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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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ähnlich wie Sara Genovese? Zwei versiegelte Münder?
    Sein durchdringender Blick, die Anspannung in seiner Stimme, die überlegene, herausfordernde Haltung, die doch sehr aufgesetzt wirkte, konnten, für sich genommen, als Anzeichen von Stress nach einem Trauerfall interpretiert werden. Zusammen betrachtet jedoch drückten sie Nervosität,Angst und Wut aus, abgesehen von der offensichtlichen Verachtung.
    Gori hatte es in seiner Laufbahn schon mit vielen Mördern zu tun gehabt, darunter auch solchen, die als Täter kaum in Betracht gekommen waren, und war daher in der Lage, auch nicht sprachliche Äußerungen zu deuten, die einem unerfahrenen Auge entgingen.
    »Wir würden gern noch mit Ihrer Frau sprechen, falls sie zu Hause ist«, sagte er schließlich.
    Alvise Innocenti, der seinen Zigarettenstummel aggressiv im Aschenbecher ausgedrückt hatte und gerade aufstehen wollte, erstarrte. »Warum?«
    »Sie könnte etwas wissen. Töchter vertrauen sich im Allgemeinen eher ihren Müttern an.«
    »Das schließe ich kategorisch aus. Im Übrigen darf meine Frau nicht gestört werden. Ich möchte Sie daran erinnern, dass wir ein Trauerhaus sind und Gäste haben. Falls Sie weiter darauf bestehen, werde ich wohl meinen Freund Fiore, den Oberstaatsanwalt, anrufen müssen.«
    Das beeindruckte den Maresciallo nicht weiter. Er hatte schon damit gerechnet, dass Innocenti den Namen des Oberstaatsanwalts früher oder später ins Spiel bringen würde. »Das mag jetzt nicht der günstigste Moment sein, aber wir werden noch einmal mit Ihnen sprechen müssen«, entgegnete er kühl und stand auf. Surace erhob sich ebenfalls.
    Als der Hausherr sie zur Tür brachte, gelang es Gori, einen Blick in einen der Salons zu werfen. Mehrere Personen standen dort beisammen, darunter Signora Innocenti. Eine Frau, die trotz all ihres Reichtums schmucklos und unscheinbar daherkam und ihrer Weiblichkeit entsagt zu haben schien. Sie war mager und schlaff, ihr Rücken gekrümmt, ihr Teint grau und fahl. Und sie humpelte sichtlich. Diese Besonderheit war Gori bei der Beerdigung zwar aufgefallen, doch er hatte sie vergessen.
    »Auf Wiedersehen, Signor Gori«, verabschiedete Alvise Innocenti ihn mit Betonung auf »Signor«.
    Eine verhüllte Drohung?
    Um ihm anzudeuten, dass er sich des Dienstgrades eines Maresciallo nicht mehr lange würde rühmen dürfen?
    Im Davongehen war Gori sich nicht sicher, ob er richtig gehört hatte, aber ihm schien, als hätte der Mann noch »Arme Irre« gemurmelt.
    »Die erste Runde geht an ihn«, bemerkte Domenico Surace, als sie in den Dienstwagen stiegen. »Was für ein arroganter Kerl! Und was sollte der Scheiß mit dem Signor ? Wollte der uns einschüchtern?«
    »Sein Benehmen ist ziemlich suspekt«, konstatierte Gori und fügte hinzu: »Ist dir aufgefallen, dass er seine Tochter nicht ein einziges Mal beim Namen genannt hat?«
    »Und ist Ihnen, Maresciallo, aufgefallen, dass er raucht?«
    Gori nickte. Derweil hatte Surace den Motor angelassen, und der Maresciallo warf noch einen letzten Blick auf die Villa. An einem der Fenster im Erdgeschoss meinte er, das Gesicht Alvise Innocentis zu bemerken, der sie im Auge behielt. Doch der Eindruck war so kurz und flüchtig, dass der Maresciallo nicht wusste, ob er Innocenti wirklich gesehen hatte.
    Sie waren keinen Schritt weitergekommen, abgesehen von der Erkenntnis, dass von diesem massigen Mann keinerlei Hilfe bei der Aufklärung des Mordes zu erwarten war.
    Auch schien sich Sara Genoveses Aussage mehr und mehr zu bestätigen: Giovanna musste in ihrer Jugend ein schweres Trauma erlitten haben.
    Ein Trauma, an dem der Vater möglicherweise nicht unbeteiligt war.
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    Teresa war zurück von der Nazione . Und nun wusste sie nicht, wie sie dem Chef gegenübertreten sollte.
    Der Besuch bei der Zeitung war ein Misserfolg gewesen, so sah sie es jedenfalls. Für die anderen gehörte so etwas wahrscheinlich einfach zum Alltagsgeschäft.
    Am Ende hält er mich für unfähig, befürchtete sie und verspürte das Bedürfnis, sich einem ihrer Kollegen anzuvertrauen, auch wenn sie diese noch kaum kannte. Sie ging gerade auf den Haupteingang des Polizeipräsidiums zu, als jemand hupte. Beim Umdrehen sah sie Antonio Sergi, der gerade mit einem dicken Auto vorgefahren war und ihr Zeichen machte, auf ihn zu warten. Sie blieb stehen. Ganz schöne Luxuskarosse für einen Polizisten mit kaum mehr als eintausendsiebenhundert Euro im Monat, dachte sie.
    »Dottoressa Micalizi, da hat jemand aus Rom für

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