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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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gewählt hatte – seine Frau und seine zwölfjährige Tochter.
    Ferrara dachte an die Worte des Staatsanwalts. »Dieses Detail darf nicht an die Presse durchsickern, strikte Geheimhaltung.«
    Nun pfiffen es die Spatzen von den Dächern.
    Warum der Tipp an die Presse? Wollte da jemand die Ermittlungen sabotieren? Um wem zu schaden?
    42
    Sara Genovese öffnete die Tür. Für einen kurzen Moment erschien ein verlegenes Lächeln auf ihrem Gesicht.
    Eine halbe Stunde zuvor hatte sie beim Maresciallo angerufen, um einen Gesprächstermin zu vereinbaren. Ihr sei etwas eingefallen, das den Ermittlungen eventuell dienlich sein könne. Gori, der ohnehin darauf brannte, ihr noch ein paar Fragen zu stellen, hatte sich erboten, zu ihr nach Hause zu kommen. Dort wäre sie unbefangener, hatte er überlegt, und vielleicht eher geneigt, sich ihm anzuvertrauen.
    Unterwegs hatte er überlegt, was sie ihm wohl zu sagen hatte. Wollte sie ihm etwas über die Innocenti enthüllen? Oder etwas, das dazu beitrug, das Motiv zu verstehen? Der Täter, davon konnte man inzwischen ausgehen, hatte alle Spuren beseitigt und die Tatwaffe verschwinden lassen. Wenn man ihn entdeckte, würde er vielleicht ein mehr oder weniger solides Alibi vorweisen, aber nur schwerlich das Motiv verbergen können, das ihn zu dem Mord getrieben hatte.
    Die Wohnung in der Via Il Prato lag direkt über dem Immobilienbüro. Der Maresciallo war schon oft dort vorbeigekommen und hin und wieder auch stehen geblieben, um sich die Angebote im Schaufenster anzusehen. Fast alle trugen den Vermerk Preis auf Anfrage . Doch er hatte immer nur hineingelugt, ohne sich Gedanken darum zu machen, wer der Inhaber des Büros war.
    Nun stand Gori vor ihr.
    Und erkannte sie kaum wieder.
    Sie war ungeschminkt, und ihre Augen waren fast zugeschwollen. Bleiche Lippen, die rötlich braunen Haare wirr und offen. Es war nicht viel übrig von der gepflegten, raffiniert-eleganten Frau, die ihn am Vortag so beeindruckt hatte. Und nicht nur ihn. Sie konnte einem leidtun, so viel Traurigkeit ging von ihr aus.
    Der Blick des Maresciallo wurde von ihrem kurzen Morgenrock aus roter Seide angezogen, der an manchen Stellen zerknittert war. Sie sah es und erklärte: »Den hat mir Giovanna einmal zu einem besonderen Anlass geschenkt.« Weiter nichts. Sie gaben sich die Hand und gingen durch einen langen Flur in das Wohnzimmer, wo sie auf einen weißen Ledersessel zeigte, während sie sich selbst aufs Sofa setzte und sich ein Kissen in den Rücken stopfte. Gori sah sich kurz um. Wenige edle Möbelstücke aus Kirschholz und ein paar Bilder, ebenfalls von bester Qualität, verliehen dem Raum diesen besonderen Touch, der verriet, dass hier eine Klassefrau lebte. Allerdings herrschte große Unordnung im Zimmer. Bücher und Zeitschriften auf dem Boden, Gläser und leere Flaschen auf einem Couchtisch, hingeworfene Kleidungsstücke auf Stühlen und Sofas. Und, auch auf dem Boden, rote Rosen neben einer teuren Kristallvase.
    »Es war sehr freundlich von Ihnen, hierherzukommen. Bitte entschuldigen Sie das Chaos. Mir war nicht danach aufzuräumen«, sagte sie mit ihrer schönen, weichen Stimme. »Ich bin am Boden zerstört.«
    »Das verstehe ich, Signora. Aber nun verraten Sie mir, woran Sie sich erinnert haben«, forderte der Maresciallo sie auf und sah sie so eindringlich an, als müsste sie ihm ein Geheimnis verraten.
    »Wie Sie sich vorstellen können, habe ich letzte Nacht kein Auge zugetan. Ich habe die ganze Zeit gegrübelt, und dann ist mir etwas eingefallen. Ich weiß nicht, ob es Ihnen etwas nützt, aber ich erzähle es Ihnen trotzdem.«
    »Etwas, das Sie gestern vergessen haben?«
    »Genau.«
    »Gut, ich höre.«
    »Vor etwa einem Jahr sind Giovanna und ich Zeuginnen eines Vorfalls geworden«, begann sie.
    »Was für ein Vorfall?«
    »Es war im Parco delle Cascine. An einem Dienstag, dem Markttag. Wir hatten, wie so oft, einen Bummel an den Marktständen vorbei gemacht.«
    Als sie durch den Pinienhain gegangen waren, erzählte sie, ein paar Meter abseits der Hauptallee, war ihnen ein Mann aufgefallen. Er stand halb versteckt hinter einem Baum und richtete eine Kamera mit einem professionell aussehenden Objektiv schräg nach oben.
    »Das kam uns komisch vor, denn da war nichts zu fotografieren, außer vielleicht die Baumwipfel«, erklärte sie. »Sieh dir diesen Deppen an, dachten wir beide zuerst.«
    Gori wurde aufmerksam. »Und dann?«
    »Merkten wir, dass er ein Schwein war, dieser Typ.«
    »Ah!«
    »Wir

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