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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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ihn gerichtet, der Finger saß am Abzug. Er setzte sich wieder und versuchte, Ruhe zu bewahren.
    Der Eindringling hatte eine Kapuze über dem Kopf und lehnte am Türrahmen, während er mit ausgestrecktem Arm mal auf den Hausherrn, mal auf dessen Frau zielte. Als müsste er sich noch entscheiden, wen er zuerst erschießen wollte.
    »Was willst du von uns? Wer bist du, verdammt noch mal? Soll das ein Raubüberfall sein?«, fragte Alvise Innocenti mit fester Stimme.
    »Tja, was will ich? Was kann ich nur wollen? Weißt du es nicht?«, erwiderte der Kapuzenmann und richtete die Waffe nun unverwandt auf das Gesicht des Hausherrn. Hinter den Schlitzen der Kapuze sah man seine Augen gespenstisch funkeln.
    »Nein, woher soll ich das wissen? Vielleicht verrätst du mir mal, was du vorhast!«
    »Ich habe vor, dich mitzunehmen. Nur dich. Wir beide unternehmen einen hübschen kleinen Ausflug, und er wird sich lohnen, das versichere ich dir.«
    »Eine Entführung? Sag mir, wie viel du willst, dann gebe ich dir das Geld sofort. Wir können uns sicher einigen.«
    »Oh, nein, das ist keine Entführung. Es gibt keinen Betrag, der ausreichen könnte, mich zu entschädigen«, sagte der Mann, der immer noch auf Innocenti zielte.
    Alvise Innocenti verstummte. Eine plötzliche Ahnung überkam ihn, und er erkannte, dass er nicht lebend aus dieser Sache herauskommen würde. Seine Frau wahrscheinlich auch nicht.
    »Steh auf und komm mit!«, befahl der Eindringling, der seinen Revolver jetzt auf Laura Innocentis Kopf richtete. »Beweg dich, sonst erschieße ich sie. Wird’s bald?! Mich kümmert diese verkrüppelte Nutte einen Scheiß, aber ich weiß, dass du das anders siehst. Du hast dich schon immer gern mit Nutten amüsiert, und die eine oder andere hat dir auch ein Andenken hinterlassen, nicht wahr? Oder hast du das vergessen?«
    Die Frau war einer Ohnmacht nahe und zitterte wie Espenlaub. »Ich bitte Sie!«, flehte sie. »Wir geben Ihnen alles, was Sie wollen.«
    Schweigen.
    Alvise Innocenti verstand. Er wusste jetzt, wer dieser Eindringling war. Ein Feuer entflammte in seinem Magen, und er hielt sich kurz an den Armlehnen des Sessels fest. »Wohin willst du mich bringen?«
    »Ich möchte dir die Überraschung nicht verderben. Komm mit, dann wirst du es sehen. Nur eines kann ich dir schon einmal verraten – dass es eine Reise ohne Wiederkehr sein wird.«
    Der Hausherr stand auf. »Gut, ich komme mit«, sagte er. »Aber lass meine Frau in Frieden! Sie kann nichts dafür. Tu ihr nichts an!«
    »Das weiß ich selbst, dass sie nichts dafür kann, deshalb erfülle ich dir deinen Wunsch gern«, antwortete der Kapuzenträger und schlug die Frau mit dem Knauf seiner Waffe nieder. Sie gab ein Stöhnen von sich und brach dann zusammen.
    »Du bist ja wahnsinnig! Was zum Teufel machst du da?«, schrie Alvise Innocenti und ging unwillkürlich auf ihn zu. Er wollte sich auf ihn stürzen, ihn entwaffnen, den Revolver an sich bringen …
    »Bleib stehen, wenn du nicht willst, dass ich euch beide hier auf der Stelle umbringe!«, warnte ihn der Mann. »Und jetzt halt die Klappe! Ich will keine Zeit mehr verschwenden, schon gar nicht mit dir.«
    Innocenti hielt inne, mit erhobenen Händen, als wollte er sich verteidigen. Panik überkam ihn nun. Der bringt uns um, wenn mir nicht etwas einfällt …, dachte er, als der Kapuzenmann sich bückte und der Frau ein mit einer Flüssigkeit getränktes Taschentuch in den Mund stopfte.
    »Du Bastard!«, rief Alvise Innocenti. »Dafür wirst du bezahlen.«
    »Ja, ganz recht, ich bin ein Bastard. Ein Bastard, der gekommen ist, um eine sechsunddreißig Jahre alte offene Rechnung mit dir zu begleichen. Mittlerweile dürftest du ja keinen Zweifel mehr daran haben, wer ich bin. Eigentlich könnte ich die Kapuze abnehmen, aber dieses Vergnügen möchte ich dir nicht gönnen. Du hast es nicht verdient. Und was das Bezahlen von meiner Seite angeht, so sollst du wissen, dass deine Freunde längst auch meine Freunde geworden sind und dich niemand rächen wird. Sie brauchen dich nicht mehr.«
    Er ging auf Innocenti zu und legte ihm Handschellen an. Du bist es, der mich so weit gebracht hat!, dachte er. Weil du mit allen Nutten bumsen musstest, die dir vor den Lauf kamen, obwohl du eine Frau zu Hause hattest, die ihre erste und einzige Tochter erwartete. Er zerrte so fest an den Handschellen, dass Innocenti eine schmerzhafte Grimasse zog.
    »Scheiße, was hast du vor? Ich will nicht sterben! Hör mir zu …«
    »Halt’s

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