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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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und wandte sich der Arbeit zu, die er mit nach Hause genommen hatte. Er wollte eine Synopsis mit den Hauptmerkmalen der geschehenen Verbrechen erstellen, die im Weiteren durch neue Elemente ergänzt und aktualisiert werden musste. Ein unverzichtbares Hilfsmittel für einen Ermittler, aber auch eine Geduldsarbeit, die ihn für eine Weile in Anspruch nehmen würde.
    Inzwischen war es kurz nach Mitternacht.
    Er arbeitete still vor sich hin und ahnte nicht im Entferntesten, dass gleich wieder etwas geschehen würde.
    In nächster Nähe, nur wenige Schritte von seinem Haus entfernt.

7 2
    NACHT VON SONNTAG, 27. JUNI., AUF MONTAG, 28. JUNI
    Er stürzte hinaus auf die Dachterrasse.
    Mehrere Schüsse aus einer Faustfeuerwaffe waren plötzlich durch die Nacht gehallt. Drei, vier, vielleicht sogar fünf.
    Ferrara sah Menschen über die Ponte Vecchio hasten, ein allgemeines Flüchten. Etwas lag auf dem Pflaster, es konnte eine Person sein, direkt vor der Büste von Benvenuto Cellini, dem berühmtesten der Florentiner Goldschmiede.
    »Petra, ich gehe runter«, schrie Ferrara.
    »Michele …«, konnte sie ihm gerade noch nachrufen, da hörte sie schon die Tür ins Schloss fallen.
    Der Commissario lief auf die Straße, wie er gerade war, im Jogginganzug. Von fern näherte sich bereits Sirenengeheul. Ferrara wandte sich nach links und sah das Blaulicht auf dem Dach eines Streifenwagens. Die letzten fünfzig Meter legte er keuchend zurück, dann bot sich ihm ein weiteres schreckliches Bild: Ein junger Mann, groß, schlank, farbig, lag lang ausgestreckt auf dem Rücken. Aus seiner Brust und seinem Kopf strömte Blut, und er zuckte konvulsivisch. Als Ferrara sich neben ihn kniete, hob sich der Brustkorb des Mannes zu einem letzten Atemzug. Dann war er still. Nur die Blutlache breitete sich weiter aus.
    Der Commissario fühlte seinen Puls. Nichts, auch nicht mehr schwach. Der Mann war tot. Hier, direkt vor seinen Augen gestorben. Ferrara betrachtete das Opfer und stellte fest, dass es nicht viel älter als fünfundzwanzig sein konnte. Er stand auf und sah sich um. Am Rand der Brücke reckten ein paar Neugierige die Hälse, wurden aber bereits von einemPolizisten aufgefordert, sich zu entfernen. Die anderen Beamten aus dem Streifenwagen kamen auf den Commissario zu, und er wies sie sogleich an, sich mit der Einsatzzentrale in Verbindung zu setzen. Der Gerichtsarzt musste angefordert und der diensthabende Staatsanwalt verständigt werden.
    Noch ein Mord, und das innerhalb von vierundzwanzig Stunden! Mitten im Herzen von Florenz!
    Beim Warten zündete er sich eine Zigarre an und ging langsam auf der Brücke auf und ab, unter der der Fluss ruhig und glatt dahinströmte. Rauchringe folgten Ferrara, die träge in der Nachtluft aufstiegen und bald vom Wind zerstreut wurden. Der Commissario konnte sich nicht erinnern, schon einmal eine ähnliche Tat erlebt zu haben, in der Altstadt und zu dieser Stunde, da die Touristen den Anblick des nächtlichen Florenz von einer der schönsten Stellen aus genießen wollten, mit all den erleuchteten alten Palazzi, die sich im Wasser spiegelten. Ein traumhaftes Bild, nun verunstaltet von dieser Leiche auf dem Boden.
    Auf einmal rief ihn jemand. »Commissario!«
    Es war einer der Uniformierten. Er meldete, dass der Gerichtsmediziner und der Staatsanwalt eingetroffen waren. Ferrara ging ihnen entgegen, nachdem er seinen Zigarrenstummel fast gewaltsam ausgetreten hatte. Es waren Franceschini und Vinci. Die beiden hatten offenbar immer noch Dienst.
    »Wer ist es?«, fragte der Staatsanwalt sofort.
    »Vermutlich ein Migrant, wahrscheinlich aus einem Nicht-EU-Land. Identität noch nicht bekannt.«
    »Haben Sie selbst etwas gesehen, Commissario?«
    »Ich habe nur die Schüsse gehört und bin gleich aus dem Haus gerannt. Er ist vor meinen Augen gestorben.«
    Franceschini hatte sich derweil über die Leiche gebeugt,wobei er darauf achtete, nicht in die enorme Blutlache zu treten. »Er ist in die Brust und in den Kopf getroffen worden«, sagte er.
    »Patronenhülsen?«, fragte Vinci.
    »Keine. Der Täter muss einen Trommelrevolver benutzt haben«, antwortete Ferrara.
    »Höchstwahrscheinlich«, pflichtete ihm der Staatsanwalt bei.
    Etwa dreißig Meter entfernt, in Richtung der Piazza della Repubblica, standen schon die ersten Berichterstatter für Verbrechens- und Unfallmeldungen samt ihren Fotografen, und die Kamera eines lokalen Fernsehsenders filmte den Tatort.
    Wann würde dieser Horror ein Ende

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