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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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die Augen auf den Brief gerichtet, und las seufzend.
    Sehr geehrter Commissario Ferrara,
    bald werden wieder die Rosen blühen, und die Kapuzenträger werden ihr Unwesen treiben, nicht nur in Florenz. Doch Sie kön n en nichts weiter als Ihre stinkenden Zigarren rauchen, an denen nur der Name gut ist.
    P.S.:
    Ein Ratschlag: Gehen Sie nicht auf Wildschweinjagd, Sie könnten zur falschen Zeit am falschen Ort sein. Man könnte Sie mit einem Wildschwein verwechseln …
    Kein Grammatik- oder Rechtschreibfehler. Nicht einmal diese flüchtigen, die anonyme Briefe häufig kennzeichneten. Der Inhalt war ziemlich eindeutig.
    Ferrara ordnete seine Gedanken und rekonstruierte seine Überlegungen, die er damals zu dieser Anspielung auf das dunkle, geheimnisvolle Gesicht von Florenz angestellt hatte. Ein Gesicht, das bis ins Mittelalter zurückblickte, auf eine Epoche, die von Hexern, Heiligen und Heilern oder solchen, die sich dafür ausgaben, bevölkert war, von Teilnehmern an schwarzen Messen und Satanskulten. Ein Gesicht der Stadt, das die Zeiten überdauert hatte – hatte er nicht erst vorgestern diesen Wahrsager mit den Tarotkarten in der Via dei Calzaiuoli gesehen?
    Ihr dunkles Antlitz.
    Ihr finsteres Herz.
    Er fragte sich, ob es ein Fehler gewesen war, diesen anonymen Brief auf die leichte Schulter zu nehmen. Und wenn ja, ob er diesen Fehler jetzt noch ausbügeln konnte. Zugleich gingen ihm die seltsamen Formulierungen im Kopf herum.
    Rosen … Kapuzenträger … Rosen … Sie können nichts weiter, als Ihre stinkenden Zigarren rauchen …
    Eine schwarze Rose … Genug jetzt!
    Der Commissario ging zum Fenster und sah auf die halb verlassene Straße hinaus. Es regnete wieder. Der Regen prasselte auf das Pflaster und bildete an einigen Stellen dunklePfützen. Jemand lief dicht an den Hauswänden entlang. Ferrara beobachtete, wie die dicken Tropfen auf die Autodächer trommelten. Die Zeit schien stillzustehen. Er fühlte sich in seine Kindheit zurückversetzt, in sein Zimmer, in dem er von den Hausaufgaben aufblickte und zusah, wie der Regen auf die Dächer, die Straße, die Passanten fiel. Er hörte sogar das Geräusch. Wie viele Träume hatte er damals gehabt! Er hatte es nicht erwarten können, erwachsen zu werden, um die Welt und ihre Geheimnisse zu entdecken. Wie gern hatte er die Zeit beschleunigen wollen, die oft nur im Schneckentempo vergangen war! Doch angesichts der herben Wirklichkeit waren alle Illusionen in sich zusammengefallen. An den Geheimnissen, die er nun aufzudecken hatte, war nichts Faszinierendes. Ferrara fühlte sich wie ein Gefangener in einem Spinnennetz, der um sich schlug, um sich zu befreien, sich aber nur noch mehr verstrickte. Er hatte sich diesen Beruf ausgesucht, einen Beruf, der es mit sich brachte, dass man am Leben anderer Menschen teilhatte – doch wie oft wünschte der Commissario sich nun, einfach sein eigenes Leben gemeinsam mit Petra in Ruhe und Frieden genießen zu können!
    Auf einmal hatte er eine Eingebung. Der Brief war am Computer ausgedruckt worden, damals wie heute! Vielleicht handelte es sich um denselben Drucker?
    Er setzte sich und las den Brief noch einmal.
    Eines verstand er nicht: den Bezug auf die Jagd. Er war noch nie ein Jäger gewesen, höchstens ein Jäger von Kriminellen. Die Jagd auf wehrlose Tiere hingegen verabscheute er so sehr, dass er sogar ein Verbot befürwortete. Vor vielen Jahren, damals in Kalabrien, hatten seine Mitarbeiter ihm einmal einen Setter-Welpen geschenkt, um ihn dazu zu bringen, ihre bevorzugte Freizeitbeschäftigung mit ihnen zu teilen. Den Hund hatte er angenommen, gerührt von diesen großenAugen, die nach Liebe verlangten, aber seine Meinung nicht geändert. Susi war ein Schoßhund geworden, eine unvergessliche Freundin, die er und Petra viele Jahre nach ihrem Tod immer noch schmerzlich vermissten.
    Ferrara nahm das schwarze Lederetui aus seiner Jackentasche und holte eine halbe Zigarre heraus, die er zwischen Daumen und Zeigefinger herumrollte. Er steckte sie in den Mund und befeuchtete sie mit den Lippen. Schließlich zündete er sie an. Er zog fest und verfolgte die weiße, sich langsam im Raum verteilende Wolke mit dem Blick.
    Dann griff er zum Telefon und wählte zuerst Venturis Nummer und dann die des Maresciallo Gori.
    33
    Das Treffen sollte in einer Stunde in der Staatsanwaltschaft sein. Ferrara ging ohne den Enthusiasmus von einst dorthin, und zwar aus mehreren Gründen.
    Schon seit einiger Zeit betrachtete er die Institutionen

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