Schwarze Rosen
Mörder daruntergemischt hatte.
Unübersehbar war das Grüppchen der Journalisten.
Er erkannte die von der Lokalpresse und zwischen ihneneinen jungen Reporter von der Nachrichtenagentur ANSA, der für die Gewissenhaftigkeit bekannt war, mit der er Meldungen ins Netz stellte.
Die Journalisten hatten schon ungeduldig auf den Maresciallo gewartet und derweil Spekulationen über das Verbrechen und den Tatort angestellt.
Es war inzwischen kurz nach eins.
Der Maresciallo wollte geschäftig an ihnen vorbeieilen, doch eine junge Frau lief ihm nach und rief: »Haben Sie eine Minute Zeit für uns?«, während die Kamera eines privaten Fernsehsenders ihn schon heranzoomte.
»Ich kann Ihnen nichts sagen«, antwortete Gori knapp. Er dachte nicht daran, eine Erklärung abzugeben, und überließ den Umgang mit den Medien gewohnheitsmäßig der Stelle für Öffentlichkeitsarbeit.
»Nur eine Frage, Maresciallo«, insistierte die Reporterin und hielt ihm das Mikro mit dem Logo des Senders vor die Nase. »Stimmt es, dass es sich um einen besonders grauenhaften Mord handelt? Sagen Sie mir nur das!«
Gori erstarrte. »Die Untersuchung hat gerade erst begonnen, und wie Sie wissen, geben wir bei laufenden Ermittlungen keine Einzelheiten bekannt.« Schnell stieg er in seinen Dienstwagen und wies den Fahrer an, zur Carabinieri-Station zu fahren.
Die Journalistin nahm das als Bestätigung für die Gerüchte, die bereits die Runde machten.
Das gesamte Stadtviertel wurde auf der Suche nach Hinweisen gründlich durchkämmt. Haus für Haus, Straße für Straße.
Alle verfügbaren Carabinieri wurden ausgesandt, um nichts unversucht zu lassen.
Sogar die Müllcontainer in einem bestimmten Umkreis wurden durchsucht, doch die Beamten fanden weder die Unterwäsche des Opfers noch die Tatwaffe. Den Hausbewohnern, Geschäftsleuten und Handwerkern in der Nachbarschaft wurden die üblichen Fragen gestellt, ohne dass etwas dabei herauskam. Kein Verdächtiger. Niemandem war etwas Ungewöhnliches aufgefallen, oder es hatte keiner den Mut, etwas zu sagen, weil er Angst um sich oder seine Familie hatte. Die Nachbarn stimmten darin überein, dass das Opfer sehr zurückhaltend gewesen sei und nie Anlass zu Klatsch und Tratsch gegeben habe. Fast alle Befragten ergingen sich in den üblichen Klagen über die Dealer, Fixer und Handtaschenräuber, die ihr Viertel heimsuchten, angezogen von den tagtäglich zum nahe gelegenen Palazzo Pitti pilgernden Touristenscharen. Auch die Taxifahrer, die im Laufe des vergangenen Abends und der Nacht in der Gegend zu tun gehabt hatten, wurden vernommen. Ohne Ergebnis.
Keine Spur, kein Indiz, kein noch so vertraulicher Hinweis.
Mit den Ermittlungen ging es wahrlich bergauf.
31
Zur selben Zeit herrschte in den Büros der Squadra Mobile große Hektik.
Gegen Mittag hatten zwei Übeltäter auf einem schweren Motorrad in der Via Di Novoli einen Schmuckvertreter beraubt, der auf dem Weg zu einem Kunden gerade den Zebrastreifen überquert hatte. Er war kein ausgebildeter Transporteur von Wertsachen, trug aber einen Revolver im Gürtel, für den er aufgrund der Risiken seines Berufes einen Waffenschein besaß. Die Straße war sehr belebt gewesen, und ein Überfall schien undenkbar. Plötzlich aber hatte ihm der Sozius auf dem Motorrad mit schnellem Griff den Koffer entrissen. Der Schmuckvertreter hatte die Waffe gezogen und ein paar Schüsse abgegeben, von denen einer den Räuber in den Rücken getroffen hatte. Der Verletzte schwebte jetzt zwischen Leben und Tod. Zwei Polizisten warteten vor dem OP und hofften darauf, dass der Mann durchkam, damit sie ihn vernehmen konnten. Ein weiterer Schuss hatte eine Studentin am Bein gestreift, die in dem Moment noch gar nicht bemerkt hatte, was da geschah.
Auch so etwas kam in Florenz vor.
Die Polizei fahndete nun nach dem Motorrad und vor allem nach dem Komplizen, der sich in Luft aufgelöst zu haben schien. Der Verletzte trug keinen Ausweis bei sich und war nicht polizeilich bekannt. Wahrscheinlich stammten die Diebe aus einer anderen Stadt, wie es auch schon bei einer Serie von früheren Raubüberfällen der Fall gewesen war.
Dem Commissario kam die schwierigste Aufgabe zu:
Er musste das Verhalten des Bestohlenen bewerten, der gerade im Raubdezernat vernommen wurde, während die Tatzeugen ihre Versionen zu Protokoll gaben, davon einige wirr, andere widersprüchlich. Wie so oft hatten manche zu viel gesehen und andere zu wenig. Würde er, Michele Ferrara, dem Schmuckvertreter
Weitere Kostenlose Bücher