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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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hatte, was mit ihr geschehen würde, und bei vollem Bewusstsein hilflos auf den Tod gewartet hatte, oder ob sie vor Schock ohnmächtig geworden war. Doch gegen Letzteres sprachen die weit geöffneten Augen der Toten.
    Ein äußerst makabrer Anblick.
    Dennoch schloss er zunächst einen Unfall nicht aus. Vielleicht war hier ein einvernehmliches Sexspiel auf die schlimmste Weise schiefgegangen, und der Partner, ein Freund oder Liebhaber oder was auch immer, hatte sie zu fest gewürgt, in der Absicht, die Lust des Orgasmus noch zu steigern.
    Aber wenn es doch vorsätzlicher Mord war? Die Tat eines Abgewiesenen? Mord aus Eifersucht?
    Fragen über Fragen, die der erfahrene Ermittler schön säuberlich in Gedanken aufreihte und dabei nicht vergaß, was er gern seinen Männern vorhielt: »Gut Ding muss Weile haben.«
    Er ließ daher von weiteren Spekulationen ab, um sich nicht in eventuell verlockende, aber durch keine konkreten Anhaltspunkte gestützte Hypothesen zu versteigen, und begann, den Tatort aufmerksam zu untersuchen.
    An dem oberen, entblößten Teil der Leiche war kein Blut zu sehen. Der Maresciallo war versucht, das Laken anzuheben, wollte jedoch lieber auf den Gerichtsmediziner und die Spurensicherung warten. Stattdessen versuchte er, wie der Täter zu denken, falls doch ein Mord vorlag, und sich in ihn hineinzuversetzen, um den Tathergang zu rekonstruieren. Hatte der Mörder sich, nachdem er sie getötet hatte, noch bei ihr aufgehalten und sie betrachtet, oder war er gleich geflüchtet? Hatte er noch sämtliche Spuren beseitigt, die zu ihm führen konnten, Fasern, Haare, Fingerabdrücke?
    Gori befahl seinen Kollegen, nichts anzufassen, und begann, sich vorsichtig in der Wohnung umzusehen.
    Sie war sehr groß. Acht Zimmer, verteilt auf zwei Etagen. Von der oberen gelangte man zudem auf eine sehr gepflegte Dachterrasse mit vielen Arten immergrüner Pflanzen in großen Terrakottatöpfen. Der Maresciallo hatte bereits festgestellt, dass das Schloss der gepanzerten Wohnungstür keine sichtbaren Anzeichen eines Einbruchs aufwies, und auch hier deutete nichts darauf hin, dass sich jemand gewaltsam Zutritt verschafft hatte. Gori warf auch einen Blick in den Innenhof, der schön gestaltet war mit Blumenbeeten und schlanken Bäumen, deren Blätter in dem nun wieder fein fallenden Nieselregen glänzten. In diesem Hof, der dem Getümmel der Menschen und dem Verkehrslärm entrückt war, herrschten Stille und eine irgendwie geheimnisvolle Aura.
    Danach sah der Maresciallo flüchtig in die anderen Zimmer hinein.
    Etwas länger hielt er sich im Wohnzimmer auf, das eine Verbindungstür zum Schlafzimmer hatte. Es war groß und stilvoll eingerichtet. Von der mit Blumenmotiven in Temperamalerei geschmückten Decke hingen zwei Kronleuchter herab, und auf dem Fußboden aus Carraramarmor lagen dicke Perserteppiche in warmen Farben. Zwei über Eck stehende Sofas und drei Sessel, alles aus weißem Leder, verliehen dem Raum etwas Gastliches. Alle anderen Möbelstücke waren Antiquitäten. In einer Ecke stand eine hochwertige Stereoanlage auf dem neuesten Stand der Technik, die den Gedanken nahelegte, dass das Hauptinteresse des Opfers der Musik gegolten hatte, und ein Blick auf die umfangreiche CD-Sammlung verriet eine Vorliebe für Klassik. Auch an denbeiden Fenstern waren keine Einbruchsspuren zu erkennen. Mittlerweile stand für Gori fest, dass der Mörder entweder einen Schlüssel gehabt hatte oder das Opfer ihm selbst geöffnet hatte … weil es ihn gekannt hatte? Die vollkommen intakte Videosprechanlage neben der Wohnungstür bekräftigte diese Annahme.
    Immerhin schon mal ein Hinweis, sagte er sich.
    Er ließ den Blick über die weiß gestrichenen Wände schweifen. Viele Bilder. Einige mit dunklen, sehr alten Rahmen. Die Vorhänge schmückte das klassische Motiv der Florentiner Wappenlilie. Ein traditionsgeprägtes und zugleich modernes Ambiente.
    Auf einmal hörte er Stimmen im Flur. Die ewige Hektik in dieser Stadt …
    Der Gerichtsarzt und der Staatsanwalt waren eingetroffen.
    Endlich!
    27
    Derweil befragte der Brigadiere Domenico Surace, ein junger Mann von hundert Kilo oder mehr, in der Küche die Hausangestellte, die die Leiche gefunden hatte. Sie saßen sich an dem von Deckenstrahlern beleuchteten Tisch gegenüber, und der Carabiniere notierte sich von Zeit zu Zeit etwas in einem Heft.
    Sie hieß Olivia, war Philippinerin und fünfundzwanzig Jahre alt, sah aber aus wie ein junges Mädchen. Ihr schmales, eigentlich

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