Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
Vom Netzwerk:
mit Blick zum Staatsanwalt: »Und die Schlinge? Die Tatwaffe? Hier ist nichts zu sehen.« Der Staatsanwalt schien das Gleiche gedacht zu haben, denn er schüttelte den Kopf und sah seinerseits den Arzt an, als könnte der eine Antwort liefern.
    »Nein, hier ist sie nicht, der Täter muss sie mitgenommen haben«, sagte Franceschini. »Es gibt keine andere Erklärung, es sei denn, sie wird bei der Durchsuchung der Wohnung noch irgendwo gefunden. Er könnte ein Stück Schnur verwendet haben, einen Draht oder auch einen Riemen. Es kommen viele Dinge in Frage … auch ein BH zum Beispiel, der ja sozusagen in greifbarer Nähe gewesen wäre – das finde ich sogar recht wahrscheinlich.«
    »Wo ist der BH abgeblieben? Überhaupt die Unterwäsche?«, murmelte der Maresciallo, dem kaum etwas entging.
    »Die müssen Sie finden«, schaltete sich der Staatsanwalt ein und fragte dann den Arzt: »Irgendwelche Abwehrverletzungen?«
    »Keine.«
    Wie hätte sie sich auch wehren sollen, wenn sie mit Handschellen gefesselt war?, dachte Gori und sagte sich, dass die Verwendung eines Tatwerkzeugs, ob Schnur oder Draht oder sonst etwas, seine erste These widerlegte, die eines verunglückten erotischen Spiels. Der Täter hatte sie nicht mit den Händen gewürgt, sondern alles bis ins Kleinste geplant.
    Aber worin bestand das Motiv?
    Das war die schwierigste Frage.

2 9
    Das Motiv.
    Zu erkennen, was den Mörder zu seiner Tat bewogen hatte, konnte die Untersuchung von Anfang an in die richtige Richtung lenken. Und welchen besseren Schlüssel zum Motiv gäbe es, als möglichst viel über das Leben des Opfers in all seinen Aspekten zu erfahren, über seinen persönlichen Umgang innerhalb und außerhalb der Wohnung? Besonders in diesem Fall, da die brennenden Lampen vermuten ließen, dass der Mord bei Nacht geschehen und der Mörder aus freien Stücken hereingelassen worden war. Man musste also unter die Oberfläche vordringen, in den Tiefen von Giovanna Innocentis Existenz schürfen, mögliche Geheimnisse und die verborgensten Aspekte freilegen. Lügen und Schwächen auch der Zeugen aufdecken. Praktisch die versteckten Seiten aller involvierten Personen erforschen, was zweifellos eine große Herausforderung für die Ermittler darstellte.
    Das alles wusste Maresciallo Gori. Genauso wie er wusste, dass er, solange das Motiv nicht geklärt war, jeder möglichen Spur nachgehen und ein Puzzleteil ans andere fügen musste, bis das Bild komplett war.
    An der rechten Hand trug das Opfer zwei Ringe mit großen Diamanten. Ein Motiv, das demnach mit Sicherheit ausgeschlossen werden konnte, war Raub. Blieben Liebe, Hass, Eifersucht. Aber warum diese schwarze Rose?
    »Mit bloßem Auge sind keine weiteren Verletzungen außer der durch die Strangulation verursachten erkennbar. Keine Einstiche an Armen und Beinen, die auf intravenösen Drogenkonsum schließen ließen.« Franceschini ließ sich nicht ablenken.
    »Anzeichen von sexueller Gewalt?«, fragte Gori.
    »Nach der ersten Untersuchung mit meinem Besteck aus dem Koffer würde ich sagen, nein, doch das kann ich Ihnen erst nach der Obduktion bestätigen.«
    »Wann werden Sie die durchführen?«
    »Am Nachmittag. Aber ich verrate Ihnen schon mal vorab, dass es keine Spuren von sexueller Aktivität an der Leiche selbst noch in ihrer unmittelbaren Umgebung gibt.«
    Der Arzt zog die Latexhandschuhe aus und warf sie einem Carabiniere zu, als legte er nach einem Bühnenauftritt sein Kostüm ab. Zum Staatsanwalt sagte er: »Ich bin jetzt fertig, Dottor Vinci. Wenn Sie gestatten, gehe ich. Auf die Carabinieri wartet hier sicher noch eine Menge Arbeit.«
    »Ich danke Ihnen. Halten Sie mich auf dem Laufenden!«
    »Natürlich. Ich schicke Ihnen heute Abend einen ersten Bericht oder rufe Sie an.«
    Er verabschiedete sich und ging schlenkernd hinaus. Wenig später verließ auch der Staatsanwalt die Wohnung.
    Endlich konnten die Carabinieri loslegen.
    30
    Die Durchsuchung der Wohnung dauerte mehrere Stunden. Sie fanden keinen Hinweis darauf, dass jemand die Zimmer durchstöbert hatte. Auch entdeckten sie trotz aller Gründlichkeit keine Spuren von Blut oder sonstigem biologischen Material.
    Rein gar nichts.
    Der Täter war ausgesprochen vorsichtig und penibel gewesen. Er hatte nichts am Tatort hinterlassen, abgesehen vonder künstlichen schwarzen Rose, den Handschellen und vielleicht der Verpackung einer Einwegkamera der Marke Kodak, die zwischen Nachttisch und Bettkante auf dem Boden gefunden worden war.
    Ein

Weitere Kostenlose Bücher