Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
Vom Netzwerk:
»Also, keine langen Vorreden, kommen Sie gleich zur Sache!«, fügte er hinzu und wippte auf seinem Sessel. In seinem Blick lag der Dünkel eines mächtigen und selbstherrlichen Mannes.
    »Was wir zunächst von Ihnen wissen möchten, ist, ob Sie persönlich jemanden in Verdacht haben.«
    »Nein, absolut nicht. Nach dem Uni-Examen ist sie ausgezogen und hat allein gewohnt. Sie hatte ihr eigenes Leben. Sie hat ein Immobiliengeschäft gegründet, aber das wissen Sie ja bereits, nicht wahr?« Seine Lippen verzogen sich spöttisch. Dann nahm er eine Zigarette aus der Schachtel, zündete sie an und blies den Rauch seinen Besuchern ins Gesicht.
    »Ja, wir wissen von der Immobilienagentur«, antwortete Gori und wedelte den Qualm von sich weg.
    »Richtig. Zusammen mit dieser Freundin, Sara. An den Nachnamen erinnere ich mich nicht oder wusste ihn noch nie.« Seine Stimme wurde eine Tonlage höher.
    »Genovese.«
    »Kann sein. Jedenfalls eine Frau, über die gewisse Gerüchte kursieren, die vermutlich nicht jeder Grundlage entbehren.«
    »Was für Gerüchte?«
    »Man munkelt, sie sei homosexuell … lesbisch.«
    »Gerüchte interessieren uns nicht«, unterband der Maresciallo die Andeutung. »Uns interessieren Verbrechen, und Homosexualität ist kein Verbrechen.«
    »Sicher, aber bei der engen Freundschaft … Muss ich noch deutlicher werden?«
    »Das ist nicht nötig.«
    »Ich sehe, Sie verstehen.«
    »Hatte Ihre Tochter irgendwelche Feinde? Eine Beziehung zu einem verheirateten Mann? Oder verkehrte sie in zwielichtigen Kreisen?«, fragte der Maresciallo, um das Gespräch wieder auf das eigentliche Thema zu lenken.
    »Was reden Sie denn da? Sie ist anständig erzogen worden, in einem anständigen Zuhause.« Sein Ton war jetzt noch kühler, geradezu eisig.
    »Signor Innocenti, wenn ich darauf beharre, dann nur, weil wir die Wahrheit ans Licht bringen wollen.«
    »Natürlich, das ist schließlich Ihre Aufgabe.«
    »Erinnern Sie sich vielleicht an besonders schwierige Zeiten im Leben Ihrer Tochter, zum Beispiel in ihrer Jugend?«
    »Maresciallo, worauf wollen Sie hinaus? Ergehen Sie sich hier in irgendwelchen Unterstellungen? Noch einmal, sie ist in einem anständigen Haus aufgewachsen. Ich habe langsam den Eindruck, dass Sie bloß Zeit verschwenden, statt Ihre Arbeit zu tun, und vor allem werde ich nicht zulassen, dass das Andenken meiner Tochter in den Schmutz gezogen wird.« Seine Augen schleuderten Blitze.
    »Sie haben also keinerlei Erklärung für den Mord an Ihrer Tochter, Signor Innocenti?«
    »Nein, keinerlei!« Er starrte den Maresciallo an, der spürte, wie ihm eine Woge von Hass entgegenschlug. Das Gefühl dauerte nur einen Augenblick, doch er wusste, dass er sich nicht getäuscht hatte. »Und was ist nun Ihre Meinung, Maresciallo?«
    »Ich habe mir noch keine gebildet. Eine letzte Frage«, sagte Gori, und auch sein Blick wurde jetzt hart und forschend.
    Der Mann betrachtete ihn halb lauernd, halb drohend, doch der Maresciallo ließ sich nicht einschüchtern.
    »Haben Sie hier im Haus noch persönliche Gegenstände von Ihrer Tochter? Es können auch ältere sein, aus der Zeit,als sie noch bei Ihnen wohnte. Briefe vielleicht? Notizkalender? Andenken, Geschenke? Falls ja, wäre es gut, wenn Sie uns erlauben würden, einen Blick darauf zu werfen.«
    »Maresciallo, ich verstehe nicht, was diese Frage soll. Haben Sie etwa vor, eine Hausdurchsuchung vorzunehmen? Wenn Sie einen Durchsuchungsbeschluss vom Staatsanwalt haben, zeigen Sie ihn mir!« Innocenti schürzte unwillig den Mund. Offenbar hatte er genug von dieser informellen Befragung.
    »Aber nein, keineswegs. Wir haben keinen Beschluss und nicht die Absicht, Ihr Haus zu durchsuchen. Das ist nur eine einfache Bitte um Mithilfe. Wir möchten Sie lediglich auffordern, uns zu unterstützen und uns freiwillig etwaige Besitztümer Ihrer Tochter auszuhändigen, damit wir diese in unsere Ermittlungen mit einbeziehen können. Das ist alles.«
    »Es gibt aber nichts. Sie hat alles mitgenommen, gleich nach dem Examen, als sie nach San Frediano gezogen ist.«
    Der Maresciallo runzelte die Stirn. Nur selten hatte er bisher einen derart widerspenstigen Zeugen befragt. Er hätte jetzt die Geduld verlieren können, aber er beherrschte sich. Ihm war klar, dass der Mann eine defensive Haltung eingenommen hatte.
    Um den guten Namen der Familie zu schützen?
    Oder aus einem anderen Grund?
    Befürchtete er vielleicht, in irgendeiner Weise in den Fall mit hineingezogen zu werden,

Weitere Kostenlose Bücher