Schwarze Rosen
Massimo lächelnd, als er Ferrara an der Türschwelle entdeckte. Er stand auf und umarmte ihn. Sie setzten sich, und der Buchhändler legte seine Pfeife auf dem Glas-Aschenbecher ab. Dann fragte er ohne weitere Umstände, weil er wusste, dass der Freund es immer eilig hatte: »Sag mal, Michele, ist irgendwas mit Petra?«
Mit dieser Frage hatte der Commissario nicht gerechnet. Stirnrunzelnd entgegnete er: »Wieso?«
Der Freund schien zu überlegen. Er wusste nicht, ob er Ferrara die Wahrheit sagen oder sie umgehen sollte. Er wählte die zweite Möglichkeit.
»Ach, nur so. Ist vielleicht bloß eine Ahnung.«
»Erzähl mir keinen Mist, Massimo! Eine Ahnung? Wem willst du das weismachen? Mir? Der ich dich besser kenne als die Straßen von Florenz?« Sein Ton war streng, und sein ärgerliches Aufbrausen überraschte den Buchhändler.
»He, ganz ruhig. Du brauchst dich nicht gleich aufzuregen. Also gut, wir haben miteinander telefoniert, und ich fand, sie hörte sich bedrückt an. Nicht wie sonst. Und du weißt, wie gut ich Petra kenne. So gut wie dich oder vielleicht sogar besser, wenn ich an deine Reaktion eben denke.«
Nun war es Ferrara, der sich mit der Antwort Zeit ließ. Er war drauf und dran, dem Freund von dem Drohbrief zu erzählen, aber dann dachte er, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war. Er musste den Brief noch kriminaltechnisch untersuchen lassen und hatte außerdem im Büro bisher nichts davon erwähnt.
»Entschuldige, Massimo, ich wollte dich nicht so anfahren. Ich stehe einfach ziemlich unter Druck in letzter Zeit«, rechtfertigte er sich.
»Das ist nichts Neues. Du stehst immer unter Druck, Michele. Willst du jetzt mal ehrlich auf meine Frage antworten?«
»Petra hat nichts. Wahrscheinlich ist sie nur erschöpft nach dem Umzug von Rom und weil es hier noch so viel zu erledigen gibt. Das ist alles.«
»Wenn du meinst …«
»Ja, keine Sorge.«
»Na gut, dann irre ich mich eben.« Damit war das Themafür Massimo erledigt. Er nahm seine Pfeife und zündete sie endlich an.
»Habt ihr Sonntag schon was vor?«, fragte er. »Wir könnten zusammen in Forte dei Marmi zu Mittag essen, im Beccaccino «, schlug er vor. »Ich würde eine Freundin mitbringen.«
»Schon wieder eine neue? Wie viele willst du mir denn noch vorstellen? Massimo, es wird wirklich Zeit, dass du Vernunft annimmst. In deinem Alter braucht man eine feste Beziehung.«
»Lass uns nicht wieder damit anfangen! Du weißt, ich und die Frauen …«
Der Commissario drang nicht weiter in ihn. Der Freund war und blieb ein Peter Pan.
»Gern, ich hoffe, dass ich Zeit habe. Aber ich bezahle, damit das klar ist.«
»Ach, du denkst wohl, du hast was gutzumachen?«
Ferrara grinste. Immer musste der Freund das letzte Wort haben.
Bevor er sich verabschiedete, lud er Massimo noch für den morgigen Abend zu sich nach Hause ein, damit sie zusammen das Feuerwerk zu San Giovanni von der Dachterrasse aus ansehen konnten.
Seine nächste Station war das Labor der Kriminaltechnik.
17
»Was ist das, Michele?«
Im Büro des Kollegen Fuschi hatte er sogleich den anonymen Brief hervorgezogen.
»Jedenfalls kein Liebesbrief, Gianni.«
»Ja, das sehe ich.« Fuschi holte ein Paar Latexhandschuhe aus einer Schublade und drehte den Brief in den Händen. Er hielt ihn gegen das Licht und beschloss, ihn mit Laserstrahl zu untersuchen. Dafür gingen sie in einen großen Raum voller Apparaturen.
»Ich werde Ninhydrin verwenden, das ist am schnellsten und praktischsten«, erklärte der Experte mit professioneller Miene.
»Mach nur, Gianni.« Ferrara hatte volles Vertrauen in die Fähigkeiten des Kollegen und auch in seine Diskretion. Ninhydrin reagierte mit Aminosäuren und anderen Bestandteilen des Schweißes, wusste er, und wurde angewendet, um Fingerabdrücke auf porösen Oberflächen wie Papier oder Holz sichtbar zu machen. Man trug es vor der Laserbestrahlung auf, und es entwickelte im positiven Fall eine blaue Lumineszenz.
Leider jedoch war das Ergebnis negativ. Keine Abdrücke. Keine biologischen Spuren.
Der Kriminaltechniker untersuchte danach den Umschlag und fand ein paar Teilabdrücke, die jedoch nicht für einen Abgleich ausreichten. Es waren überdies nicht die mindestens siebzehn Merkmale oder Minutien vorhanden, damit ein juristisch gültiges Beweismittel vorlag.
»Kann sein, dass Petra die Abdrücke hinterlassen hat, als sie das Kuvert aus dem Briefkasten holte«, bemerkte Ferrara.
»Es sind auch keine Speichelspuren vorhanden. Bei
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