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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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sein?«
    »Wer?«
    »Der, den ich gesehen habe … beim letzten Mal …«
    »Sei ganz ruhig.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Dann tranken sie auf ihr nächstes Rendezvous.
    Er zog sich an und ging.
    Sie dagegen suchte das Bad auf. Sie musste sich bereit machen, um nach unten zu gehen, wo sie erwartet wurde.
    Ihr »Juwel« wartete auf sie.
    40
    Sie war allein.
    Ging zu Fuß im unablässigen Regen durch eine enge Gasse.
    Ihre Magerkeit verbarg sie unter einem weiten, wadenlangen Rock, zu dem sie Stiefel trug, und einer zu großen weißen Bluse. In der rechten Hand hielt sie den Schirm, in der linken eine große Tasche. Die Frau war auf dem Weg nach Hause in ihre Dreizimmerwohnung, deren Eingang in dieser für den Autoverkehr verbotenen Gasse lag. Es war einer der Vorteile, hier im Zentrum zu wohnen, dass man nicht von Verkehrslärm gestört wurde. Andererseits musste man ständig die Augen offen halten, denn sobald es dämmerte, kam es häufig zu unangenehmen Begegnungen. Wenig Licht. Wenige Leute. Nur hier und da eine Katze. Ein idealer Unterschlupf für Dealer, weitab von den Polizeistreifen.
    Es war ein furchtbar anstrengender Tag gewesen. Die einzige Verkäuferin war krank, sodass sie es allein mit der Kundschaft hatte aufnehmen müssen. Ein eiserner Ring drückte auf ihren Kopf, und sie hatte es eilig, aus diesem Labyrinth herauszukommen und sich in ihre eigenen vier Wände zurückzuziehen.
    Bei einem plötzlichen Geräusch hinter ihr zuckte sie zusammen. Schritte. Sie spitzte die Ohren. Die Schritte kamennäher. Gerade wollte sie sich umdrehen, als sie grob am linken Arm gepackt wurde.
    Verdammt!
    Ihr Herz begann zu rasen, und sie hob instinktiv den Schirm, doch da tauchte ein zweiter Angreifer auf, und sie wurde in die dunklere Ecke des Hauseingangs gedrängt. Der eine hielt sie fest und hinderte sie am Schreien, während der andere ihren Rock hochschob, den Slip herunterriss und gewaltsam in sie eindrang. Dann tauschten die Angreifer die Rollen. Als sie ihre Hosen schlossen, zischte der eine in gebrochenem Italienisch: »Sag, er soll nix auf schlau machen. Muss bezahlen. Letzte Warnung von unsere Boss.«
    Damit verschwanden sie.
    Mühsam und unter Schmerzen stützte sich die Frau aufs Treppengeländer und schleppte sich in die Wohnung. Ihr Rock war zerrissen, die Bluse praktisch in Fetzen. Mit letzter Kraft wählte sie eine Nummer auf dem Handy. »Komm schnell, bitte! Man hat mir schrecklich wehgetan.« Sie hörte gerade noch das »Bin gleich da«, dann fiel sie in Ohnmacht.
    In dieser Nacht hingen dicke, regenschwarze Wolken über Florenz. Der Sommer schien sich nicht durchsetzen zu können. Ein plötzlicher Donner ließ Petra im Bett hochschrecken. Mit klopfendem Herzen stand sie auf, ging zur Tür und überprüfte, ob sie abgeschlossen war. Das geschah nicht zum ersten Mal in den letzten zweiundsiebzig Stunden. Sie zog den Rollladen im Wohnzimmer hoch und sah hinaus auf die Terrasse. Genau in diesem Augenblick zerriss ein Blitz die Dunkelheit. Schnell ließ sie den Rollladen wieder herunter und atmete tief durch. Sie ging zurück ins Bett und kuschelte sich eng an den fest schlafenden Michele. Die Erschöpfung dervergangenen Tage machte sich bei ihm bemerkbar, und die Müdigkeit forderte ihren Tribut. Petra dagegen lag im Dunkeln und konnte nicht wieder einschlafen. Mit allen Mitteln versuchte sie, die Angst zu verscheuchen, die ihr die Brust zusammendrückte. Als sie ein kleines Mädchen gewesen war, hatte ihre Großmutter abends mit ihr ein Gebet an den heiligen Antonius gesprochen: »Lieber heiliger Antonius, wache mit deinem gütigen Blick über mich und tröste mein Herz. Steh mir bei in trüben Stunden und segne mich und alle meine Lieben, Amen.«
    Sie wiederholte das Kindergebet mehrmals in Gedanken, was sie schließlich beruhigte und sanft in Morpheus’ Arme beförderte.
    41
    SAMSTAG, 26. JUNI
    Im Morgengrauen hörte es auf zu regnen, und plötzlich war der Himmel wie blank gefegt.
    Der Wind hatte die letzten Wolken vertrieben, und der Tag kündigte sich strahlend schön an. Nur nicht für Commissario Ferrara.
    Die ersten Seiten der überregionalen Tageszeitungen waren voll von der Sensation des Tages: dem Mord an Giovanna Innocenti. Über sechs Spalten gehende Schlagzeilen verkündeten fast gleich lautend:
    Grauenhaftes Verbrechen in Florenz!
    Wie immer wurde bei der Beschreibung der Tat, die sich auf die wenigen Fakten stützte, die durch die Mauer der ermittlerischen Verschwiegenheit gedrungen

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