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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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Last zu legen?
    Ciuffi bezweifelte es.
    Er hielt es für sehr unwahrscheinlich, dass der Mann eine solche Tat auf seinem eigenen Territorium begangen hatte, essei denn, es handelte sich um einen Mord im Affekt. Doch in dem Fall wäre er bestimmt nicht seelenruhig zu Hause geblieben, noch dazu mit dieser Drogenmenge unter seinem Dach. Außerdem waren bei der Durchsuchung keine Waffen gefunden worden, obwohl er die Tatwaffe natürlich irgendwo anders versteckt oder in den Arno geworfen haben konnte.
    Jetzt saß Boulam vor Ciuffis Schreibtisch, um verhört zu werden, während Teresa sich in ihrem Büro mit dem Mädchen unterhielt.
    Das Spiel konnte beginnen.
    »Eine ganz hübsche Menge Heroin, über ein halbes Kilo!«, begann Ciuffi und taxierte den Verdächtigen auf eine Reaktion hin. Dann ließ er den Blick zu Boulams Händen hinunterwandern und registrierte die nikotingelben Fingerspitzen eines Rauchers, der seine Zigaretten bis zum letzten Tabakrest raucht.
    »Der Stoff gehört mir, Dottore. Es stimmt nicht, dass ich nichts davon wusste. Die anderen haben nichts damit zu tun.«
    »Sicher?«
    »Ja.«
    »Wie sind Sie daran gelangt?«
    »Sie dürfen mich nicht ohne meinen Anwalt verhören. Das Gesetz sagt, ich habe das Recht auf einen Anwalt.«
    »Verstehe. Sie wollen also nicht, dass man Ihnen hilft.«
    »Nein, ich habe einen Fehler begangen, und es ist gerecht, dass ich bezahle.« Sein Tonfall war nüchtern, entschieden, das Gesicht wie versteinert.
    Er saß aufrecht da und verschränkte nun die Arme vor der Brust. Sein Blick wirkte abweisend. Boulam war eindeutig nicht gewillt, sich weiter zu äußern.
    Ciuffi rief einen Uniformierten und ließ den Verdächtigenzum Erkennungsdienst bringen, wo er dem Schmauchspuren-Test mit dem Paraffinhandschuh unterzogen werden sollte. Und sei es nur der Vollständigkeit halber. Anschließend, nachdem die nötigen Schriftstücke aufgesetzt waren – das Durchsuchungs- und Beschlagnahmeprotokoll sowie das Festnahmeprotokoll –, würde Boulam in der Verwahrzelle auf seine Überführung ins Gefängnis warten.
    Ein Schlag ins Wasser, sagte sich Ciuffi.
    Eine gute Stunde später jedoch saß Nabil Boulam erneut vor ihm.
    Hatte er seine Meinung etwa geändert? Nach den Untersuchungen bei der Kriminaltechnik hatte er von sich aus um eine zweite Unterredung gebeten.
    Wollte er reinen Tisch machen, um sich die Gunst des Polizisten zu erwerben?
    »Ich höre!«
    Der Mann stieß einen langen Seufzer aus und begann zu reden. Zunächst legte er die Bedingungen einer Übereinkunft dar. Einer Übereinkunft, von der eventuell beide Seiten profitieren würden.
    88
    DIENSTAG, 29. JUNI
    »Wie ist es gestern Nacht gelaufen?«
    Ciuffi wiegte den Kopf, dann erschien ein Grinsen auf seinem Gesicht. Er wechselte einen Blick mit Teresa und antwortete: »War eine einträgliche Nacht, Capo.« Daraufhin schilderten sie die Aktion in allen Einzelheiten.
    »Die Russin hat demnach die Wahrheit gesagt?«
    »Allerdings«, antwortete Teresa mit einer Spur von Genugtuung.
    »Und dieser Nabil Boulam wollte also um keinen Preis ins Gefängnis von Sollicciano. Hat er dir den Grund genannt, Ciuffi?«
    »Er hat wohl eine hübsche Anzahl Feinde dort drin, weiter wollte er sich nicht äußern. Nur, dass er nicht lebend wieder herauskommen würde.«
    »Und was hat er dir im Austausch dafür angeboten?«
    Sie sollten einer Vergewaltigung nachgehen, die vor ein paar Tagen verübt worden sei, antwortete Ciuffi. Täter sei angeblich der auf der Ponte Vecchio erschossene Marokkaner, den man möglicherweise deswegen hingerichtet habe.
    »Hat er dir den Namen der vergewaltigten Frau genannt?«
    »Nein, den wusste er nicht.«
    »Und den des Marokkaners?«
    »Auch nicht, obwohl er den mit Sicherheit kennt.«
    »Allerdings. Unmöglich, dass er ihn nicht gekannt hat.«
    Ciuffi und die Kollegin nickten. »Er wollte reden und auch wieder nicht, Chef. Vermutlich will er uns das Motiv liefern, aber ohne sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Um in seinem Milieu nicht an Glaubwürdigkeit zu verlieren, schätze ich.«
    »Verstehe. Er will, dass wir von allein dahinterkommen, das heißt, falls er nicht selbst in die Sache verwickelt ist. Weißt du schon, ob uns etwas über irgendwelche Vergewaltigungsfälle in den letzten Tagen bekannt ist?«
    »Es gibt eine versuchte Vergewaltigung an einer amerikanischen Schülerin, die eine Sprachschule in der Via Brunelleschi besucht.«
    »Wir werden sie befragen müssen.«
    »Eine Streife ist schon zu

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