihr herum.
    „Sie brauchen mich nicht wie ein kleines Mädchen zu behandeln, Mr. Marlow“, fauchte sie wütend. „Ich weiß sehr wohl, wie man sich in Gesellschaft benimmt.“
    Sie hatte erwartet, dass er zornig werden würde, doch sie stellte fest, dass sein Mund sich zu einem amüsierten Grinsen verzog.
    „Nun – wir werden sehen, Miss Burke.“
    Das Haus von Mrs. Wickfield erwies sich als ein weißer Prachtbau im georgianischen Stil des 18. Jahrhunderts mit einem Portal aus breiten Steinblöcken und hohen, schmalen Fenstern im Erdgeschoss und ersten Stockwerk. Eingeschüchtert folgte Violet Marlow, der unbeeindruckt von all diesem Luxus die Eingangsstufen hinauf stieg und in die Halle trat. Livrierte Diener standen bereit, den Gästen Hüte, Mäntel und Handschuhe abzunehmen, ein hübsches Dienstmädchen half einem älteren Gentleman aus den Gamaschen.
    „Nicholas Marlow!“, rief der Gentleman, kaum dass man ihn von den Überschuhen befreit hatte. „Was für eine angenehme Überraschung. Wir haben Sie in letzter Zeit vermisst, mein Junge.“
    Mit Marlow geschah in diesem Augenblick eine wunderbare Verwandlung, die Violet fast den Atem nahm. Mit federndem Schritt trat er auf den älteren Herrn zu, begrüßte ihn herzlich und erkundigte sich nach seinem Befinden. Sein Lächeln war jetzt auf einmal einnehmend und seine Anteilnahme klang echt.
    Während die beiden ungezwungen miteinander plauderten, hatte Violet Gelegenheit, den Gentleman in Augenschein zu nehmen. Er war gewiss an die siebzig, schob ein stattliches Bäuchlein vor sich her und hatte seine blanke Mittelglatze mit einer langen Strähne seines weißen Haares bedeckt, die sorgfältig angeklebt sein musste, denn sie verrutschte auch dann nicht, wenn er eifrig mit dem Kopf nickte. Sein Gesicht war stark gerötet und im unteren Bereich von einem üppigen, weißen Backenbart gerahmt.
    „Ich bestehe darauf, dass Sie mich sofort der bezaubernden, jungen Dame in Ihrer Begleitung vorstellen. Meine Güte, man könnte glauben, dass …“
    „Behalten Sie die Ruhe, Mr. Milverton. Dies ist Miss Burke, eine junge Verwandte, die ich ein wenig in die Londoner Gesellschaft einführen möchte.“
    Mr. Milverton schien trotz seiner Jahre für weibliche Reize äußerst empfänglich, denn während er Violet die Hand reichte, blickten seine kleinen, grauen Äuglein sie entzückt an.
    „Ich hoffe, Sie werden sich nicht langweilen, Miss Burke“, schwatzte er ohne ihre Hand loszulassen. „Mrs. Wickfield ist ein wenig

Weitere Kostenlose Bücher