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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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hat, und zwar, um ihm etwas zu verstehen zu geben, etwas, das für ihn wichtig ist. Etwas, das er erspüren muss. Offenbar geht der Verursacher des Schnittes davon aus, dass der Empfänger der Botschaft in der Lage ist, den symbolischen Wert seiner Tat zu begreifen.«
    »Du hast gesagt, ein Adept. Warum?«
    »Über solche Dinge haben wir schon öfter geredet, wie du dich sicher erinnerst – dass in manchen Häusern spiritistische Sitzungen abgehalten werden, dass viele Leute einander die Tarotkarten legen und dass in einigen entwidmeten Kirchen schwarze Messen gefeiert werden, wie man munkelt … Ja, es gibt auch schwarze Hexenmeister, im Gegensatz zu dir, der du ein Hexer am Computer bist.« Wieder erschien ein Lächeln auf ihrem ernsten Gesicht, diesmal mit einem Anflug von Ironie.
    »Wo finden diese schwarzen Messen statt?«
    »So genau weiß ich das nicht, lass mir ein bisschen Zeit. Aber es kann sich um einen Anhänger einer Sekte handeln.«
    Er insistierte nicht weiter. »Melde dich, wenn du etwas Neues herausgefunden hast!«, bat er sie.
    Sie verabschiedeten sich, und sie ging hinaus, beinahe auf Zehenspitzen, den Blick strikt geradeaus gerichtet wie jemand, der weiß, wohin er will.
    Silvia war eine echte Expertin. Die nicht immer ernst genommen wurde.
    Von anderen. Wohl aber von ihm, dem »Hexer am Computer«.
    2 1
    »Bitte, nehmen Sie Platz, Ispettore.«
    Don Gino gehörte den Kapuzinerpatern an, die die Cappelle del Commiato betreuten. Bis vor wenigen Monaten hatte er dort die Toten-Andachten gehalten.
    Sergis Besuch überraschte ihn nicht, denn er war ihm von einem Gemeindemitglied angekündigt worden. Don Gino hatte den Polizisten in einen kleinen Empfangsraum mit Bambusstühlen geführt, auf denen einheitlich weinrote Baumwollkissen lagen. Ein Vitrinenschrank an der einen Wand und ein Bücherregal gegenüber vervollständigten die Einrichtung. In einer Ecke lagen große Tüten mit gebrauchten Kleidern, die an die Ärmsten der Gemeinde verteilt werden sollten. Don Gino deutete auf einen der Stühle.
    »Um diese Zeit trinke ich gewöhnlich eine schöne Tasse Kaffee. Es wäre mir eine Freude, wenn Sie mir Gesellschaft leisten würden«, sagte er.
    Sergi nahm an.
    Don Gino ging hinaus und kam nach ein paar Minuten mit einem Tablett zurück, auf dem zwei Espresso-Tassen und eine Zuckerschale standen. Mit leicht zitternden Händen stellte der Pater es auf dem Beistelltisch ab, dann setzte er sich. Sergi schätzte Don Gino auf mindestens siebzig. Sein Gesicht war runzelig, und er trug eine dicke Brille.
    Sie tranken schweigend. Schließlich ergriff der Pater das Wort. »Nun, Ispettore, wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Wie gut erinnern Sie sich noch an diesen Vorfall, der sich schon vor längerer Zeit in den Cappelle zugetragen hat und Ähnlichkeit mit dem von vorgestern aufweist? Sie haben davon gehört, oder?«
    »Das Mitglied meiner Gemeinde, mit dem Sie gesprochen haben, hat mir davon erzählt. Ich lese nicht jeden Tag Zeitung.«
    »Woran erinnern Sie sich also?«
    »Ich sehe es noch deutlich vor mir. So etwas vergisst man nicht so leicht. Dieser Anblick …« Er unterbrach sich, um sich zu bekreuzigen. »Ich wollte gerade einen Leichnam segnen, da fiel mir ein tiefer Schnitt in dessen Gesicht auf.«
    »Wie haben Sie reagiert?«
    »Ich war schockiert. Nach einer Weile bin ich zu dem damaligen Leiter des Leichenschauhauses gegangen, der vor ein paar Jahren in Pension gegangen ist, und er gab mir eine Erklärung, die mich sprachlos machte.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Dass es ein Rattenbiss sei.« Auf dem Gesicht des alten Priesters erschien ein Lächeln.
    »Wissen Sie noch, wann das war?«
    »Nein, da müsste ich in meinen Notizkalendern nachsehen. Ich habe das bestimmt vermerkt. Aber ich denke, es war vor 1993, dem Jahr, in dem die Nuove Cappelle eingeweiht wurden. Die alte Halle war wirklich baufällig, und es kann gut sein, dass es dort Ratten gab, doch dass sie diesen sauberen Schnitt verursacht hätten, nein, auf keinen Fall. Man musste kein Chirurg sein, um das zu erkennen.«
    »Der Schnitt kam Ihnen also sauber vor?«
    »Ja.«
    »Gut, sehen Sie bitte in Ihren Kalendern nach und geben Sie mir Bescheid.« Sergi reichte ihm eine Visitenkarte mit diversen Telefonnummern.
    Auch damals also ein perfekter Schnitt.
    Ratten?
    2 2
    Das Café Gilli an der Piazza della Repubblica war ungewöhnlicherweise schon um diese Uhrzeit fast voll besetzt.
    Während man abends praktisch nie einen freien Tisch fand,

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