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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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diesen selbstklebenden Umschlägen wird die Klappe ja nicht mehr angeleckt wie früher. Die Marke ist sehr verbreitet und in allen Schreibwarengeschäften erhältlich«, ergänzte Gianni nach einer weiteren Begutachtung.
    »Schade.«
    Aus Speichelresten hätte man Informationen über die Blutgruppe oder die DNA gewinnen können, aber so war nichts dergleichen möglich. Der Umschlag war lediglich mit dem vom Hersteller an den Kanten angebrachten Klebemittel verschlossen worden.
    »Jetzt unternehme ich noch einen letzten Versuch, Michele.«
    »Nämlich?«
    »Mit dem ESDA, Electrostatic Detection Apparatus. Wie du weißt, kann man damit durchgedrückte Wörter oder Linien erkennen. Dank seiner erhöhten Tiefenschärfe ist es möglich, Erhebungen beziehungsweise Vertiefungen auszumachen und eventuell vorhandene Schriftspuren zu rekonstruieren, die auf bis zu zehn dazwischenliegenden Blättern geschrieben wurden und mit dem bloßen Auge nicht sichtbar sind.«
    Doch auch diese Analyse lieferte kein Ergebnis. Wer das Blatt und den Umschlag angefasst hatte, war äußerst vorsichtig gewesen.
    Ein Profi.
    Es würde sehr schwierig bis unmöglich werden, ihn zu identifizieren.
    »Könnte man wenigstens Marke und Typ des Druckers feststellen?«, fragte Ferrara, nur um nichts unversucht zu lassen.
    »Wir werden es probieren, ich gebe dir Bescheid.«
    »Danke, Gianni.«

1 8
    Die Beisetzung hatte bereits stattgefunden.
    Der Sohn der Verstorbenen, ein distinguierter Mann um die vierzig, meldete sich am Nachmittag bei Ispettore Sergi im Präsidium, wie es mit seinem Schwager und der Schwester vereinbart worden war. Er nahm Platz und kam sogleich jeder Frage zuvor. »Ich habe dieses Paar auch gesehen.«
    Sergi schlug sein Notizbuch auf und wagte kaum zu hoffen, dass sie eine Spur hatten. »Wo genau haben Sie die beiden gesehen?«
    »Sie saßen auf dem Gang neben der Aufbahrungskammer meiner Mutter. Genauer gesagt, zwischen der Kammer meiner Mutter und der nebenan, die zu der Zeit leer war.«
    »Leer in dem Sinne, dass sich niemand darin befand … auch kein Leichnam?«
    »Genau.«
    »Können Sie mir dieses Paar beschreiben?«
    Ferdinando Berti schien nachzudenken. Offenbar versuchte er, sich das Aussehen der betreffenden Personen so klar wie möglich in Erinnerung zu rufen. »Vielleicht.«
    »Gut, beginnen wir beim Alter. Wie alt waren sie?«
    »Nicht besonders jung, aber auch nicht alt. Das kann ich auf jeden Fall ausschließen.«
    »Das heißt also mittleren Alters?«
    »Ja, so zwischen fünfunddreißig und vierzig.«
    »Beide?«
    »Ja.«
    »Irgendwelche besonderen Merkmale? Ein Bart oder Schnurrbart, eine bestimmte Frisur, Piercings oder so etwas?«
    »Nein, ich glaube nicht. Sie müssen bedenken, dass ich sienur flüchtig gesehen habe. Und in was für einer seelischen Verfassung ich war … Aber der Mann hat auf mich den Eindruck eines Akademikers gemacht. An eine Einzelheit erinnere ich mich gut: Er hatte so eine Arzttasche auf den Knien, und ich will Ihnen nicht verschweigen, dass ich ihn für einen Arzt hielt, der dort auf das Eintreffen einer Leiche wartet.«
    »Haarfarbe? Blond, schwarz, brünett?«
    »Schwer zu sagen. Jedenfalls waren sie nicht schwarz oder besonders dunkel.«
    »Körpergröße?«
    »So über den Daumen gepeilt etwa so groß wie ich, vielleicht ein bisschen größer. Ich bin eins fünfundsiebzig groß, aber ich habe ihn ja nur im Sitzen gesehen und kann mich täuschen.«
    »Körperbau?«
    »Ziemlich normal. Bestimmt nicht dick.«
    »Kleidung?«
    »Sie kam mir hell vor, aber auf Einzelheiten habe ich nicht geachtet. Dazu kann ich nichts Genaues sagen.«
    »Ein Anzug?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Und die Frau? Woran erinnern Sie sich bei ihr?«
    »Ich weiß nicht, sie ist mir nicht besonders aufgefallen.«
    »War sie groß? Klein? Dick oder dünn?«
    »Warten Sie …«
    »Strengen Sie sich an! Jedes Merkmal kann uns weiterhelfen.«
    »Sie kam mir magersüchtig vor, also jedenfalls überschlank, geradezu knochig, wie so manche Models. Genau, was mir an ihr aufgefallen ist, ist, dass sie so dünn war. Und klein war sie auch, bestimmt. Neben dem Mann war es ein Riesenunterschied.«
    »Die Haare?«
    »Vielleicht ein bisschen rötlich, lang, und ich glaube, an den Spitzen gewellt.«
    »Sonst ist Ihnen niemand begegnet? Ein einzelner Mann, der verdächtig wirkte? Eine Familie?«, wollte der Ispettore wissen.
    Der Zeuge dachte noch einmal nach und schüttelte dann den Kopf. »Nein, nicht, dass ich wüsste. Ich habe nur

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