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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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ihrem letzten gemeinsamen Urlaub in Ägypten über die Lippen gebracht. Sie hörte noch Giovannas Stimme, als sie zum ersten Mal und von sich aus von ihrem Vater gesprochen hatte und von dem schwierigen Verhältnis zu ihm, von der Wunde, die sie für immer gezeichnet hatte und die auch die Zeit nicht heilen konnte. Giovanna hatte erzählt, und sie, Sara, hatte schweigend zugehört.
    Es war zur Zeit der Weinlese gewesen. Der süße, starke Duft des Mostes, der in die Bottiche lief, lag in der Luft. Alvise Innocenti saß in einer Kammer des Weinkellers, die zum Büro umfunktioniert worden war, auf einer Chaiselongue.
    »Komm, setz dich zu mir«, hatte er zu seiner damals elfjährigen Tochter gesagt, und sie hatte gehorcht. »Aber du musst mir versprechen, dass das hier unser Geheimnisbleibt, dass du nie jemandem etwas davon verrätst, auch nicht der Mama«, hatte er geflüstert, während er sich über sie gebeugt und auf die Lippen geküsst hatte. Sie war zuerst geschmeichelt gewesen, dann verwirrt, schließlich hatte sie angefangen zu weinen, als der Papa die Hose herunterließ und anfing, diese »Spiele« mit ihr zu spielen, die aus einem Vater eine Bestie machen.
    Auf dieses erste Mal waren viele weitere gefolgt und hatten Giovannas gesamte Pubertät überschattet. Sie war zu seiner »Schülerin« geworden, eine gute und scheinbar willige Schülerin, die lernte, die Begierden des Vaters zu befriedigen.
    Sara atmete mühsam und begann immer stärker zu zittern. Frostschauer schüttelten ihren Körper, aber sie zwang sich, nicht mehr zu weinen.
    Giovanna hatte sich ihr anvertraut, um ihr zu erklären, warum sie sich nicht von ihr lieben lassen konnte, wenn sie miteinander im Bett lagen. Nein, sie könne sich niemandem hingeben, hatte sie gesagt, und von diesem Tag an hatte Sara den Schmerz der Freundin, ihre Wut und ihren Hass auf den Vater geteilt. Nachdem Giovanna ihr alles erzählt hatte, hatte Sara sie getröstet und ihr unter Tränen geschworen, dieses dunkle Geheimnis für sich zu behalten. Und dass sie sie trotzdem weiterhin lieben würde, immer. Endlich hatte sie verstanden, warum Giovanna sich noch nie richtig verliebt und niemals eine ernsthafte, stabile Beziehung geführt hatte. Und warum sie immer so schlecht über Männer sprach. Nun schwor Sara sich noch einmal selbst, dass sie ihr Versprechen auch jetzt nicht brechen würde, da Giovanna tot war.
    Nein, ich werde nichts sagen! Andererseits, vielleicht konnte das Bekanntwerden dieser schrecklichen Vergangenheit dazu beitragen, den Mörder zu identifizieren, und dannwürde sie sich durch ihr Schweigen schuldig machen. Sie musste etwas unternehmen, für Giovanna.
    Saras Herzschlag normalisierte sich langsam wieder. Sie stand mit brennenden Augen auf, schwankte und wäre beinahe hingefallen. Doch bei dem Gedanken daran, dass in wenigen Stunden, um drei Uhr nachmittags, die Beerdigung stattfinden würde, riss sie sich zusammen. Sie musste stark sein.
    Ehe sie sich zurechtmachte, setzte sie sich an den Schreibtisch in ihrem Arbeitszimmer und schrieb einen Brief. Kurz und in etwas kindlicher, schräger Druckschrift.
    Vor allem aber anonym.
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    Er stand vor dem Fenster und blickte mit der ihm eigenen strengen Miene hinaus. Als es klopfte, drehte er sich um. »Kommen Sie herein, Maresciallo, ich habe auf Sie gewartet.«
    Das Erste, was an Colonnello Arturo Parisi auffiel, war seine tadellos sitzende Uniform mit den vielen Medaillen und Auszeichnungen an der Brust. Er schien einem Sammelalbum für berühmte Militärfiguren oder einem historischen Roman entstiegen zu sein.
    Der Colonnello wirkte verärgert und kam gleich zur Sache. »Was gibt es Neues aus der Staatsanwaltschaft?«
    »Der Staatsanwalt hat die Zusammenarbeit mit der Polizei angeordnet.«
    »Einverstanden, Maresciallo, aber nur unter der Bedingung, dass die Ermittlungsberichte getrennt eingereicht werden. Das ist fundamental. Sie unterzeichnen unsere Berichteund die Polizei ihre eigenen. So lauten die Vorschriften unseres Generalkommandos.«
    »Verstanden, Signor Colonnello.«
    »Außerdem möchte ich Ihnen Diskretion ans Herz legen. Die Familie Innocenti hat einen Namen hier in Florenz.« Er schritt zu seinem Schreibtisch und fuhr in demselben brüsken Ton fort: »Wir sollten uns setzen, denn ich hoffe, das ist nicht Ihre einzige Mitteilung. Ich habe Sie um rasches Handeln gebeten.«
    »Colonnello, ich habe eine enge Freundin von Giovanna Innocenti befragt und einiges über das Leben des Opfers

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