Schwarze Rosen
der Daktyloskopie, der ohne große Schwierigkeiten Abdrücke mit vierzehn bis fünfzehn charakteristischen Merkmalen und sogar solche mit sechzehn bis siebzehn und mehr isoliert hatte. Dieses Ergebnis ermöglichte es, die Person, die sie hinterlassen hatte, per Abgleich zu identifizieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Teilabdruck mit siebzehn Minutien von einer anderen Person stammte, tendierte gegen null.
Und die Hauptverdächtige konnte niemand anders als Sara Genovese sein.
Nach Bekanntwerden eines Verbrechens erhält die Polizei häufig anonyme Briefe, die zum großen Teil von Geisteskranken, Fanatikern oder Mythomanen stammen. Oder auch von Personen, die einen Groll gegen einen Verwandten, einen Freund oder Nachbarn hegen und sich auf diese Weise Luft verschaffen. Dennoch werden unter diesen Briefen nicht selten auch Schreiben mit zutreffenden Hinweisen gefunden, ohne die eine ganze Reihe von Mördern noch auf freiem Fuß wäre.
Dieser Brief nun, der nicht mehr ganz so anonym war, fiel möglicherweise unter die letzte Kategorie.
War er ein Produkt des Hasses der Absenderin auf den Vater ihrer Freundin?
Gori und Surace wogen ab, wie sie weiter vorgehen sollten, und die Entscheidung fiel ihnen nicht leicht.
»Maresciallo, wir könnten sie hierherbitten, um den Vorfall im Parco delle Cascine offiziell zu Protokoll zu nehmen, und bei der Gelegenheit ihre Fingerabdrücke sicherstellen, entweder von dem Formular, das sie beim Unterschreiben anfassen wird, oder von einer Tasse, wenn wir ihr einen Kaffee anbieten. Was meinen Sie?«, schlug Surace nach einigem fruchtlosen Hin und Her vor.
»Das wäre machbar. Diese Beobachtung in den Cascine war Teil eines informellen Gesprächs und wird bisher nur in meinem Dienstbericht erwähnt. Ja, unsere Signora Genovese soll nichts ahnen«, antwortete Gori.
»Und wenn der Abgleich positiv ausfällt, vernehmen wir sie zu dem anonymen Brief«, fuhr Surace fort.
»Und auch gleich zu ihrer Erbschaft«, fügte Gori hinzu.
»Für wann bestellen wir sie her?«
»Für morgen Vormittag um elf.«
»Gut. Ich lasse ihr eine Aufforderung schicken.«
»Danke, Surace.«
99
Die Nichte zeigte sich äußerst kooperativ.
Mit niedergeschlagenem Gesicht ließ Ana Paula die Polizisten in die Wohnung im ersten Stock des Clubs. Auf den Armen hielt sie, wie ein Neugeborenes, das Hündchen ihrer Tante. Es blickte mit traurigen Augen zu ihnen auf, wohl weil ihm seine Herrin fehlte.
»Ispettore, ich suche gleich mal nach den Röntgenbildern, sie müssen hier irgendwo sein. Sie können sich so lange umsehen. Fast alle persönlichen Sachen meiner Tante sind dortdrin«, sagte die junge Frau und zeigte auf das Schlafzimmer. Dann setzte sie den Hund auf einem kleinen Sessel ab und ging mit gesenktem Kopf in den Nebenraum, der als Abstellkammer diente.
Als sie eine halbe Stunde später mit einer Schachtel in der Hand zurückkam, waren die Beamten immer noch dabei, alles genau zu inspizieren. Auf dem Couchtisch lagen mehrere Gegenstände versammelt. Sie warf einen Blick darauf und fragte: »Haben Sie etwas Nützliches gefunden?«
»Eine gewisse Menge Drogen, wahrscheinlich Heroin«, antwortete Venturi und wies auf ein Kästchen, das nach Schmuckschatulle aussah. »Das war in der obersten Kommodenschublade, neben einigen Spritzen.«
Sie zeigte sich nicht überrascht. »Ja, das sagte ich Ihnen ja schon. Den Stoff hat ihr dieser Mann gebracht. Und das da?« Ana Paula deutete mit dem Kopf auf die anderen Sachen.
»Das sind Notizkalender und Telefonverzeichnisse, die wir hier und dort gefunden haben. Wir würden die Sachen gern in Ruhe im Büro durchsehen. Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir sie mitnehmen?«
Die junge Frau verneinte, bat aber darum, dass sie ihr später zurückgegeben würden. Sie seien ein Andenken an ihre Tante, das sie aufbewahren wolle.
»Keine Sorge, Sie bekommen die Dinge selbstverständlich wieder.«
Dann hob Venturi den Deckel von der Schachtel ab, die die Brasilianerin auf dem Tisch abgestellt hatte.
»Das sind alle Röntgenaufnahmen, die in den letzten Jahren von ihr gemacht wurden, Ispettore.«
»Auch vom Gebiss?«
»Ja. Sie litt an einer schweren Paradontose und war deswegen schon länger in Behandlung. Außerdem hatte sie Arthrose, und ich glaube, hier müssten auch Aufnahmen von ihrer Wirbelsäule dabei sein.«
»Ich danke Ihnen. Wir werden uns das ebenfalls in der Dienststelle ansehen, falls Sie einverstanden sind.«
»Sie können sie gern mitnehmen, aber
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