Schwarze Rosen
September/Oktober 1982 mehrere Frauen entführt, verstümmelt und getötet worden waren, mit Sicherheit sechs, vielleicht auch sieben oder noch mehr. Keine davon war jedoch verbrannt worden. Das letzte Opfer, das an einem Flussufer liegen gelassen worden war, hatte der Polizei noch einige Angaben machen können, insbesondere über den Lieferwagen, in den es bei der Entführung hineingezwungen worden war. Vier Männer waren identifiziert worden, die sich als Anhänger eines Satanskults erwiesen. In der Wohnung, in der sie gewöhnlich ihre Riten abhielten, hatten die Beamten eindeutige Spuren von Menschenopfern gefunden.
»Auf welche Art wurden die Opfer misshandelt?«, erkundigte sich Vinci, der ahnte, dass es bedenkenswerte Einzelheiten in diesem Zusammenhang gab.
»Den Frauen wurde die linke Brustwarze abgeschnitten.«
»Seltsam, genau wie bei einigen Morden des ›Monsters von Florenz‹.«
»Richtig.«
»Wussten Sie von diesem Fall aus Chicago?«, fragte der Staatsanwalt Ferrara.
»Nein. Ich höre eben zum ersten Mal davon«, antwortete der Commissario, und alle anderen, einschließlich Gori, äußerten sich in gleicher Weise.
»Man findet auch nur auf wenigen amerikanischen Seiten etwas darüber«, verdeutlichte Venturi.
Daraufhin sagte Vinci: »Also handelt es sich nicht nur um Gerüchte und abartige Fantasien. Wir sollten nähere Einzelheiten von der Chicagoer Polizei oder dem FBI anfordern.«
Die anderen nickten zustimmend.
Venturi setzte seinen Bericht mit den Informationen fort, die er über die Gebrüder Bartolotti zusammengetragen hatte. »Über diese beiden möchte ich alles, aber auch alles wissen«, hatte ihm sein Chef eingeschärft, als er ihn von der Kapelle aus angerufen hatte.
Er trug vor, dass Dante Bartolotti ein Finanzmagnat war. Single, fünfundfünfzig Jahre alt; er wohnte auf New Yorks Upper East Side und war Hauptaktionär mehrerer amerikanischer Gesellschaften, die fast alle in der Ölindustrie oder im Bauwesen tätig waren, mit Aufträgen von großem Wert und Umfang. Außerdem betrieb er Geschäfte auf der halben Welt, von Nordamerika über den Mittleren Osten bis nach Ostasien. Ein einflussreicher Mann, ohne Frage.
Sein Bruder Umberto war Ingenieur, übte seinen Beruf jedoch nur sporadisch aus, indem er Freunden und den Freunden von Freunden unter die Arme griff. Auch er war unverheiratet und stand kurz vor seinem fünfundvierzigsten Geburtstag. Man kannte ihn in der Stadt, er frequentierte die Salons der alten Adelsfamilien. Es wurde gemunkelt, ersei homosexuell, das konnten aber auch pure Gerüchte sein, da von ernsthafteren Liebesbeziehungen nichts bekannt war. Nicht bloß Gerüchte dagegen waren die Andeutungen hinsichtlich seiner finanziellen Probleme, eine Folge von Fehlinvestitionen, die er dem Bruder angeblich verschwiegen hatte. Auch von seiner Leidenschaft für schnelle Autos hörte man und davon, dass er Jahr für Jahr einen großen Teil der Grand-Prix-Rennen der Formel-Eins-Weltmeisterschaft von den Tribünen der Rennstrecken aus verfolgte. Mit knapp achtzehn hatte er an dem letzten Autorennen auf dem sizilianischen Ring von Madonie Targa Florio teilgenommen. Das war im Jahr 1977 gewesen, und dabei war der Wagen eines Konkurrenten nach der Geraden von Buonfornello von der Strecke abgekommen und hatte einige Zuschauer überfahren, was zu zwei Toten und drei Schwerverletzten geführt hatte. Danach war das Rennen eingestellt beziehungsweise in eine Rallye umgewandelt worden.
»Darüber hinaus erwarte ich weitere Nachrichten über die beiden Brüder, möglicherweise noch heute«, fuhr Venturi fort. »Einer meiner Informanten ist dabei, Indiskretionen über ihre Gesellschaft zusammenzutragen, der nicht nur das Landgut mit der Kapelle gehört, sondern auch ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Molkerei in den Apenninen, der ins Gerede gekommen ist.«
»Inwiefern ins Gerede?«
»Anscheinend wurden zahlreiche Kinder, die aus Problemfamilien stammen oder Waisen sind, vom Vormundschaftsgericht einem Hilfswerk anvertraut, das zu diesem Betrieb gehört, und es besteht der dringende Verdacht, dass es dort Fälle von Missbrauch gegeben hat«, erklärte Venturi.
»Das sind doch nur die üblichen Verleumdungen!«, rief der Oberstaatsanwalt dazwischen. »Kümmern Sie sich lieber um ernsthafte Anhaltspunkte«, fügte er mit verärgerter Miene hinzu.
Venturi beschränkte sich darauf, den Kopf zu schütteln.
Dann war Ispettore Sergi an der Reihe, dessen Nachforschungen in dem
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