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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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und ritzte ihre Haut mit präzisen Bewegungen ein. Zum Schluss breitete er ihre Arme aus und spreizte die Beine.
    Aber er war noch nicht fertig.
    Er knipste die Nachttischlampe an, entfernte mit der Messerspitze die Stofffasern von der Kapuze, die unter den Fingernägeln der Frau zurückgeblieben waren, und steckte sie zusammen mit der Waffe in seine Tasche. Danach holte er eine Kette hervor und legte sie ihr um den Hals. Er fühlte den Puls der Frau. Nichts.
    Silvia De Luca war tot.
    Er nahm das Nachthemd und den Slip, stopfte beides in eine Plastiktüte und ersetzte es durch andere Kleidungsstücke, die er mitgebracht hatte. Nach einem letzten Blick auf die Leiche ging er zurück zur Wohnungstür.
    Er wollte sie gerade öffnen, als er etwas hörte.
    Jemand war soeben ins Haus gekommen. Bestimmt der Krankenpfleger von oben, der immer spät nach Hause kam.
    Der Mann stand mucksmäuschenstill, das Ohr an die Tür gepresst. In der rechten Hand hielt er einsatzbereit das Messer. Die Schritte erklommen weiter die Treppe, dann hallte das Zufallen der Wohnungstür durchs Haus. Er hatte sich nicht getäuscht. Zufrieden steckte er das Messer wieder einund wartete noch ein paar Minuten, nahm schließlich die Kapuze ab und schlich hinaus.
    Auf dem Weg zu seinem Jeep drehte er sich noch einmal zum Haus um. Es war alles ruhig. Keine Menschenseele hielt sich auf der Piazza und den Gehwegen auf. Er stellte sich die gemarterte Leiche in der Haltung vor, in der er sie arrangiert hatte, und das Gesicht der Tochter, wenn sie gegen acht Uhr morgens hereinkommen würde, um vor der Arbeit ihre Kleinen abzuliefern. Er sah auf die Uhr. Nur noch knapp fünf Stunden. Am Stadtrand begegnete er einem Streifenwagen, und das Blut begann in seinen Schläfen zu pulsieren. Doch die Polizisten achteten nicht auf den Jeep und fuhren weiter.
    Freie Bahn!
    Er drückte aufs Gaspedal.
    Das Glück war ihm hold. Wieder einmal.
    101
    DONNERSTAG, 1. JULI
    Der Maresciallo war zur Berichterstattung beim Colonnello. Er informierte ihn über den Fortgang der Ermittlungen, insbesondere auch über den anonymen Brief und das Testament des Opfers.
    Ihr Gespräch wurde vom Klingeln des Telefons unterbrochen. Es war der Kommandant der Carabinieri-Station von Galluzzo. Das Telefonat verlief sehr einsilbig, und als es beendet war, schrie der Colonnello: »Verdammte Scheiße! Das hat uns gerade noch gefehlt. Was geht hier eigentlich vor in dieser verfluchten Stadt?!« Gori starrte ihn an und wagtenicht, nach den Neuigkeiten zu fragen. Niemals zuvor hatte er seinen Vorgesetzten so fluchen hören. Wenn diesem sonst so korrekten, beherrschten, im Umgangston stets gemäßigten Mann die Sicherung durchbrannte, musste etwas Schlimmes vorgefallen sein. Er rätselte noch, als Parisi sich schon wieder gefangen hatte und ihn von dem Mord an Silvia De Luca in Kenntnis setzte.
    »Fahren Sie zum Tatort!«, befahl er.
    »Sofort, Signor Colonnello«, antwortete Gori und sprang auf.
    Parisi blieb reglos sitzen, den Blick ins Leere gerichtet. Wann würde endlich wieder Normalität einkehren? Florenz schien von brutalen Mördern geradezu belagert zu werden.
    Oder war es doch nur ein Mörder? Ein und derselbe erbarmungslose, verfluchte Killer?
    Die Nachricht ging kurz darauf auch in der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums ein, wo sie den Commissario mitten in der morgendlichen Besprechung mit seinen Mitarbeitern überraschte. Sie tauschten sich über die neuesten Entwicklungen aus, und Ferrara schlug gerade vor, den Medien das Phantombild zu präsentieren, das nach den Angaben der beiden Club-Angestellten angefertigt worden war, als das Telefon läutete.
    Er hörte einen Moment schweigend zu, und seine Miene verfinsterte sich. Dann knallte er den Hörer auf die Gabel.
    »Schlechte Neuigkeiten, Capo?«, erkundigte sich Rizzo vorsichtig, der neben ihm saß.
    »Silvia De Luca ist ermordet worden«, sagte Ferrara und sah Riccardo Venturi an, der erbleichte. »Ich fahre hin. Du kommst mit mir, Venturi, während ihr anderen mit der Besprechung weitermacht. Francesco, denk daran, die Pressekonferenz für die Verbreitung des Phantombilds zu organisieren. Wir dürfen jetzt keine Zeit mehr verlieren.«
    Rizzo schüttelte den Kopf und fragte sich, wer das Opfer war und warum der Chef so tief erschüttert wirkte. Er hätte ihn gern begleitet, wusste aber, dass er im Präsidium nun dringender gebraucht wurde.
    »Wenn ich bis dahin nicht zurück bin, musst du die Konferenz leiten, Francesco. Lass

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