Schwarze Rosen
beendet betrachtet werden.
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Enrico Costanza wartete und betrachtete dabei durchs Fenster den Sonnenuntergang.
An diesem Abend konnte er den Zauber des Farbenspiels, die flammend orangeroten Töne am Himmel, jedoch nicht richtig genießen. Sein Blick war von einer Spur Melancholie verschleiert. Was ihn umtrieb, war das allzu schnelle Fortschreiten der Zeit. Er hatte noch so viele Dinge zu erledigen, und alle waren sie wichtig. Obendrein drängte es ihn zu erfahren, ob seine Verbindung zu den anderen noch intakt war nach dem, was passiert war. Bald würde er sich allerdings persönlich davon überzeugen können.
Als das Telefon klingelte, atmete er auf.
Endlich!
Er ging zum Schreibtisch und nahm den Hörer ab. »Ja«, sagte er mit fester Stimme.
»Ich bin’s«, meldete sich die Person am anderen Ende. »Gibt es Neuigkeiten?«
»Nein.«
»Wir müssen der Sache nachgehen, du weißt, was ich meine … Hier möchte man Gewissheit …«
»Ja.«
»Wir müssen erfahren, was sie vorhaben. Verstehst du mich?«
»Natürlich. Wir haben schon alles Nötige veranlasst und sind auf der Hut.«
»Sehr gut.«
Sie drückten sich nicht deutlicher aus, obwohl sie sicher waren, dass sie nicht abgehört wurden.
»Danke.«
»Sehen wir uns zu meinem Geburtstag?«, fragte die Stimme am anderen Ende.
»Selbstverständlich. Morgen Abend bin ich bei dir.«
Als das Gespräch beendet war, kehrte Costanza zum Fenster zurück und schaute wieder hinaus. Doch der rote Ball war schon hinter dem Horizont abgetaucht. Die Farben der Natur verblassten, und ein dunkler Mantel breitete sich langsam über die Hügel.
Er schloss die Fensterläden.
Wieder am Schreibtisch, griff er zum Telefon und wählte eine Nummer.
Es war ein kurzes Telefonat.
Kryptisch.
Wie immer.
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Auch der Commissario erhielt noch einen Anruf, bevor er das Büro verließ.
Gianni Fuschi teilte ihm mit, was bei der Untersuchung der Fußabdrücke herausgekommen war. Zwei waren sehr deutlich, die Sohle musste ziemlich neu sein. Sie entsprachen Wanderstiefeln, wie sie von Jägern getragen wurden, Männergröße 43/44. Ein anderer dagegen gehörte zu der abgenutzten Sohle eines Turnschuhs der Marke Nike, Größe 36.
»Von einer Frau?«, fragte Ferrara.
»Sehr wahrscheinlich. Die Länge und die Tiefe des Abdrucks lassen darauf schließen, dass es sich um eine Person von leichtem Gewicht und eher geringer Körpergröße handelte. Morgen lasse ich dir den detaillierten Bericht zukommen, Michele.«
»Danke!«
Als er nach Hause kam, lag Petra schon im Bett. Sie war aber noch wach und hatte den Fernseher laufen.
Er beugte sich über sie und gab ihr einen Kuss.
»Deine Haare stinken nach Qualm«, beklagte sie sich. »Du musst mehr als sonst geraucht haben.«
»Das ist nicht nur Zigarrenrauch. Wenn du wüsstest, was wir dort gefunden haben …«
»Sag nichts weiter! Du weißt, dass ich keine Einzelheiten hören will.«
»Schon gut. Jetzt gehe ich erst mal duschen.« Nachdem er sie noch einmal geküsst hatte, verschwand er im Bad.
»Michele, ich bereite dir noch schnell was zu essen zu«, rief sie ihm nach und stand auf.
Unter dem heißen Wasserstrahl dachte Ferrara erneut an das Opfer. Er versuchte, sich die Frau während ihrer letzten Stunden vorzustellen, im Kreis ihrer Familie oder mit ihrem Mann oder ihrem Liebhaber. Und wenn sie eine Prostituierte gewesen war? Mit wem war sie zusammen gewesen, bevor man sie so zugerichtet hatte? Commissario Ferrara versuchte, sich ein Bild von ihr zu machen: Bestimmt war sie schön gewesen, bezaubernd, mit einer guten Figur. Vor allem aber nichtsahnend, dass jemand ihr mitten in der Nacht die Kehle durchschneiden und sie anzünden würde.
Wer weiß, wann sie begriffen hat, was sie mit ihr vorhaben! Ob sie wohl von dem Ritual vorher gewusst hat oder völlig überrascht wurde? Vielleicht war sie ja eine Adeptin … Diese Brutalität, mein Gott!
»Alles in Ordnung?«, fragte Petra von der Badezimmertür her und unterbrach seine Gedanken.
»Ja, bestens.«
»Ich habe schon den Tisch gedeckt.«
»Ich komme gleich.«
In der Salatschüssel fand er einen grünen Salat mit Tomaten vor, den er wie immer nach seinem Gusto anmachen würde. Auf seinem Teller lag schon ein Steak und auf Petras eine Seezunge nach Müllerin-Art. Dazu tranken sie ein gutes Glas Chianti, und zum Nachtisch gab es Obstsalat.
Dann konnte er es sich endlich in seinem schwarzen Ledersessel bequem machen. Wie gewohnt legte er die Füße auf den Stoffschemel
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