Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
Vom Netzwerk:
vielleicht würde ihm das bei seinen Ermittlungen noch einmal dienlich sein.
    Anschließend las er den Morgenbericht der Einsatzzentrale mit dem Neuesten aus den letzten vierundzwanzig Stunden. Nichts Besonderes. Ein, zwei Betrunkene, die wegen nächtlicher Ruhestörung vorübergehend festgenommen worden waren, eine Schlägerei zwischen jungen Kneipenbesuchern in der Innenstadt und andere alltägliche Geringfügigkeiten. Etwas länger hielt Commissario Ferrara sich bei einem versuchten Einbruch in einem Haus in San Domenico, in der Nähe von Fiesole, auf. Nur wenige Zeilen: Die Carabinieri der örtlichen Station hatten den Fall aufgenommen. Die Täter waren geflohen, als der Hausherr, ein bekannter Kaufmann, ein paar Pistolenschüsse in die Luft abgegeben hatte.
    Wird wohl die übliche Bande gewesen sein, sagte sich Ferrara, der überzeugt war, dass es früher oder später einen Toten geben würde. In den letzten Monaten waren skrupellose Kriminelle erfolgreich in mehrere abgelegene Anwesen im Umland von Florenz eingebrochen und hatten sie ausgeraubt, wobei sie gelegentlich auch brutale Methoden angewandt hatten. Das war ein neues Phänomen, das höchstwahrscheinlich Verbrecherbanden aus Osteuropa zuzuschreiben war, die sich in letzter Zeit in der Gegend breitmachten. Mit Sicherheit steckte nicht die herkömmliche organisierte Kriminalität dahinter, denn deren »Gesetze« untersagten es, wehrlose alte Leute, Frauen und Kinder zu verletzen oder gar zu töten oder in Häuser einzudringen und die Besitzer für eine Handvoll Euro niederzuschlagen. Die Welt veränderte sich. Das Verbrechen veränderte sich. Florenz veränderte sich. Alles veränderte sich. Auch das Verhalten der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung, die es inzwischen vermied, abends auszugehen oder jedenfalls dunkle, wenig belebte Gegenden aufzusuchen. Und bald würden auch diejenigen, die aus der Altstadt weggezogen waren und sich in der idyllischen Hügellandschaft niedergelassen hatten, zu ihren alten Vorsichtsmaßnahmen zurückkehren.
    Ferrara rief seine Mitarbeiter zusammen, um zu besprechen, was sie inzwischen wussten, und die Anweisungen für den Tag zu erteilen.
    Das gewohnte morgendliche Ritual.
    Da klingelte das Telefon.
    Einmal, zweimal, dreimal …
    Ferrara wollte im ersten Moment nicht rangehen und starrte nur auf den Apparat. Beinahe gereizt nahm er schließlich ab. Er antwortete einsilbig, hörte vor allem zu. Zum Schluss sagte er: »Ich komme später bei dir vorbei.«
    Der Anrufer war Massimo Verga.
    16
    Er traf ihn an einem kleinen Schreibtisch an, wo er sich gerade eine glänzend polierte Pfeife anzündete.
    Der ohnehin schon recht kleine Raum wirkte durch die vielen Bücher auf dem Tisch, die Stühle und die Regale voller Aktenordner noch enger. Unten am Eingang hatte Rita Senesi, Massimos langjährige Angestellte, die schon ebenso lange heimlich verliebt in ihren Chef war, von einem Bücherstapel auf der Kassentheke aufgesehen und den Commissario angelächelt.
    »Nein, ich will nicht den neuesten Thriller kaufen, Rita«,hatte Ferrara gesagt. »Massimo hat mich angerufen. Ist er nicht da?«
    »Doch, doch, ’omissario. Er ist in seinem Büro.« Mit einer Kopfbewegung hatte sie ihn nach oben geschickt.
    Massimo Verga war sein bester Freund. Sie kannten sich schon aus der Schulzeit. Der Inhaber der gut gehenden Buchhandlung in der Via Tornabuoni, einer der Haupteinkaufsmeilen, war wie Ferrara Sizilianer. Nachdem sie sich über viele Jahre aus den Augen verloren hatten, waren sie sich zufällig hier in Florenz wiederbegegnet, dem wahren Florenz, das sie beide anzunehmen schien. Wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Massimo wegen seiner Kultiviertheit und seiner Kenntnis der literarischen Welt, und ihn, Michele Ferrara, wegen seiner Fähigkeiten als Ermittler.
    Die Buchhandlung erstreckte sich über drei Stockwerke.
    Im Erdgeschoss gab es die Neuerscheinungen, außerdem eine Ecke mit Zeitungen, Zeitschriften und edlen Papierwaren. Im ersten Stock waren die Kunstbücher, Bildbände und Antiquarisches sowie das Büro des Inhabers untergebracht. Im Untergeschoss befanden sich das Lager, die Taschenbücher und ein Vortragsraum, in dem die gebildete Elite der Stadt, fast ausnahmslos sozialistischer oder kommunistischer Prägung, sporadisch zusammenkam, um über die neuesten Bestseller, die Politik des Palazzo Vecchio oder der Staatsregierung zu diskutieren. Auch Lesungen und Buchvorstellungen fanden dort statt.
    »Ah, endlich!«, rief

Weitere Kostenlose Bücher